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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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schaute bescheiden zu Boden und erkannte in diesem Mörder ihren Azoth nicht. Der Blick nach unten zeigte ihr das Blut an ihren Ärmeln, und sie schaute auf; Grauen zeichnete jeden Teil ihres Gesichts, der nicht bereits von Narben gezeichnet war.
    »Mein Gott«, sagte sie, »du blutest. Geht es dir gut?«
    Er lief bereits, rannte blind über den Markt. Aber wie schnell er auch lief, er konnte der Sorge und dem Grauen in diesen schönen Augen nicht davonlaufen. Diese großen braunen Augen verfolgten ihn. Irgendwie wusste er, dass sie es immer tun würden.

25
    »Bist du bereit, ein Kämpe zu werden?«, fragte Master Blint.
    »Wovon sprecht Ihr?«, erkundigte sich Kylar. Sie waren mit dem morgendlichen Übungskampf fertig, und er hatte sich besser als gewöhnlich gehalten. Er glaubte nicht einmal, dass er am nächsten Tag unter schmerzenden Muskeln zu leiden haben würde. Er war jetzt sechzehn Jahre alt, und es schien, als zahle sich das Training endlich aus. Natürlich hatte er noch immer keinen einzigen Kampf gegen Master Blint gewonnen, aber er fing langsam an zu hoffen. Andererseits war Blint während der ganzen Woche übler Laune gewesen.
    »Das Turnier des Königs«, sagte Master Blint.
    Kylar schnappte sich einen Lumpen und tupfte sich das Gesicht ab. Das sichere Haus war klein, und es wurde drückend heiß. König Aleine Gunder IX. hatte die Schwertmeister dazu überredet, ein Turnier in Cenaria zu genehmigen. Natürlich würden sie vielleicht zusehen und entscheiden, dass nicht einmal der Sieger gut genug war, um ein Schwertmeister zu sein, aber andererseits könnten sie auch entscheiden, dass drei oder vier Wettbewerber geeignet waren. Selbst ein Schwertmeister des untersten, ersten Grades konnte an jedem Königshof von Midcyru eine gute Position finden. Aber typischerweise hatte Blint die ganze Angelegenheit mit einem Hohngrinsen abgetan. Kylar erwiderte: »Ihr habt gesagt, das Turnier des Königs
sei etwas für die Verzweifelten, die Reichen und die Törichten.«
    »Hm-hm«, brummte Blint.
    »Aber Ihr wollt, dass ich trotzdem kämpfe«, sagte Kylar. Er vermutete, dass sein Meister ihn den »Verzweifelten« zurechnete. Bei den meisten Kindern reifte die magische Gabe bis zu ihrem zwölften oder dreizehnten Jahr heran. Bei ihm war das immer noch nicht der Fall, und Blint verlor langsam die Geduld.
    »Der König veranstaltet das Turnier, damit er die Sieger als Leibwachen in Dienst nehmen kann. Er möchte sicherstellen, dass er keine Blutjungen in Dienst nimmt, daher hat dieses Turnier eine spezielle Regel: Niemand, der über Magie verfügt, darf sich daran beteiligen. Bei dem Turnier wird eine Maja zugegen sein, die alle Wettbewerber überprüft, eine in der Chantry ausgebildete Heilerin. Sie ist außerdem zugegen, um die Schwerter mit einem Zauber zu belegen, so dass die Teilnehmer einander nicht töten, und um jeden zu heilen, der verletzt wird. Die Neun haben beschlossen, ihre Muskeln spielen zu lassen. Sie wollen, dass einer aus ihren eigenen Reihen siegt, um alle daran zu erinnern, wer in dieser Stadt wer ist. Also haben wir eine Situation, die zu dir passt wie ein Holzbein zu einem Krüppel. Nicht dass das ein Zufall wäre. Dieses Turnier würde gar nicht erst stattfinden, wenn die Neun es nicht vorgeschlagen hätten. Die Neun wissen alles über dich und dein kleines Problem.«
    »Was?« Kylar konnte es nicht glauben. Er hatte nicht einmal gewusst, dass sie wussten, wer er war. Was würde passieren, wenn er verlor?
    »Hu Gibbet hat in dieser Woche den Neun Viridiana, seinen Lehrling, vorgestellt. Ein Mädchen, Kylar. Ich habe sie kämpfen sehen. Sie ist natürlich magisch begabt. Sie würde dich ohne Probleme überwältigen.«

    Eine Welle der Scham schlug über Kylar zusammen. Hu Gibbet war ein Mörder der übelsten Sorte. Hu liebte Mord, liebte Grausamkeit um ihrer selbst willen. Hu versagte niemals, aber er tötete auch immer mehr als nur die Zielperson. Blint verachtete ihn. Kylar war dafür verantwortlich, dass sich sein Meister von einem Schlächter übertrumpfen lassen musste.
    »Einen Augenblick«, sagte Kylar. »Findet das Turnier nicht heute statt?«
     
    Es war Mittag, als Kylar im Stadion am Nordende des Labyrinths eintraf. Das Stadion war während der letzten zwölf Jahre nur für Pferderennen benutzt worden. Davor war es die Arena der Todesspiele gewesen. Als Kylar näher kam, konnte er die Menschenmenge im Innern hören. Das Stadion bot Platz für fünfzehntausend Zuschauer, und es klang

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