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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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des Meeres. Irgendwie war es binnen eines Wimpernschlags in die Tiefe gesaugt worden. Die fliegenden Teile waren lediglich Stücke, die von den Decks und den Segeln abgerissen waren, als das Wasser über dem Schiff zusammengeschlagen war.
    Das Meer wurde schwarz, als habe sich eine dichte Wolke vor die Sonne geschoben, aber es warf gleichzeitig Wellen. Kaldrosa brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass etwas Riesiges unter ihrem Schiff dahinglitt. Etwas absolut Gigantisches. Sie sah die Hexer singen, und jetzt waren es nicht nur ihre Hände, die miteinander verschlungen waren. Es schien, als hätten sich die schwarzen Tätowierungen, die sie alle trugen, von ihren Händen losgerissen und hielten einander fest, pulsierend vor Macht. Die Hexer schwitzten, als stünden sie unter ungeheurem Druck.
    Wasser schwoll an, als glitte ein riesiger Pfeil direkt unter der Oberfläche des Meeres dahin - und er hielt inne, als er das
zweite cenarische Kriegsschiff erreichte. Die Männer auf seinem Deck, fünfzig Schritte entfernt, schrien, schossen Pfeile ins Wasser und schwangen Schwerter, während der Kapitän versuchte, das Schiff zu wenden.
    Fünf Sekunden lang geschah nichts, dann krachten zwei graue, massige Gegenstände gegen das Deck des cenarischen Schiffes. Sie waren zu groß, als dass Kaldrosa auch nur hätte erraten können, was sie sein mochten - jeder der Gegenstände bedeckte fast ein Viertel des Schiffsrumpfs. Dann sprang das Schiff zehn Schritte aus dem Meer empor, und Kaldrosa sah, dass es sich bei den beiden Gegenständen um Finger einer massigen, grauen Hand handelte. Dann ging die Hand unter, und das gesamte Schiff verschwand unter den Wellen. Es zerbarst, während sich das Wasser darüber schloss, und wieder schaukelten danach nur ein paar Splitter und Tuchfetzen auf den Wellen.
    Dann bewegte sich die schwarze Gestalt abermals. Sie war zu groß, um real zu sein. Und diesmal schrien die Männer auf dem letzten cenarischen Schiff. Kaldrosa hörte, wie Befehle gerufen wurden, aber das Chaos war zu groß. Das Schiff trieb weg, obwohl es ihrer Seekuh näher gekommen war, während die Hexer die anderen Schiffe zerstört hatten.
    Das Meer schwoll abermals an, doch diesmal gab es keine Pause. Das Monstrum tauchte mit unglaublicher Geschwindigkeit unter das cenarische Schiff und stieg dann hoch genug aus dem Wasser auf, dass die Dornen seines Rückgrats sich fast zehn Meter in die Luft erhoben.
    Die Dornen schnitten das Schiff in zwei Teile, und zwei Schläge eines grauen Schwanzes versenkten beide in den Ozean. Die khalidorischen Soldaten, die sich auf Deck drängten - Kaldrosa hatte nicht einmal bemerkt, dass sie herausgekommen waren -, jubelten.

    Sie wollte sie gerade wieder auf ihre Plätze zurückschicken, als der Jubel jäh abbrach. Die Soldaten zeigten alle in die gleiche Richtung. Sie folgte ihrem Blick und sah, dass sich abermals eine bucklige Welle erhob, die jetzt aber direkt auf sie zukam. Die Hexer schwitzten heftig, und offene Panik zeichnete sich auf ihren Gesichtern ab.
    »Nein!«, schrie ein junger Hexer. »Das wird nicht funktionieren. So .«
    Etwas bewegte sich von den Hexern auf das Ungeheuer zu. Es begegnete der näher kommenden Bestie, und nichts geschah. Die Soldaten schrien entsetzt auf.
    Dann drehte die riesige Gestalt bei und schwamm ins Meer hinaus.
    Die Soldaten jubelten, und die Hexer brachen auf Deck zusammen. Aber irgendetwas war noch nicht zu Ende. Das begriff Kaldrosa sofort. Während sie den Befehl gab, die Riemen wieder zu bemannen und Segel zu setzen, ließ sie die Hexer nicht aus den Augen.
    Der Anführer sprach mit dem jungen Mann, der - wenn Kaldrosa richtig vermutete - die Initiative ergriffen und ihrer aller Leben gerettet hatte. Der junge Mann schüttelte den Kopf und starrte aufs Deck.
    »Gehorsam bis zum Tod«, hörte sie ihn sagen.
    Der Anführer begann erneut zu sprechen, zu leise, als dass Kaldrosa ihn hätte verstehen können, und die anderen elf Hexer scharten sich um die beiden Männer. Sie legten die Hände auf den jungen Mann, der sie alle gerettet hatte, und Kaldrosa sah, wie seine Tätowierungen sich von seiner Haut erhoben. Sie schwollen immer weiter an, bis seine Arme schwarz waren, und dann platzten sie auf - nicht nach außen, weg vom Körper des Hexers, sondern nach innen, als seien sie Adern, die überfüllt
waren und ihre Flüssigkeit jetzt in seinen Körper entließen. Die geborstenen Tätowierungen bluteten unter der Haut des jungen Mannes, und er brach

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