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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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ist beleidigend.«
    Lordgeneral Agon krachte auf einen Stuhl. Das lange Schwert entfiel seinen Fingern. Er schien nicht die Kraft zu haben, es aufzuheben. Ungeachtet dessen waren seine Augen noch immer klar, und er hörte jedes Wort, das Master Blint sagte.
    »Lordgeneral, es schert mich nicht, wen er tötet. Ich weiß, dass Ihr dieses Gasthaus umstellt habt, dass Bogenschützen auf die Fenster dieses Raumes zielen. Sie spielen keine Rolle. Wichtiger noch, die Drohungen des Königs spielen keine Rolle. Ich werde keines Mannes Schoßhund sein. Ich diene, wem ich will
und wann ich will, und Aleine Gunder werde ich niemals dienen. Azoth, komm her.«
    Azoth ging zu seinem Meister und fragte sich, warum Blint seinen Namen benutzt hatte. Er trat vor Master Blint hin, der ihm die Hände auf die Schultern legte und ihn zu General Agon umdrehte.
    »Azoth ist mein bester Lehrling. Er ist flink. Er ist klug. Er lernt Dinge, nachdem man sie ihm ein einziges Mal gesagt hat. Er arbeitet unermüdlich. Azoth, sag dem General, was du über das Leben gelernt hast.«
    Ohne zu zögern erklärte Azoth: »Leben ist leer. Leben ist bedeutungslos. Wenn wir ein Leben nehmen, nehmen wir nichts von Wert. Blutjungen sind Auftragsmörder. Das ist alles, was wir tun. Das ist alles, was wir sind. Es gibt keine Poeten in dem bitteren Geschäft.«
    »Lordgeneral«, sagte Blint, »könnt Ihr mir folgen?«
    »Ja«, antwortete der General, in dessen Augen Feuer loderte.
    Master Blints Stimme war Eis. »Dann wisset dies: Ich werde meinen eigenen Lehrling töten, bevor ich zulasse, dass Ihr ihn gegen mich verwendet.«
    Der General bewegte sich ruckartig auf seinem Stuhl, als sei er schockiert. Er starrte Azoth an. Azoth folgte seinem Blick zu seiner eigenen Brust.
    Mehrere Zoll blutverschmierten Stahls ragten aus seinem Körper. Azoth sah sie und spürte einen unangenehmen Druck, der vom Rücken ausging und sich durch seinen Leib hindurch fortsetzte. Es wirkte kühl, dann warm, dann schmerzhaft. Er blinzelte langsam und sah den General an, dessen Augen voller Grauen waren. Azoth sah den Stahl an.
    Er erkannte diese Klinge. Er hatte sie an dem Tag gereinigt, an dem er sich auf die Suche nach Puppenmädchen gemacht hatte.
Er hoffte, dass Master Blint sie zumindest abwischen würde, bevor er sie ihm zum Säubern übergab. Sie hatte Filigran auf der Klinge, in dem sich das Blut sammelte, wenn man es dort trocknen ließ. Azoth hatte die Spitze eines Stiletts benutzen müssen, um es herauszuschaben. Es hatte Stunden gedauert.
    Dann wurde Azoth auf die Position des Dolchs aufmerksam. In diesem Winkel aus einer Kinderbrust ragend müsste er das dicke Blutgefäß über dem Herzen durchtrennt haben. In diesem Fall würde die ›Leiche‹ zusammenbrechen, sobald der Dolch herausgezogen wurde. Es würde eine Menge Blut geben. Das Opfer würde binnen Sekunden sterben.
    Azoths Körper zuckte krampf haft, als der Dolch verschwand. Vage nahm er wahr, dass seine Knie unter ihm nachgaben. Er kippte zur Seite und spürte, wie etwas Warmes über seine Brust floss.
    Die Holzbretter des Bodens schüttelten ihn unbarmherzig durch, während er darüberfiel. Er lag mit dem Gesicht nach oben. Master Blint hielt einen blutigen Dolch in der Hand und sagte etwas.
    Hat Master Blint mich soeben erstochen? Azoth konnte es nicht fassen. Was hatte er getan? Er hatte gedacht, dass Master Blint mit ihm zufrieden gewesen war. Es musste an Puppenmädchen gelegen haben. Er musste noch immer wütend darüber sein. Es hatte so ausgesehen, als entwickelten sich die Dinge gut. Überall war weißgoldenes Licht. Und ihm war warm. So warm.

20
    »Euer Majestät, bitte!«
    König Aleine Gunder IX. warf sich auf seinen Thron. »Brant, es ist nur ein einziger Mann. Einer!« Er stieß einen Strom von Flüchen aus. »Ihr wollt, dass ich meine Familie aufs Land schicke - aus Furcht vor einem einzigen Mann?«
    »Euer Majestät«, sagte Lordgeneral Brant Agon, »die Definition von ›Mann‹ kann möglicherweise für Durzo Blint nicht gelten. Mir sind die Konsequenzen durchaus klar, die -«
    »In der Tat! Wisst Ihr, was es für ein Gerede geben wird, wenn ich meine Familie von einem Augenblick auf den nächsten fortschicke?« Unbewusst begann der König von neuem zu fluchen. »Ich weiß, was sie über mich reden. Ich weiß es! Ich werde ihnen diesen Leckerbissen nicht vorwerfen, Brant.«
    »Euer Majestät, dieser Meuchelmörder neigt nicht zu müßigen Drohungen. Bei allem, was heilig ist, er hat seinen

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