Der Weg in Die Schatten
Heirat mit einer jungen Adligen anbieten, die in der Lage wäre, Euch Söhne zu schenken. Und ich war befugt, sowohl Euch als auch Regnus zu töten, hättet Ihr Hochverrat geplant. Ich habe Euch verschont - und ich werde nicht bezahlt, es sei denn, ich lasse Leichen zurück. Ich erwarte keine Dankbarkeit von Euch, Lordgeneral, aber ich verlange Euren Respekt!«
Lordgeneral Agons Gesicht wurde grau. »Ihr... Ihr habt Aleine gesagt, mein Preis sei die Beförderung. Er dachte, er könnte mich eher mit einer Beförderung kaufen als mit einer Ehefrau.« Azoth konnte sehen, wie er im Geiste Bemerkungen durchging, die er im Laufe der letzten vier Monate gehört haben musste, und ihm wurde dabei zunehmend übel. »Warum?«
»Ihr seid der berühmte General, der alte Kriegsheld. Sagt Ihr es mir.« Durzo grinste höhnisch.
»Indem man mir das Kommando über die Armee gegeben hat, wurden die Feinde der Sa’kagé geteilt. Es hat den König davon abgehalten, jemandem, dem er trauen konnte, das Kommando über das Militär zu geben. Ihr Bastarde habt überall Eure Leute, nicht wahr?«
»Ich? Ich bin nur ein käufliches Schwert. Ich bin nur ein Wrack von einem Menschen.«
Das Gesicht des Generals war immer noch grau, aber sein Rücken beugte sich keinen Zoll weit. »Ihr... Ihr habt mir viel Stoff zum Nachdenken gegeben, Master Blint. Obwohl ich immer noch glaube, dass die Morde, die Ihr begangen habt, nach einem Henker schreien, habe ich Euch mit meinen übereilten Worten entehrt. Ich entschuldige mich. Meine Entschuldigung hat jedoch keine Auswirkung auf die Entscheidung des Königs, dass Ihr ihm dienen werdet. Ich -«
»Hinaus«, sagte Master Blint. »Hinaus. Wenn Ihr Eure Drohungen
noch einmal überdacht habt... Ich werde noch einige Minuten hier sein.«
Der General erhob sich und ging zur Tür, wobei er Master Blint genau beobachtete. Er öffnete die Tür und ließ Master Blint nicht aus den Augen, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte. Azoth hörte, wie seine Schritte sich auf dem Flur entfernten.
Master Blint starrte die Tür an und eilte vom Tisch weg. Statt sich jetzt, da der General fort war, zu entspannen, straffte er sich. Sein ganzer Körper vermittelte die Botschaft, dass er jederzeit bereit war, zuzuschlagen. Er sah aus wie ein Mungo, der darauf wartete, dass eine Schlange angriff.
»Geh von der Tür weg, Azoth«, befahl er. »Stell dich neben das Fenster.«
Es gab kein Zögern. Diese Lektion hatte Azoth gelernt. Er brauchte nicht zu verstehen; er brauchte nur zu gehorchen.
Er hörte ein Krachen auf der Treppe und lautes Fluchen. Azoth stand am Fenster und sah Master Blint an, aber das pockennarbige Gesicht des Mannes verriet nichts.
Augenblicke später wurde die Tür aufgerissen. Der Lordgeneral kam mit gezücktem Schwert hereingetaumelt. »Was habt Ihr getan?«, brüllte er. Seine Knie drohten unter ihm nachzugeben, und er lehnte sich schwer gegen den Türrahmen, um nicht zu stürzen.
Master Blint sagte nichts.
Der General blinzelte und versuchte, sich aufzurichten, aber ein Krampf durchlief seinen Körper, während sein Magen sich zusammenschnürte. Der Krampf verging, und Agon fragte: »Wie?«
»Ich habe ein Kontaktgift auf dem Türriegel verteilt«, antwortete Master Blint. »Es sickert durch die Haut.«
»Aber wenn wir uns einig geworden wären...«, sagte der Lordgeneral.
»Dann hätte ich die Tür für Euch geöffnet. Falls Ihr Handschuhe getragen hättet, hatte ich andere Pläne. Jetzt will ich, dass Ihr mir genau zuhört. Der König ist ein unfähiges, verräterisches, geiferndes Kind, also werde ich mich sehr klar ausdrücken. Ich bin ein erstklassiger Blutjunge. Er ist ein zweitklassiger König. Ich werde nicht für ihn arbeiten. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr mich selbst in Dienst nehmen: Ich werde den König töten, aber ich werde nicht für ihn töten. Und es gibt keine Möglichkeit, wie Ihr - oder er - mich unter Druck setzen könnt.
Ich weiß, er wird das nicht glauben, weil Aleine Gunder ein Mann ist, der glaubt, er könne bekommen, was immer er will. Also liefere ich Euch den Grund, warum er es glauben wird.« Master Blint stand auf. »Erstens: Ich werde heute Nacht eine Nachricht für ihn in der Burg hinterlassen. Zweitens: Ihr werdet Nachforschungen darüber anstellen, was Graf Yosar Glin widerfahren ist. Er war der Klient, der mich verraten hat. Drittens: Da ist das, was Euch bereits zugestoßen ist. Und viertens - nehmt doch Platz, Agon, und legt das Schwert beiseite. Es
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