Der Weg in Die Schatten
Schwertmeister siegreich beendete, witterte Kylar Betrug. Dann gewann Kylar seinen vierten Kampf gegen einen Soldatenveteranen - seltsamerweise einen, der einen niedrigen Rang bekleidet hatte und nicht aus einer guten Familie kam, gegen den Kylar jedoch einige Schwierigkeiten hätte haben müssen. Der Soldat verstand sich nicht gut darauf, sich zu verstellen. Kylar griff die offensichtlichen Lücken in seiner Verteidigung zunächst nicht
an, weil sie so offen zur Schau gestellt wurden, dass er sie für Fallen hielt.
Dann begriff er. Der Bauer war echt gewesen. Der Ymmuri war betäubt gewesen. Der Schwertmeister war eingeschüchtert gewesen. Den Soldaten hatte man gekauft. Es war ein Turnier nach dem Ausschlussverfahren, so dass jetzt nur noch sechzehn Männer übrig waren. Kylar erkannte in vieren von ihnen Männer der Sa’kagé, was bedeutete, dass wahrscheinlich weitere vier ebenfalls in Diensten der Sa’kagé standen, die er nicht erkannte. Die Neun hatten die Kampfpaarungen manipuliert. Es machte ihn wütend. Aber er segelte durch seine letzten Kämpfe, als seien sie von Belang, setzte Sprungtritte aus der Drehung, Armhebel, Beinscheren und elegante Folgen verschiedener Griffe zur Entwaffnung seiner Gegner ein sowie alles andere an lächerlichen Tricks, was ihm in den Sinn kam.
Er hatte gedacht, dass die Neun an ihn glaubten, dass sie ihm eine echte Chance gaben. Aber dies war nur eine weitere Scharade. Es waren großartige Kämpfer zugegen, doch man hatte sie gekauft. Zweifellos verdienten die Buchmacher sich eine goldene Nase, während Kylar sich in seiner Gruppe und Logan Gyre in der anderen hocharbeitete. Logan, der hochgewachsene, gutaussehende Logan, der Spross einer der führenden Familien, war ungemein beliebt. Also waren Logans erste Kämpfe so manipuliert worden, dass sie auf Messers Schneide standen, so dass die Sa’kagé die Wetten gegen ihn drücken konnten. Dann war Logan durch die späteren Runden gesegelt. Große Kämpfer machten ihre unwahrscheinlichen Fehler und füllten die Schatztruhen der Sa’kagé noch weiter.
In den meisten Fällen wurde es recht überzeugend gemacht. Wenn ein mittelmäßiger Schwertkämpfer versuchte, seinen Gegner zu erstechen, brauchte er sich nicht sehr zu verstellen,
um sein Ziel zu verfehlen. Aber Kylar konnte erkennen, ob es mit Absicht geschah, und er konnte erkennen, dass die Schwertmeister es ebenfalls sahen. Sie wirkten erbittert, und Kylar stellte sich vor, dass viel Zeit vergehen würde, bevor man sie erneut dazu würde überreden können, ein Turnier in Cenaria zu veranstalten. Das Ganze war so offensichtlich manipuliert, dass Kylar bezweifelte, dass sie ihm den Status eines Schwertmeisters gewähren würden, selbst wenn er ihn doppelt und dreifach verdient hätte.
Genauso offenkundig war, dass der König nichts bemerkte, zumindest nicht, bis einer der Schwertmeister zu ihm ging und mit ihm redete. Aleine sprang auf, und seine Ratgeber brauchten einige Zeit, bis sie ihn wieder so weit beruhigt hatten, dass er sich hinsetzte. Also hatten die Neun dem König erfolgreich klargemacht, wo sie standen, aber mit dem Fortgang des Turniers konnten sie noch mehr Geld verdienen, und Kylar vermutete, dass sie auch der ganzen Stadt zeigen wollten, wie die Verhältnisse lagen.
Kylar war angewidert, als er auf den Sand hinaustrat, um sich Logan zu stellen. Es war der letzte Kampf. Hier ging es um den Titel. Und es gab keinen guten Ausweg. Er hätte Lust gehabt, Logan sein Schwert vor die Füße zu werfen und sich zu ergeben - aber dann würde der König denken, dass die Sa’kagé damit ihre Unterstützung Logans demonstrierten. Dann würde es nicht lange dauern, bis er einen Blutjungen anheuerte, der dem Anwesen der Gyres einen Besuch abstattete - oder vielleicht einen einfachen Meuchelmörder, falls die Sa’kagé ihren Leuten befahlen, den Auftrag nicht anzunehmen. Ebenso wenig konnte Kylar ihn nach einem ausgeglichenen Kampf knapp gewinnen lassen. Jetzt, da der König wusste, dass die Sa’kagé das ganze Turnier manipuliert hatten, würde er denken, dass sie versuchten,
Logan gut dastehen zu lassen. Was also sollte Kylar tun? Seinen besten Freund demütigen?
Die frühere Begeisterung war zur Gänze aus Logans Zügen gewichen. Er trug einen leichten Kettenpanzer mit schwarzen Gliedern in der Form eines Gyrfalken vorn und hinten, und die Menge tobte, als die beiden aufeinander zutraten, doch keiner der jungen Männer schenkte dem Publikum auch nur die geringste
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