Der Weg in Die Schatten
seine Fesseln, konnte aber keine Veränderung bemerken. Er konnte sich kaum bewegen. Nichtsdestoweniger hielt er die Augen offen und wartete auf seine Chance. Eine einfache Flucht würde nicht genügen. Er musste beide Wachen töten, sich die Schlüssel beschaffen und sich an den Weg ins Freie erinnern.
Die Heuler waren im dritten unterirdischen Stockwerk, doch als sie die natürlichen Höhlen dort erreichten, die lediglich etwas vergrößert worden waren, hörte Logan kein Heulen.
»Wir werden nicht weitergehen«, sagte Nase und blieb vor einer zweifach eisenbeschlagenen Tür stehen. »Diese Bastarde hier werden alles tun, was vonnöten ist. Ich werde auch bestimmt nicht versuchen, ihn aus dem Loch wieder herauszubekommen. Ich werde mich nicht in die Nähe dieser Tiere begeben.«
»Das Loch?«, fragte Logan.
Nase grinste höhnisch. »Das Arschloch der Hölle. Für die Vergewaltiger, Mörder und Mistkerle, die so übel sind, dass der Henkersstrick zu schade für sie ist. Sie werfen sie hier hinein und lassen sie einander verschlingen. Sie müssen mit dem Wasser auskommen, das die Wände dieser Höhlen hinabläuft, die Wachen werfen ihnen niemals genug Brot hinein. Manchmal pissen sie zuerst darauf.«
»Also, wer wird... du weißt schon?«, fragte Wiesel und zog unbeholfen seine Klinge. »Diese Fesseln werden nicht ewig halten.«
»Wer wird was?«, fragte Nase zurück.
»Du weißt schon. Sie abschneiden.«
Logan prüfte die Fesseln, aber sie waren noch immer stark. Seine Arme waren an seine Seiten gebunden, sein Körper wurde stocksteif gehalten, und seine Füße konnten sich immer nur wenige Zentimeter bewegen - und die Wachen wussten es. Oh, Götter. Ihm ging die Zeit aus.
»Ich mache es«, erklärte Nase mit einem Knurren. Er legte Logan eine Schlinge um den Hals, dann reichte er Wiesel den Stock, mit dem die Schlinge bequem zugezogen werden konnte. »Halt ihn fest. Wir dürfen keine Risiken eingehen. Gib mir das.«
Wiesel reichte Nase seine Klinge. Es war nur ein gewöhnliches Messer, aber Logan starrte es wie gebannt an. Furcht begann sich mit Zorn zu mischen, und er spürte, wie dieses Eis taute. Schmolz. Sie werden es tun. Götter, nein. Er schlug um sich, schlug mit Armen und Beinen um sich wie ein Tier. Aber wie sehr er sich auch wand und drehte, er bewegte sich kaum einen Zentimeter weit.
Nase lachte, und Wiesel zog das Seil um seine Kehle fester zusammen, bis Logan dunkelrot anlief. Es scherte ihn nicht. Lasst sie mich jetzt töten. Oh, Götter! Nase sagte: »Es ist ein Jammer, dass du nicht länger mit mir zusammengearbeitet hast.«
»Wieso das?«, fragte Wiesel und hielt den Drehstock nervös mit beiden Händen umfasst.
Nase rammte ihm das Messer ins Auge. Der Mann zuckte heftig und fiel dann zu Boden.
»Weil ich lieber in dich hineinsteche, als ihm etwas abzuschneiden«, antwortete Nase. Er lachte vor sich hin und schnitt
die Schlinge von Logans Hals. Logan starrte ihn mit verblüfftem Schweigen an, und sein Zorn und seine Furcht verblassten langsam.
Nase beachtete ihn nicht. »Wenn Ihr Euch bewegen könnt, zieht die hier an. Tut mir leid, dass sie niemanden geschickt haben, der eher Eure Größe hatte«, sagte Nase und streifte die Kleider von Wiesels Leichnam.
»Wer zur Hölle bist du?«, fragte Logan.
»Unwichtig«, antwortete Nase und warf Logan Wiesels Hose zu. »Wichtig ist nur die Person, für die ich arbeite.« Er senkte die Stimme, so dass die Gefangenen ihn nicht hören konnten. »Ich arbeite für Jarl. Einen Freund eines Freundes von Euch.«
»Wer?«
»Jarl hat mir aufgetragen zu sagen, er sei der Freund eines Freundes.« Nase schnitt Wiesels Unterkleider mit dem Messer auf. »Ich sage Euch nur, was mir zu sagen aufgetragen -«
»Was zur Hölle tust du da?«, unterbrach ihn Logan.
»Ich schneide ihm den Sack ab.«
»Oh, Scheiße!« Logan schloss die Augen und hätte sich abgewandt, hätten die magischen Fesseln es ihm gestattet.
Nase ignorierte ihn und schnitt. »Verdammt! Nun, er ist nicht hübsch, aber er wird genügen. Ein Glück für uns, dass sein Haar die gleiche Farbe hat wie Eures, hm?« Er stand auf und schüttelte ein Stück Fleisch vor Logans Gesicht. »Hört mal, hübscher Knabe, das war nicht meine Idee. Aber wenn Roth diesen Sack findet, nachdem Ihr und ich bequemerweise ›während des Aufstands getötet‹ wurden, werden wir vielleicht beide am Leben bleiben. Verstanden?«
»Nein.«
»Pech. Wir haben keine Zeit. Was ich auf dem Weg hier herunter
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