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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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heftig zuckend auf dem Deck zusammen. Binnen Augenblicken war sein ganzer Körper schwarz. Er schlug mit den Gliedern und würgte, dann war er tot.
    Alle anderen auf dem Schiff ignorierten die Hexer mit Eifer. Kaldrosa war schließlich die Einzige, die das Ganze noch beobachtete. Der Anführer der Hexer sagte ein Wort, und die anderen Hexer warfen den Leichnam über Bord. Dann drehte er sich um und betrachtete sie mit übermäßig blauen Augen.
    Nie wieder, schwor sich Kaldrosa. Nie wieder.
    »Kennt Ihr das Geheimnis effektiver Erpressung, Durzo?«, fragte Roth. Er saß an einem prächtigen Eichentisch. Durzo stand vor ihm wie ein gescholtener Höfling im Angesicht des Königs. Roths Stuhl befand sich sogar auf einem Podest. Welche Anmaßung.
    »Ja«, antwortete Durzo. Er war nicht in Stimmung für Spielchen.
    »Macht mir die Freude«, sagte Roth und blickte von den Berichten auf, die er gelesen hatte. Er war nicht erheitert.
    Durzo verfluchte sich und verfluchte das Schicksal. Er hatte alles getan, um dies zu vermeiden, hatte jeden Preis für Kummer und Elend bezahlt, und doch war es eingetroffen. »Benutze dein Faustpfand, um ein noch besseres in die Hand zu bekommen.«
    »Ihr habt mir das sehr erschwert, Durzo. Ihr habt jeden davon überzeugt, dass es nichts gibt, was Euch auch nur im Mindesten wichtig ist.«
    »Danke.« Durzo lächelte nicht. Er hatte es nicht in sich, den gedemütigten Diener zu spielen.
    »Das Problem ist, dass ich klüger bin als Ihr.«

    »Klüger.«
    Roths nahe beieinanderliegende Augen wurden schmal angesichts von Blints unbekümmertem, monotonem Tonfall. Roth war ein magerer junger Mann mit einem eckigen Gesicht, das von einem geölten, schwarzen Ziegenbärtchen und langem Haar verdeckt wurde. Es missfiel ihm, Worte um ihrer selbst willen zu sprechen. Menschen missfielen ihm. Er streckte die geöffnete Hand aus. Wartete.
    Durzo warf ihm ein Stückchen hübschen, silbernen Glases zu.
    Roth betrachtete es kurz und warf es ohne ein Lächeln zurück. »Spielt nicht mit mir, Meuchelmörder. Ich weiß, dass ein echter im Spiel war. Zwei Spione haben gesehen, dass jemand es dort gebunden hat.«
    »Dann hätten sie Euch berichten sollen, dass jemand vor mir dort gewesen ist.«
    »Tatsächlich.«
    Roth ahmte Momma Ks Neigung nach, Fragen als Feststellungen zu formulieren. Wahrscheinlich dachte er, dass es ihm Autorität verlieh. Roth spielte weit außerhalb seiner Liga, wenn er glaubte, eine Nachahmung Momma Ks sei genug, um Macht auszuüben. Ein Teil von Durzo wollte Roth sagen, dass Momma K die Shinga war. Roth hatte offensichtlich keine Ahnung davon, und Momma K hatte Durzo verraten, aber Durzo fand keinen Gefallen daran, Ratten zu benutzen, um die Arbeit eines Mannes zu erledigen. Falls er Gwinvere tötete, würde er es mit eigenen Händen tun. Falls? Ich werde weich. Wenn. Sie hat mich verraten. Sie muss sterben.
    »Tatsächlich«, antwortete Durzo ohne jede Betonung.
    »Dann denke ich, es ist an der Zeit, dass Ihr eine meiner anderen Karten kennenlernt.« Es gab kein Zeichen, das Durzo sehen konnte, aber sofort trat ein alter Mann in die Hütte. Die
Kreatur war klein und gebeugt von mehr Jahren, als ein menschlicher Körper erdulden sollte. Der Mann hatte durchdringende blaue Augen und einen Kranz silbernen Haares, den er sich über einen kahlen Schädel gekämmt hatte.
    Jetzt grinste er zahnlos. »Ich bin Vürdmeister Neph Dada, Berater und Seher Seiner Majestät.«
    Nicht irgendein Hexer. Ein Vürdmeister. Durzo Blint fühlte sich alt. »Wie erhaben. Ich dachte, Ihr würdet Eure Hundekönige Seine Heiligkeit nennen«, bemerkte Durzo.
    »Seine Majestät«, sagte Neph Dada. »Roth Ursuul, Neunter Edeling des Gottkönigs.« Er verneigte sich vor Roth.
    Bei den Nachtengeln. Er meinte es ernst.
    Neph Dada packte Durzo mit einer gebrechlichen Hand am Kinn und zog sein Gesicht zu sich herunter, bis Durzo ihm in die Augen schaute. »Er weiß, wer die Kugel der Kanten genommen hat«, erklärte Neph.
    Es gab kein Leugnen. Nicht in Anwesenheit eines Vürdmeisters. Vürdmeister waren angeblich imstande, Gedanken zu lesen. Es war nicht wahr, kam der Wahrheit jedoch nahe genug. Die meisten von ihnen konnten es nicht, das wusste Durzo. Selbst jene, die es konnten, lasen nicht wirklich Gedanken. So wie man es Durzo erklärt hatte - vor einer längeren Zeit, als es ihm beliebte, sich zu erinnern -, konnten sie Andeutungen von Bildern erkennen, die ihr Gegenüber gesehen hatte. Die besten Vürdmeister

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