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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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so, als sei es voll.
    Er ging leicht gestelzt und doch geschmeidig. Das sollte nicht nur einen arroganten jungen Schwertkämpfer vermuten lassen, sondern auch seinen natürlichen Gang verbergen. Graf Drake würde an einem Ereignis, in dem er ein Überbleibsel der Todesspiele sah, nicht teilnehmen, aber Logan Gyre würde vielleicht zugegen sein, ebenso wie etliche junge Adlige, mit denen Kylar auf ziemlich regelmäßiger Basis zusammenkommen musste. Im Allgemeinen verspürte Kylar keine Furcht, wenn er getarnt war. Zum einen verstand er sich inzwischen gut genug auf Tarnungen, um sich nicht besonders gefährdet zu fühlen. Zum anderen zog Furcht Aufmerksamkeit auf sich wie ein Magnet. Aber jetzt befand sein Magen sich in Aufruhr, weil seine Tarnung eben keine Tarnung war.
    Master Blint hatte ihm die Kleider ohne Kommentar übergeben. Es war das graue Gewand der Blutjungen, und es war so prächtig wie alles, was Master Blint selbst besaß. Der Stoff
war grau und schwarz gesprenkelt; das gewährte im Dunkeln eine bessere Tarnung als reines Schwarz, da es die Konturen verschwimmen ließ. Die Gewänder waren perfekt geschneidert, dünn und eng an seinen Gliedmaßen, ohne seine Bewegungsfreiheit einzuschränken. Er vermutete, dass der schmale Schnitt noch einem anderen Zweck diente: Die Neun wollten, dass er so jung wie möglich wirkte. Wir haben ein magisch nicht begabtes Kind als unseren Kämpfer ins Turnier geschickt. Er hat Euch vernichtend geschlagen. Was geschieht, wenn wir einen Blutjungen schicken?
    Seine Kleider wurden vervollständigt von einem Umhang aus schwarzer Seide - Seide! - und einer schwarzen Seidenmaske, die nur die Augen, den Mund und sein dunkles Haar unbedeckt ließ. Er hatte sich eine Paste ins Haar gerieben, damit es vollkommen schwarz wirkte, und er hatte es sich so kunstvoll zerzaust, dass es in einzelnen, spitzen Büscheln vom Kopf abstand. Anstelle seines schwarzen Waffengeschirrs hatte Blint ihm eines aus Gold gegeben, mit goldenen Scheiden für jeden seiner Dolche, jedes seiner Wurfmesser und sein Schwert. Sie hoben sich augenfällig von dem tristen Grau der Blutjungen ab. Blint hatte die Augen verdreht, als er es Kylar gab. »Wenn du schon auf einen melodramatischen Effekt aus bist, kannst du es auch gleich richtig machen«, hatte er gesagt.
    Ist das hier vielleicht meine Schuld?
    Nur wenige Menschen lungerten auf den Straßen herum, aber als Kylar auf den Seiteneingang des Stadions zuging, wurde er von Zuschauern und Straßenverkäufern begafft. Er trat ein und suchte die Halle der Kämpfer. Darin befanden sich über zweihundert Männer und einige Dutzend Frauen. Die Bandbreite reichte von massigen Schlägern, in denen Kylar Söldner und Soldaten erkannte, über träge junge Adlige bis hin zu Bauern aus den Kavernen, die eigentlich gar kein Recht hatten, ein
Schwert zu halten. Die Verzweifelten, die Reichen und die Törichten, in der Tat.
    Er wurde sofort bemerkt, und Stille verbreitete sich in den Reihen der Männer, die zu laut scherzten, der Soldaten, die sich reckten, und der Frauen, die wieder und wieder ihre Klingen überprüften.
    »Sind das alle?«, fragte eine gelehrtenhaft wirkende Frau, die aus einem Nebenraum hereinkam. Sie stieß beinahe mit dem gewaltigen Mann zusammen, der gleichzeitig eintrat und plötzlich stehen blieb. Kylar schnappte nach Luft. Es war Logan. Logan würde nicht zusehen - er würde am Turnier teilnehmen. Dann sah die Maja Kylar. Sie verbarg ihre Überraschung besser als die meisten anderen. »Ich - ich verstehe. Nun, junger Mann, kommt mit mir.«
    Kylar konzentrierte sich auf sein stolzes, herausforderndes Gehabe und ging dicht an Logan und den anderen vorbei. Es war seltsam befriedigend zu hören, wie hinter ihm Getuschel ausbrach.
    Der Untersuchungsraum war früher einmal benutzt worden, um verletzte Sklavenkämpfer zu behandeln. Er hatte die Atmosphäre eines Ortes, der viele hatte sterben sehen. Es gab sogar Rinnsteine entlang der Wände, so dass Blut leicht abfließen konnte. »Ich bin Schwester Drissa Nile«, sagte die Frau. »Und obwohl Schwertmeister lernen, alle scharf kantigen Waffen zu benutzen, dürft Ihr für dieses Turnier nur Euer Schwert benutzen. Ich werde Euch bitten müssen, Eure anderen Waffen abzulegen.«
    Kylar bedachte sie mit seinem besten Durzo-Blint-Blick.
    Sie räusperte sich. »Ich nehme an, ich könnte sie magisch an ihre Scheiden binden. Ihr würdet während der nächsten sechs Stunden nicht in der Lage sein, sie zu ziehen, bis

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