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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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in seinen Adern. Nach siebzehn Jahren als Soldat kämpfte er zum ersten Mal.

    Der Pfeil berührte seine Lippen und sprang davon. Dieser traf einen anderen Hexer, der eine Truppe Hochländer über die Brücke führte. Es war ein brillanter Schuss, einer der besten Schüsse in Gambles ganzem Leben. Der Pfeil flog zwischen drei Reihen laufender Soldaten hindurch und traf eine Hexerin in der Achselhöhle, als sie beim Laufen mit den Armen ruderte. Er fegte sie seitwärts von der Brücke, und sie fiel schlaff ins Wasser des Plith.
    Die Hochländer wurden nicht einmal langsamer. Das war der Moment, in dem Sergeant Gamble begriff, dass sie in Schwierigkeiten waren. Zwei Bogenschützen und ein Hexer lösten sich von der Gruppe und begannen nach ihm zu suchen, aber alle anderen Männer rückten über die Brücke vor. Als die Bogenschützen ihre Pfeile zogen, berührte der Hexer jeden von ihnen, und an den Spitzen ihrer Pfeile flammte Feuer auf.
    Gamble rutschte das Dach hinunter und ließ sich gerade in den Innenhof fallen, als zwei brennende Pfeile sich in das Stroh bohrten. Das Feuer breitete sich unnatürlich schnell aus. Als er die Tür entriegelte, quoll aus dem Innern der Baracken bereits Rauch.
    »Was sollen wir tun, Herr?«, fragte einer der Männer, als sie sich um ihn scharten.
    »Sie können uns nicht alle gleichzeitig bezwingen, also versuchen sie, uns voneinander zu trennen. Ich schätze, es sind zwei-, vielleicht dreihundert Männer. Wir müssen es zu den unteren Kasernen schaffen.« Dort würden zweihundert Männer sein. Das würde ihnen zumindest eine Chance geben.
    »Zur Hölle damit«, sagte ein junger Wachsoldat. »Ich werde nicht für Neuner sterben. Wir haben immer noch die östliche Königsbrücke. Ich bin hier weg.«
    »Wenn du auf diese Brücke zugehst, Jules, wird es das Letzte
sein, was du tun wirst«, erklärte Sergeant Gamble. »Das hier ist es, wofür sie uns bezahlen. Alles Geringere als unsere Pflicht ist Verrat, ebenso wie es Verrat war, dass Conyer uns im Wachhaus eingeschlossen hat, um uns dort sterben zu lassen.«
    »Sie bezahlen uns einen Scheißdreck.«
    »Wir wussten, was sie bezahlen, als wir uns verpflichtet haben.«
    »Ihr tut, was Ihr tun müsst, Herr.« Jules schob sein Schwert in die Scheide und drehte sich selbstbewusst um. Dann begann er auf die Brücke zuzulaufen.
    Jeder einzelne seiner neununddreißig Männer sah den Sergeanten an.
    Er spannte den Bogen, flüsterte ein Gebet für zwei Seelen, als die Sehne seine Lippen berührte, und schoss Jules einen Pfeil in den Hals. Ich verwandle mich in einen richtigen Kriegshelden, nicht wahr? Geübt darin, Frauen zu töten und meine eigenen Männer.
    »Wir werden kämpfen«, sagte er. »Irgendwelche Fragen?«
     
    Kylar rannte ungesehen durch die Dienstbotenquartiere. Noch immer waren keine Soldaten herbeigelaufen. Irgendwo musste es ziemlich schlimm aussehen, wenn die Soldaten keinen Widerstand organisiert hatten.
    Plötzlich näherte er sich einem Kampf. Mindestens eine Abteilung Hochländer musste auf einem anderen Weg hereingekommen sein, weil zwanzig von ihnen damit beschäftigt waren, doppelt so viele cenarische Soldaten niederzumetzeln.
    Die Cenarier standen am Rand der Niederlage, auch wenn ihr Sergeant ihnen Befehle zubrüllte. Der Anblick seines Gesichts ließ Kylar innehalten. Er kannte diesen Sergeanten. Es war Gamble, der Wachsoldat, der am Tag von Kylars erstem Mord in den Nordturm gekommen war.

    Kylar stürzte sich ins Getümmel und tötete Khalidori, so leicht wie eine Sichel Weizen schneidet. Es war simple Arbeit. Es bereitete ihm keine Freude, Männer zu töten, die ihn kaum sehen konnten.
    Zuerst bemerkte ihn niemand. Er war ein Fleck Dunkelheit tief in den Eingeweiden einer Burg, die aus dunklem Stein erbaut und von flackernden Fackeln erleuchtet war. Dann rettete er Gamble das Leben, indem er einen Khalidori köpfte und einen anderen ausweidete, als sie den Offizier in die Enge trieben.
    Kylar wurde nicht einmal langsamer. Er war ein Wirbelwind. Er war das erste Gesicht der Nachtengel; er war Vergeltung. Das Töten war keine Beschäftigung mehr, es war ein Seinszustand. Kylar wurde das Töten. Wenn jeder Tropfen schuldigen Blutes, den er vergoss, einen Tropfen unschuldigen Blutes auslöschen könnte, würde er heute Nacht sauber werden.
    Das Gefühl von Rüstungen, die sich teilten, von Leder, das sich teilte, von Fleisch, das sich teilte, wo das eiskalte Urteil, das Vergeltung jetzt war, sie traf, war das beste

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