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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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an einer Sprosse an der Wand festhalten, um nicht zu fallen. »Ich habe mich immer gefragt, wie es sich wirklich anfühlt«, sagte Durzo. Er legte eine Hand auf den Riss in seinem Gewand. Kylar hatte gedacht, er hätte nur Stoff durchschnitten, aber Durzos Brust blutete aus einer flachen Wunde.
    »Meister!« Kylar eilte zu ihm und verhinderte, dass er fiel, als er das nächste Mal taumelte.
    Blint lachte leise, das Gesicht leichenhaft weiß. »Ich habe mir seit langer Zeit keine Sorgen mehr über den Tod gemacht. Es ist gar nicht so schlimm.« Er zuckte zusammen. »Es ist aber auch nicht so gut. Kylar, versprich mir etwas.«
    »Alles.«

    »Kümmere dich um mein kleines Mädchen. Rette sie. Momma K wird wissen, wohin sie sie gebracht haben.«
    »Ich kann nicht«, antwortete Kylar. »Ich würde es tun, aber ich kann nicht.«
    Er drehte den Kopf und zog Durzos Pfeil aus seinem Hals. Zuerst hatte er gedacht, das Brennen an seinem Hals gehe auf seinen Sturz zurück, aber sobald er sich bewegte, wusste er es besser. Es war ein vergifteter Pfeil. Auch Kylar starb.
    Durzo lachte. »Ein Glückstreffer«, sagte er. »Bring mich aus diesem Tunnel. Ich werde schon bald genug Schwefel riechen.«
    Kylar zog sich und Durzo durch die Tür des Tunnels. Dann half er Durzo, sich auf den Laufsteg zu setzen, und ließ sich schließlich neben ihm auf den Boden sinken. Kylar war erschöpft.
    Dann war das Gift auf dem Pfeil vielleicht Königsschlangengift mit Schierling.
    »Du liebst dieses Mädchen, Elene, wirklich, nicht wahr?«
    »Ja«, antwortete Kylar. »Ich liebe sie wirklich.« Seltsamerweise war dies das Einzige, was er bedauerte. Er hätte ein anderer Mann sein sollen, ein besserer Mann.
    »Ich sollte jetzt tot sein«, sagte Durzo. »Das Messer ist nass geworden.« War dieser Anflug von Schwindel das Gift?
    Durzo versuchte zu lachen, aber stattdessen füllten seine Augen sich mit Kummer. »Jorsin hat es mir gesagt: ›Sechs Ka’kari für sechs Engel des Lichts, aber nur ein Ka’kari hält Wache in der Nacht.‹ Der schwarze Ka’kari hat dich erwählt, Kylar. Du bist jetzt der Nachtengel. Gib diesen schäbigen, undankbaren Menschen mehr, als sie verdienen. Gib ihnen Hoffnung. Dies ist dein Meisterstück: Töte Roth. Für diese Stadt. Für meine Tochter. Für mich.« Seine Finger gruben sich schmerzhaft in Kylars
Arm. »Es tut mir leid, Sohn. All das tut mir leid. Eines Tages kannst du mir vielleicht verzeihen...« Seine Lider senkten sich schläfrig, und er zwang sich, die Augen offen zu halten, zwang sich, konzentriert zu bleiben.
    Durzos Worte ergaben keinen Sinn. Er wusste, dass Kylar sterben würde. Es musste an dem Gift liegen. »Ich verzeihe Euch«, erklärte Kylar. »Möge unser Tod nicht an unseren Händen kleben.«
    Plötzlich leuchteten Durzos Augen auf, und er schien gegen das Gift in seinen Adern anzukämpfen. Er lächelte. »Ich habe den Pfeil... nicht vergiftet... der Brief...« Durzo starb mitten in einem Atemzug, ein leises Beben durchlief seinen Körper, während sein Blick noch immer auf Kylar gerichtet war.
    Kylar schloss Durzo die Augen. Eine hohle Ungeheuerlichkeit verschluckte seinen Magen. Irgendwo in ihm steckte ein Schrei fest, verloren in der dunklen Leere seiner Kehle. Kylar stand hölzern auf und gab dabei nicht genug acht. Der Leichnam rutschte von seinem Schoß, und Durzos Kopf schlug auf den eisernen Gehweg. Seine Glieder waren schlaff und ohne Anmut, wie sie da in einer seltsamen Position auf dem Boden lagen. Reglos. Einfach irgendein Leichnam. Im Leben war jeder Mensch einzigartig. Im Tod war jeder Mensch Fleisch. Durzo war wie jede andere ›Leiche‹ eines Blutjungen.
    Benommen griff Kylar in die Brusttasche des Leichnams und zog den Brief heraus, von dem Durzo gesagt hatte, er sei sein Erbe. Der Brief steckte genau unter der Stelle, an der Kylar den Blutjungen an der Brust verletzt hatte.
    Das Schreiben war mit Blut durchtränkt. Welche Worte auch auf das Papier gekritzelt worden waren, jetzt waren sie unleserlich. Was immer Durzo hatte entschuldigen wollen, was immer er hatte erklären wollen, welches Geschenk er Kylar mit seinen
Worten auch hatte machen wollen, es war mit ihm gestorben. Kylar war allein.
    Er fiel auf die Knie, all seiner Kraft beraubt. Er nahm den toten Blutjungen in die Arme und weinte. Er blieb sehr lange dort sitzen.

61
    Im Morgengrauen taumelte Kylar durch die Straßen zu einem seiner sicheren Häuser. Bevor er aufgebrochen war, hatte er an der Nordspitze der Insel Vos

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