Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
Vom Netzwerk:
können; er kannte Gwinveres Tagesablauf so gut, dass sie jahrelang so hätten weitermachen können. Bei allem Scharf blick, den Gwinvere besaß, Durzo verstand sich auf die Kunst der Verschleierung. Aber so war es nicht gekommen. Vonda hatte es ihr erzählt. Wie Durzo Vonda kannte, hatte sie es wahrscheinlich unverzüglich berichtet. Es mochte ein wenig herzlos gewesen sein, aber auch Vonda hatte nicht gewusst, was sie tat.
    »Beende dies sofort, Durzo Blint«, hatte Gwinvere ihm ziemlich gelassen erklärt. »Sie wird dich zerstören. Ich liebe meine Schwester, aber sie wird dein Ruin sein.« Es waren nur Worte gewesen. Worte, mit denen Gwinvere ihren Willen durchsetzen wollte, wie immer. Bei all ihrer Macht erbitterte es sie, dass sie das Leben jener, bei denen es ihr am meisten darauf ankam, nicht kontrollieren konnte.
    Sie hatte natürlich recht gehabt. Vielleicht nicht in der Art, wie sie es gemeint hatte, aber sie hatte recht gehabt. Gwinvere hatte ihn immer besser verstanden als irgendjemand sonst, und er hatte sie verstanden. Sie waren Spiegel füreinander. Gwinvere Kirena wäre perfekt für ihn gewesen - wenn er hätte lieben können, was er im Spiegel sah.

    Warum denke ich darüber nach? Es ist alles alter Mist. Es ist alles zu Ende. Es stand eine Entscheidung an: Zog er den Jungen groß und hoffte, oder tötete er ihn jetzt?
    Hoffnung. Natürlich. Hoffnung sind die Lügen, die wir uns in Bezug auf die Zukunft erzählen. Er hatte schon früher gehofft. Hatte gewagt, von einem anderen Leben zu träumen, aber als die Zeit kam...
    »Ihr wirkt nachdenklich, Gaelan Sternenfeuer«, sagte ein Barde aus Ladesh, der Durzo gegenüber Platz nahm, ohne auf eine Einladung zu warten.
    »Ich entscheide gerade, wen ich töten will. Nennt mich noch einmal bei diesem Namen, und Ihr springt sofort an die Spitze der Liste, Aristarchos.«
    Der Barde lächelte mit dem Selbstbewusstsein eines Mannes, der weiß, dass er perfekte, weiße Zähne hat, die ein hübsches Gesicht nur noch hübscher machen. Bei den Nachtengeln.
    »Wir waren immer neugierig zu erfahren, was während der letzten Monate geschehen ist.«
    »Ihr und die Gesellschaft könnt zur Hölle gehen«, erklärte Durzo.
    »Ich denke, Euch gefällt die Aufmerksamkeit, Durzo Blint. Wenn Ihr uns tot wolltet, wären wir tot. Oder seid Ihr wirklich durch diesen Vergeltungskodex gebunden? Das wird in der Gesellschaft häufig erörtert.«
    »Ihr streitet immer noch über die gleichen Fragen, hm? Habt Ihr nichts Besseres zu tun? Reden, reden, reden. Warum tut Ihr nicht ausnahmsweise einmal etwas Produktives?«
    »Wir versuchen es ja, Durzo. Tatsächlich bin ich gerade deswegen hier. Ich will Euch helfen.«
    »Wie freundlich.«
    »Ihr habt es verloren, nicht wahr?«, fragte Aristarchos. »Habt
Ihr es verloren, oder hat es Euch verlassen? Wählen die Steine sich wirklich ihre eigenen Herren?«
    Durzo bemerkte, dass er das Messer wieder von Finger zu Finger tanzen ließ. Es geschah nicht, um den Ladeshi einzuschüchtern - der lobenswerterweise nicht einmal einen Blick darauf warf -, es geschah nur, um seinen Händen etwas zu tun zu geben. Es bedeutete nichts. Er hörte damit auf. »Dies ist der Grund, warum ich niemals mit einem von Euch befreundet war, Aristarchos: Ich weiß nicht, ob sich Euer kleiner Zirkel je für mich interessiert hat oder ob er nur an meiner Macht interessiert ist. Früher einmal war ich beinahe entschlossen, einige meiner Geheimnisse mit Euch zu teilen, aber mir ist klar geworden, dass ich das, was ich mit einem von euch teile, mit euch allen teile. Also, sagt mir, warum ich meinen Feinden solche Macht geben sollte?«
    »Ist es so weit mit uns gekommen?«, fragte Aristarchos. »Sind wir jetzt Feinde? Warum fegt Ihr uns dann nicht vom Antlitz der Erde? Ihr seid einzigartig geeignet für eine solche Aufgabe.«
    »Ich töte nicht ohne Grund. Furcht genügt da nicht. Es mag Euer Verständnis überschreiten, aber ich kann über Macht gebieten, ohne sie zu benutzen.«
    Aristarchos strich sich übers Kinn. »Dann seid Ihr ein besserer Mann, als viele gefürchtet haben. Ich verstehe jetzt, warum Ihr ausgewählt wurdet.« Aristarchos erhob sich. »Wisset dies, Durzo Blint. Ich bin weit fort von zu Hause, und ich habe nicht die Mittel, die ich mir wünschen würde, aber wenn Ihr mich braucht, werde ich Euch helfen, so gut ich kann. Und zu wissen, dass Ihr einen Grund dafür für würdig erachtet habt, wird für mich Erklärung genug sein. Guten Tag.«
    Der Mann

Weitere Kostenlose Bücher