Der Weg in Die Schatten
Atemzügen hervor und starrte dabei Lordgeneral Agon an. »Bastard.«
Der nächste Bolzen traf Lord Lo-Gyre zwischen den Augen.
Lordgeneral Agon hob trotzig sein Schwert.
Roth lachte. »Ich habe nicht gelogen, Lordgeneral. Ihr sollt Eure Belohnung haben.«
»Ich habe keine Angst«, erwiderte Lordgeneral Agon.
Klick-Klick-Klack. Klick-Klick-Klack. Der Bolzen traf Agons Knie, und er spürte, wie Knochen barsten. Er stolperte zum Sessel hinüber und fiel. Augenblicke später rammte sich ein weiterer Bolzen durch seinen Ellbogen. Es fühlte sich an, als wäre ihm der Arm abgerissen worden. Er brachte es kaum fertig, auf dem Boden sitzen zu bleiben, und klammerte sich wie ein Ertrinkender an die Armlehne des Sessels.
»Mein Blutjunge hat mir gesagt, ich könne darauf vertrauen, dass Ihr blind in diese Falle tappen würdet. Schließlich wart Ihr dumm genug, ihm zu vertrauen«, bemerkte Roth.
»Blint!«
»Ja. Aber er hat mir nicht gesagt, dass Ihr Euren König verraten würdet! Das war köstlich. Und Lord Logan Gyre in die königliche Familie einheiraten zu lassen? Er ist ein Freund von Euch, nicht wahr? Das kostet Logan das Leben. Ich weiß, Ihr habt keine Angst zu sterben, Lordgeneral«, fügte Roth hinzu. »Die Belohnung, die ich Euch gebe, ist Euer Leben. Geht und lebt mit Eurer Schande. Nur zu, geht jetzt. Kriecht davon, kleiner Käfer.«
»Ich werde den Rest meines jämmerlichen Lebens darauf verwenden, Euch zur Strecke zu bringen«, stieß Agon mit zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Nein, das werdet Ihr nicht tun. Ihr seid ein geprügelter Hund, Brant. Ihr hättet mich aufhalten können. Stattdessen habt Ihr mir auf jedem Schritt des Weges geholfen. Meine Männer und ich gehen jetzt nach oben. Der Prinz und die Prinzessin werden sterben, weil Ihr mich nicht aufgehalten habt. Warum also sollte ich Euch töten? Ohne Euch hätte ich dies alles nicht tun können.«
Roth ließ den Lordgeneral dort zurück, keuchend auf dem Boden. Zerschmettert.
55
Sergeant Bamran Gamble spannte den alitaerischen Langbogen mit den breiten Muskeln seines Rückens. Auch wenn man stark war wie ein Ochse, konnte man einen alitaerischen Langbogen nicht mit den Armen spannen. Dieser Bogen war aus dicker Eibe gefertigt, unbespannt über zwei Meter lang, und ein damit abgeschossener Pfeil fand auf zweihundert Schritt Entfernung durch Rüstung sein Ziel. Gamble hatte von Männern gehört, die auch auf fünf hundert Schritt ein Ziel trafen, das nur ein wenig mehr als einen Meter maß, aber dem Gott sei Dank, dass er das niemals hatte tun müssen.
Er stand auf dem Dach des Wachhauses im Burghof. Sie waren von einem Verräter eingeschlossen worden, aber der Feigling hatte entweder nicht den Mumm gehabt oder nicht die Fackel,
um das Wachhaus in Brand zu stecken, während sie sich noch darin befanden. Gambles Männer hatten ein Loch ins Dach gehauen und ihn hinaufgehoben.
Der erste Bolzen des Hexers war hoch am Kopf des Sergeanten vorbeigeflogen, bevor er selbst noch seinen Bogen bespannt hatte. Der Hexer war der einzige Meister im Hof, offenkundig dort postiert, um die Dinge im Auge zu behalten. Gamble konnte von seinem Ausguck aus erkennen, dass in eben diesem Augenblick weitere Truppen über die Ostbrücke strömten, aber er hatte nur Augen für den Hexer. Es war eine Frau, ihr Haar war rot und ihre Haut blass. Sie atmete schwer, als hätte der letzte Bolzen sie große Kraft gekostet, aber sie riss sich zusammen und murmelte ihren Singsang, während die schwarzen Vir auf ihren Armen sich auf bäumten.
Wenn er sie verfehlte, würde er keine zweite Chance bekommen. Die Hexerin würde ihren Schuss tiefer ansetzen und das Strohdach des Wachhauses in Brand stecken. Mehr als vierzig von Sergeant Gambles Männern würden sterben.
Er krümmte den Rücken und zog den Pfeil mit der Breitkopfspitze zurück. Es gab kein Zielen. Es war reiner Instinkt. Ein Feuerball glomm zwischen den Handflächen der Hexerin auf. Der Breitkopf schoss direkt durch die Flamme, und die Wucht, die den Pfeil durch eine Rüstung gejagt hätte, hatte keine Mühe, eine ätherische Flamme oder das Brustbein einer jungen Frau zu durchschlagen. Sie wurde von den Füßen gerissen, und der Pfeil nagelte ihren Leib an die große Tür hinter ihr.
Sergeant Gamble war sich nicht bewusst, dass er einen weiteren Pfeil gezogen hatte. Wenn er eine Wahl gehabt hätte, hätte er es vorgezogen, vom Dach zu springen und seine Männer herauszulassen, aber plötzlich sang die Schlacht
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