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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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verließ das Bordell lächelnd und zwinkerte den
Huren zu, die enttäuscht zu sein schienen, ein Geschäft zu verlieren. Er trug seinen Charme wie eine Maske, bemerkte Durzo.
    Die Masken verändern sich, aber die sie tragen, bleiben dieselben, nicht wahr? Durzo hatte so lange mit dem Abschaum der Menschheit gelebt, dass er Schmutz in jedem Herzen sah. Er wusste, dass der Schmutz da war; in diesem Punkt hatte er recht. Schmutz und Dunkelheit gab es sogar in Rimbold Drakes Herzen. Aber Drake handelte nicht aus dieser Dunkelheit heraus, nicht wahr? Nein. Er - wenn auch nur er - hatte sich hinter seiner Maske verändert.
    Furcht ist nicht genug, um mich anzutreiben, hatte er gesagt - während er die Ermordung eines Kindes plante. Was für eine Art von Ungeheuer bin ich?
    Jetzt saß er in der Falle. Wirklich und wahrhaftig in der Falle. Er hatte soeben Corbin Fishill getötet. Der Shinga und der Rest der Neun hatten den Tod des Mannes abgesegnet. Corbin hatte die Gilden geführt, als sei er ein Khalidori; er hatte Gilde gegen Gilde aufgebracht, offenen Krieg zwischen ihnen ermutigt und absolut nichts getan, um der Brutalität innerhalb der Gilden Herr zu werden. Khalidori taten solche Dinge in dem Glauben, dass die Besten auf natürliche Weise an die Spitze gelangen würden. Aber die Sa’kagé wollte Mitglieder, nicht Monster.
    Schlimmer noch, sie hatten jetzt einen Hinweis darauf, dass Corbin tatsächlich für Khalidor gearbeitet hatte. Das war unentschuldbar. Nicht dass er es getan hatte, sondern dass er es getan hatte, ohne dem Rest der Neun davon Meldung zu machen. Die Loyalität eines jeden musste zuerst den Sa’kagé gelten.
    Die Ermordung war abgesegnet worden, und sie war gerecht gewesen. Das bedeutete nicht, dass Corbins Freunde es akzeptieren würden. Durzo hatte schon früher Mitglieder der Neun getötet, aber er hatte stets große Vorsicht walten lassen, um zu verbergen,
wessen Werk es war. Jetzt war Azoth stundenlang genau dort herumgetrampelt, wo er kurze Zeit später seinen Auftrag erledigt hatte, und noch lange danach. Genug Menschen wussten oder ahnten, dass Durzo Azoth als Lehrling aufgenommen hatte, und sie würden gewiss die Verbindung zwischen den beiden herstellen. Was für eine Schlamperei, würden sie sagen. Vielleicht geht es mit Durzo Blint bergab.
    Der Umstand, dass er der Beste war, ließ ihn zur Zielscheibe werden. Der Anschein von Schwäche machte jedem zweitklassigen Blutjungen Hoffnung, aufzurücken. Azoth konnte das natürlich nicht wissen. Er wusste noch immer so viele Dinge nicht. Aber in diesem Aufblitzen von blauem Licht, das die Klinge Vergeltung gezeigt hatte, hatte Durzo seinen eigenen Tod gesehen. Wenn er den Jungen am Leben ließ, würde Durzo sterben. Früher oder später.
    So war es eben. Die göttliche Wirtschaft. Damit jemand leben konnte, musste jemand sterben.
    Durzo Blint traf seine Entscheidung und begann zu trinken.
     
    »Master Blint war nicht bei mir.«
    »Nein«, sagte Momma K.
    »Es sind jetzt vier Tage vergangen. Ihr habt gesagt, er sei nicht länger wütend«, erwiderte Azoth und ballte die Hände zu Fäusten. Er dachte, er hätte sie sich verletzt, aber sie waren in Ordnung. Viele andere Stellen seines Körpers taten weh, daher hatte er sich nicht nur eingebildet, geschlagen worden zu sein, aber seine Hände waren in Ordnung.
    »Drei Tage. Und er ist nicht wütend. Trink das hier.«
    »Nein. Ich will nichts mehr von diesem Zeug. Ich fühle mich davon nur schlimmer.« Er bedauerte die Worte, kaum dass er sie ausgesprochen hatte. Momma K zog die Brauen hoch, und ein
kalter Ausdruck trat in ihre Augen. Obwohl er in einem Gästezimmer in ihrem Haus in warme Decken gehüllt war, konnte einen Menschen nichts wärmen, wenn ihre Augen frostig wurden.
    »Kind, lass dir eine Geschichte erzählen. Hast du jemals von der Schlange von Haran gehört?«
    Azoth schüttelte den Kopf.
    »Die Schlange hat sieben Köpfe, aber wann immer man einen Kopf abschlägt, wachsen zwei an seiner Stelle nach.«
    »Wirklich? Gibt es so etwas wirklich?«
    »Nein. In Haran nennen sie sie die Schlange von Ladesh. Es ist ein Fantasiegebilde.«
    »Warum erzählt Ihr mir dann davon?«, wollte Azoth wissen.
    »Stellst du dich mit Absicht dumm?« Als er nicht antwortete, fügte sie hinzu: »Wenn du mich aussprechen lässt, wirst du sehen, dass diese Geschichte eine Analogie ist. Analogien sind Lügen, die Erwachsene erzählen.«
    »Warum?« Der Umstand, im Bett liegen zu müssen, machte Azoth

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