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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Folge. Dann wandte er sich wieder zu Azoth um, aber was immer er sagen wollte, erstarb. Azoth hielt die Klinge des großen schwarzen Schwertes noch immer fest in seinem Griff - sie schnitt in sein Fleisch bis auf den Knochen. Nur dass sie jetzt nicht mehr schwarz war. Die Klinge erstrahlte in leuchtendem Blau.
    Strahlendes, blaues Feuer umhüllte Azoths Hand, brannte kalt in seinen zerschnittenen Fingern, floss die Klinge hinunter...
    »Nein, nicht das! Es gehört mir!«, rief Blint aus. Er schleuderte das Schwert von sich, als sei es eine Natter, weg von ihnen beiden. Wenn zuvor Zorn in seinen Augen gewesen war, hatte er sich jetzt in vernunftlose Wut verwandelt. Azoth sah den ersten Schlag nicht einmal kommen. Er wusste nicht einmal, wie er den
Boden wieder erreicht hatte. Etwas Nasses, Klebriges versperrte ihm die Sicht.
    Dann verblasste die Welt zu wiederholten, schweren Schlägen und explodierendem Licht und Schmerz und dem scharfen, nach Knoblauch riechenden Atem von Master Blint und fernen Schreien und dem Hämmern an eine Tür, die immer weiter fortzurücken schien.

16
    Durzo blickte in das schaumige braune Bier, als werde es antworten. Das tat es nicht, und er musste eine Entscheidung treffen. Um ihn herum wogte die gewohnte, erzwungene Fröhlichkeit des Bordells, aber weder Mann noch Frau störten ihn. Vielleicht hatte das seinen Grund darin, dass Vergeltung nackt vor ihm auf dem Tisch lag. Vielleicht war es lediglich der Ausdruck auf seinem Gesicht.
    Tut ihr nicht weh! , hatte Azoth geschrien. Als würde Durzo ein sieben Jahre altes Mädchen ermorden. Für was für eine Art Ungeheuer hielt der Junge ihn? Dann fiel ihm wieder ein, dass er den Jungen windelweich geschlagen hatte; er hatte wild auf dieses nachgiebige, kindliche Fleisch eingedroschen und ihn bewusstlos geschlagen, bevor Graf Drake die Tür eintrat und ihn packte. Dafür hätte er den Grafen um ein Haar getötet, so außer sich war er gewesen. Der Graf hatte Durzo mit einem bestimmten Blick angesehen - verdammt sollten Graf Drake und seine verdammten heiligen Augen sein.
    Das gleißende Blau. Verdammt sollte er sein. Verdammt
sollte alle Magie sein. In diesem Auf blitzen von Blau hatte er seine Hoffnung sterben sehen. Die Hoffnung war gestorben, seit Vonda tot war, aber dieses Blau war eine Tür, die ihm für immer vor der Nase zugeschlagen worden war. Es bedeutete, dass Azoth würdig war, während Durzo es nicht war, als seien all die Jahre des Dienstes nichts wert. Der Junge nahm ihm alles, was ihn zu etwas Besonderem machte. Was blieb jetzt noch für Durzo Blint?
    Asche. Asche und Blut und mehr nicht.
    Plötzlich erschien ihm das Schwert Vergeltung vor ihm wie ein Hohn. Vergeltung? Menschen zu geben, was sie verdienen? Wenn ich das wirklich täte, würde ich mir diese verdammte Klinge in meine eigene Kehle rammen.
    Der letzte Tag, da er dem Wahnsinn so nahe gewesen war, war der Tag, an dem Vonda gestorben war, vor vier Monaten und sechs Tagen. Seufzend ließ er das Bier im Glas kreisen, aber er trank nicht davon. Dafür war später noch genug Zeit. Später, nachdem er seine Entscheidung getroffen hatte, würde er ein Glas brauchen. Er würde zwölf brauchen, ganz gleich, was er entschied.
    Er hatte mit Vonda eine Menge getrunken. Es hatte ihre Schwester maßlos geärgert. Natürlich hatte die ganze Beziehung Momma K maßlos geärgert. Sie hatte Durzo verboten, sich mit ihrer unschuldigen kleinen Schwester zu treffen. Sie hatte Vonda verboten, sich mit dem Blutjungen zu treffen. Momma K, so klug in anderen Dingen, hatte damit wahrscheinlich nur erreicht, dass ihre Beziehung sich noch schneller entwickelte. Umgeben von willigem Fleisch, ob er nun dafür bezahlte oder nicht, war Gwinveres kleine Schwester plötzlich faszinierend gewesen. Er hatte wissen wollen, ob die Sache mit der Jungfräulichkeit nur Getue war.

    Sie war es gewesen. Er war enttäuscht gewesen, hatte sich jedoch nichts anmerken lassen. Es war ohnehin Scheinheiligkeit, und sie hatte jede Menge anderer Rätsel in sich getragen. Vonda hatte ihn nicht immer gut behandelt, aber zumindest hatte sie ihn nicht gefürchtet. Er glaubte nicht, dass sie ihn gut genug verstanden hatte, um ihn zu fürchten. Sie schien einfach auf der Oberfläche des Lebens dahinzugleiten, während andere sich ins Abwasser stürzen mussten. Durzo hatte sie nicht verstanden, und es hatte ihn gefesselt.
    Nachdem ihre Affäre begonnen hatte, hätte er sie vielleicht geheim halten können. Er hätte es tun

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