Der Weg in Die Schatten
sich die magischen Netze auflösen.«
Kylar nickte zustimmend. Während sie leise vor sich hin murmelte und Netze um jede seiner Scheiden wand, betrachtete er die Täfelchen, die an die Wand gehängt waren. Er fand Logan sehr schnell und suchte dann einige Sekunden lang nach seinem eigenen Namen. Als hätten die Neun mich unter meinem richtigen Namen gemeldet. »Unter welchem Namen werde ich geführt?«, fragte Kylar.
Die Frau stutzte kurz und streckte dann die Hand aus. »Ich möchte wetten, das sollt Ihr sein.« Der Name war als »Kage« aufgeführt. Drissa murmelte etwas vor sich hin, und aus dem Nichts erschien ein Akzent über dem e. »Kagé, der Schatten. Wenn die Sa’kagé dich nicht geschickt haben, junger Mann, solltest du dir besser ein schnelles Pferd suchen.«
Kein Druck. Kylar war nur froh zu sehen, dass er sich nicht in der gleichen Gruppe befand wie Logan. Sein Freund war in seine Körpergröße hineingewachsen. Logan Gyre war nicht länger unbeholfen; er hatte eine gewaltige Reichweite, und er war stark, aber es war etwas ganz anderes, jeden zweiten Tag eine Stunde lang zu trainieren, als jeden Tag etliche Stunden unter Master Blints Aufsicht zu kämpfen. Logan war ein guter Kämpfer, aber er würde es auf keinen Fall bis an die Spitze seiner eigenen Gruppe schaffen, was bedeutete, dass Kylar ihm nicht würde gegenübertreten müssen.
Kylar zog sein Schwert, und Schwester Nile belegte es mit dem Zauber. Er prüfte die Klinge, und sie war nicht nur flach, sondern jetzt auch an den Schneiden abgerundet, was zeigte, dass sie wusste, was sie tat. Selbst ein Übungsschwert konnte schneiden, wenn man jemanden hart genug traf. Gleichzeitig schienen die magischen Netze die Klinge nicht schwerer zu machen oder etwas an der Art zu verändern, wie sie sich durch die Luft bewegte. »Hübsch«, bemerkte Kylar. Er versuchte, so lakonisch
zu klingen wie Durzo, damit er seine Stimme nicht verriet. Die meisten stimmlichen Tarnungen Kylars ließen ihn noch immer klingen wie ein Kind, das versuchte, wie ein Mann zu klingen. Es war eher peinlich als wirkungsvoll.
»Die Regeln des Turniers sind folgende: Der erste Schwertkämpfer, der seinen Gegner dreimal berührt, siegt. Ich habe einen Zauber um den Körper eines jeden Kämpfers gelegt, der die Schwerter der Gegner reagieren lässt. Wenn Ihr Euren Gegner das erste Mal berührt, wird Euer Schwert gelb aufleuchten. Beim zweiten Mal orangefarben, beim dritten Mal rot. Und nun zum letzten Punkt«, fügte sie hinzu. »Ich muss mich davon überzeugen, dass Ihr nicht über Magie gebietet. Dafür werde ich Euch berühren müssen.«
»Ich dachte, Ihr könntet sehen .«
»Das kann ich auch, aber ich habe Gerüchte über Menschen gehört, die imstande sind, ihre Magie zu verbergen, und ich werde meinen Schwur, dafür zu sorgen, dass dieser Kampf fair ausgetragen wird, nicht brechen, nicht einmal hier, nicht einmal für die Sa’kagé.« Drissa legte eine Hand auf seine. Die ganze Zeit über murmelte sie vor sich hin. Wie Blint es ihm erklärt hatte, mussten die Frauen sprechen, um ihre Magie zu benutzen, aber anscheinend brauchten ihre Worte nicht verständlich zu sein.
Sie brach abrupt ab und sah ihm in die Augen. Dann nagte sie an ihrer Unterlippe und legte abermals eine Hand über seine. »Das ist kein Verbergen«, sagte sie. »So etwas ist mir noch nie begegnet... wissen sie es? Sie müssen es wissen, nehme ich an, oder sie hätten ihn nicht hergeschickt, aber...«
»Wovon redet Ihr?«, fragte Kylar.
Schwester Nile trat widerstrebend zurück, als schätze sie es nicht, sich mit einem menschlichen Wesen beschäftigen zu müssen,
während sie weit interessantere Dinge zu tun hatte. »Ihr seid schadhaft«, sagte sie.
»Fahrt zur Hölle.«
Sie blinzelte. »Tut mir leid, ich meinte... die Leute sprechen im Allgemeinen davon, ›dass jemand die Gabe der Magie besitze‹, als sei es ganz einfach. Aber es ist nicht einfach. Es gibt drei Dinge, die alle zusammenwirken müssen, damit ein Mann oder eine Frau ein Magier werden kann. Erstens ist da Eure Glore Fryden, grob gesagt Eure Lebensmagie. Es ist Magie, die Ihr vielleicht aus Euren Lebensprozessen schöpft, so wie wir Energie aus Nahrung beziehen, oder vielleicht kommt sie aus Eurer Seele - wir wissen es nicht. Aber sie kommt aus dem Innern. Die Hälfte aller Menschen haben Glore Fryden. Vielleicht hat jeder sie, nur dass sie bei den meisten zu gering ist, um sie wahrzunehmen. Zweitens haben einige Menschen einen
Weitere Kostenlose Bücher