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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Kränkung, die ich Euch oder Eurem Lord zugefügt haben sollte. Lord Gyre, ich entschuldige mich, falls Ihr das Gefühl hattet, ich sei Euch zu nahe getreten, und ich werde mich selbstverständlich verabschieden, wenn Ihr dem zustimmt.« Eine kleine Betonung auf den letzten Worten.
    Logan richtete sich höher auf. »Das werde ich nicht tun.«
    »Mylord?« Solon heuchelte Verwirrung.
    »Mir ist in diesem Haus zu viel Gereiztheit und zu wenig
Wahrheit aufgefallen, Lord Tofusin«, erwiderte Logan. »Ihr habt nichts getan, was mich gekränkt hätte. Ich möchte, dass Ihr bleibt. Und ich bin mir sicher, meine Mutter wird alles in ihren Kräften Stehende tun, um Euch das Gefühl zu geben, willkommen zu sein.«
    »Logan Gyre, du wirst nicht -«, sagte Catrinna Gyre.
    »Männer!«, rief Logan mit lauter Stimme den Wachen zu, um ihr das Wort abzuschneiden. »Lady Gyre ist müde und überreizt. Eskortiert sie zu ihren Gemächern. Ich würde es begrüßen, wenn einer von Euch heute Nacht vor ihrer Tür Wache steht, für den Fall, dass sie irgendetwas benötigen sollte. Wir werden morgen früh alle im gewohnten Raum speisen.«
    Solon amüsierte sich prächtig. Logan hatte seine Mutter soeben in ihre Gemächer verbannt und ihr einen Wachposten vor die Tür gestellt, um sie bis zum Morgen dort festzuhalten, und das alles, ohne ihr einen Grund zur Klage zu geben. Dieser Junge wird einmal eine eindrucksvolle Persönlichkeit sein.
    Wird sein? Er ist es bereits. Und ich habe mich soeben an ihn gekettet. Es war kein behaglicher Gedanke. Er hatte noch nicht einmal entschieden zu bleiben. Tatsächlich hatte er vor einer halben Stunde entschieden, diese Entscheidung noch einige Wochen hinauszuzögern. Jetzt gehörte er Logan.
    Hast du gewusst, dass das geschehen würde, Dorian? Dorian glaubte nicht an Zufälle. Aber Solon hatte noch nie das Vertrauen seines Freundes genossen. Jetzt war er, Vertrauen hin, Vertrauen her, verpflichtet. Ihm wurde eng um den Hals, als trüge er einen Sklavenkragen, der um zwei Größen zu klein war.
    Der Rest des hervorragenden Mahls verging in Schweigen. Solon bat seinen Lord, sich entfernen zu dürfen, und machte sich auf die Suche nach der nächsten Schankstube, die sethischen Wein servierte.

10
    Ihr Gesicht war verwüstet. Azoth hatte einmal einen Mann gesehen, dem ein Pferd mitten ins Gesicht getreten hatte. Er war gestorben, während er gebrochene Zähne und Blut ausgehustet hatte. Puppenmädchens Gesicht war schlimmer zugerichtet.
    Azoth wandte den Blick ab, doch Durzo packte ihn an den Haaren und drehte ihn wieder um. »Schau hin, du verdammter Kerl, schau hin. Das ist es, was du getan hast, Junge. Das ist der Preis des Zögerns. Wenn ich sage, töte, dann tötest du. Nicht morgen, nicht fünf Tage später. Du tötest in dieser Sekunde. Ohne Zögern. Ohne Zweifel. Ohne Bedenken. Gehorsam. Verstehst du das Wort? Ich weiß es besser als du. Du weißt gar nichts. Du bist gar nichts. Das ist es, was du bist. Du bist Schwäche. Du bist Schmutz. Du bist das Blut, das aus der Nase dieses kleinen Mädchens schäumt.«
    Ein Schluchzen entrang sich Azoths Kehle. Er schlug um sich und versuchte sich abzuwenden, aber Durzos Griff war Stahl. »Nein! Schau hin! Das ist es, was du getan hast. Das ist deine Schuld! Dein Versagen! Deine ›Leiche‹ hat das getan. Eine ›Leiche‹ sollte nichts tun. Eine ›Leiche‹ ist tot. Nicht in fünf Tagen von jetzt an - eine ›Leiche‹ ist tot, sobald du den Kontrakt erhältst. Verstehst du das?«
    Azoth übergab sich, und noch immer hielt Durzo ihn an den Haaren fest und drehte ihn so, dass sein Erbrochenes nicht auf
Puppenmädchen spritzte. Als er fertig war, drehte Durzo ihn wieder um und ließ ihn los. Aber Azoth wandte sich nicht ab und wischte sich nicht einmal das Erbrochene von den Lippen. Er sah Puppenmädchen an. Sie würde vermutlich nicht mehr lange leben. Jeder Atemzug war gequält. Blut quoll, tröpfelte, sickerte, klatschte auf die Laken, auf den Boden.
    Er starrte sie an, bis ihr Gesicht verschwand, bis er nur noch rote Winkel und Kurven sah, wo einst dieses hübsche Puppengesicht gewesen war. Die roten Winkel wurden weißglühend und brannten sich seinem Gedächtnis ein. Er verharrte vollkommen reglos, so dass die Narben in seinem Geist ihm ein perfektes Bild von dem, was er getan hatte, bescheren würden, ein Bild, das perfekt zu den Schnittwunden in ihrem Gesicht passte.
    Durzo sagte kein Wort. Es spielte keine Rolle. Er spielte keine Rolle. Azoth spielte

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