Der Weg in Die Schatten
zu ihrem eigenen Eintreffen in dieser Sackgasse. Ihre Überlebenschancen standen schlecht.
»Was machen wir jetzt, Herr?«, fragte einer der Wachsoldaten.
»Durch diese Tür gehen«, antwortete Lord Agon und zeigte auf die Tür zum Treppenhaus. Es war vermutlich zu spät. Am oberen Ende dieser Treppe würden sie wahrscheinlich feindliche Soldaten und tote Mitglieder der königlichen Familie finden. Aber Agon hatte schon vor langem gelernt, auf dem Schlachtfeld keine Zeit mit Klagen darüber zu vergeuden, was man hätte tun sollen, was man hätte sehen sollen. Vorwürfe konnten später kommen, falls es ein Später gab.
Die Wachen hatten ihren Ansturm gegen die Tür wieder aufgenommen, als das Sirren einer Sehne und das Zischen eines Armbrustbolzens erklang.
Ein königlicher Wachmann fiel, seine gepanzerte Brust so mühelos durchschlagen, als hätte er Seide getragen. Agon fluchte und hielt im Raum Ausschau nach Löchern in den Wänden. Er konnte keine sehen.
Die Männer schauten sich wild um und versuchten, sich gegen einen Feind zu wappnen, der aus dem Nichts angriff.
Sirr. Ein weiterer Wachmann stolperte gegen seine Kameraden und war tot.
Agon und die Männer blickten in die Dunkelheit empor. Ein tief hängender Kronleuchter zerstörte ihre Chancen, etwas über ihm zu sehen. Ein leises Lachen hallte aus der Dunkelheit, die der Kronleuchter verbarg.
Wachen und Adlige gleichermaßen suchten eilends Deckung, wo immer sie sie finden konnten, aber es gab nur herzlich wenig davon.
Ein Soldat rollte sich hinter einen dick gepolsterten Ohrensessel. Ein Adliger riss ein Porträt von Sir Robin von einer Wand und hielt es wie einen Schild vor sich.
»Die Tür!«, blaffte Agon, obwohl sich sein Herz vor Verzweiflung umwölkte. Es gab keinen Weg hinaus. Der Mann oder
die Männer, die auf sie schossen, hatten nicht nur ihre eigenen Leute und Verräter in der Burg, sie kannten auch die Geheimnisse der Burg. Der paranoide König Hurlak hatte seinen Anbau der Burg mit geheimen Räumen und Gucklöchern durchsetzt. Weil er wusste, wo sie waren, brauchte dieser Attentäter lediglich auf seinem Platz zu bleiben und konnte sie alle ermorden. Es war unmöglich, ihn aufzuhalten.
Sirr. Der Soldat, der hinter dem hohen Sessel saß, versteifte sich, als der Bolzen durch den Rücken des Sessels schoss und ihn durchbohrte. Der Attentäter setzte sie über die Hoffnungslosigkeit ihrer Situation in Kenntnis.
»Die Tür!«, rief Agon erneut.
Mit der Art von Mut, die viele Kommandanten verlangten, die aber nur wenige bekamen, sprang der Rest der Soldaten auf und begann auf die Tür einzuschlagen. Sie wussten, dass einige von ihnen dabei sterben würden, aber sie wussten auch, dass es ihr einziger Ausweg war, ihre einzige Hoffnung auf Leben.
Sirr. Ein weiterer königlicher Wachsoldat brach mitten in einem Hieb auf die Tür zusammen. Lord Ungert, der mit schwindenden Kräften das Porträt vor sich hielt, heulte wie ein kleines Mädchen.
Sirr. Ein Soldat schien zur Seite zu springen, als ein Bolzen sein Ohr durchschlug und ihn blutüberströmt gegen den Türrahmen schleuderte.
Ein Riss erschien in der Tür. Einer der verbliebenen drei königlichen Wachsoldaten stieß einen Triumphschrei aus.
Ein Pfeil flog durch den Riss in der Tür und grub sich in seine Schulter. Der Mann wirbelte einmal herum, bevor ein Bolzen von oben sein Rückrat durchtrennte.
Die beiden letzten Wachen verloren die Beherrschung. Einer
warf sein Schwert weg und fiel auf die Knie. »Bitte«, flehte er. »Bitte, nein. Bitte, nein. Bitte...«
Der Letzte war Hauptmann Arturian. Er attackierte die Tür wie ein Besessener. Er war ein starker Mann, und die Tür erbebte und schwankte unter seinen Hieben, der Riss wurde breiter, hatte bald das Schloss erreicht.
Er wich aus, als zwei Pfeile durch das Loch und an seinem Kopf vorbeischossen, dann attackierte er die Tür von neuem. Ein weiterer Pfeil flog an Vin Arturian vorbei, und Agon sah seinen Kopf zurückfliegen. Seine Wange war aufgeschürft worden, aufgeschnitten in einer sauberen Linie, das Ohr entzweigehauen.
Hauptmann Arturian warf sein Schwert schreiend wie einen Speer durch das Loch. Er packte das Schloss, riss es aus der Tür und zuckte zusammen, als ein Pfeil in seinen Arm eindrang und auf der anderen Seite wieder herausflog. Ohne darauf zu achten, riss er die Tür aus dem Rahmen.
Fünf khalidorische Bogenschützen in cenarischer Livree standen mit gespannten Bögen auf der Treppe. Sechs Schwertkämpfer
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