Der Weg in Die Schatten
damit.«
Diesmal brauchte Kylar sich keine Mühe zu geben. Der Durzo-Blint-Blick trat ungeheißen in seine Augen.
26
Kylar betrat den Sand des Stadions, bereit, jemanden zu verletzen. Die Tribünen waren zum Bersten gefüllt. Kylar hatte noch nie so viele Menschen gesehen. Straßenverkäufer gingen durch die Gänge und boten Reis, Fisch und Bierschläuche feil. Adlige ließen sich in der zunehmenden Hitze von Dienstboten Luft zufächeln, und der König saß auf einem Thron und trank und lachte mit seinem Gefolge. Kylar glaubte, auf einer Seite sogar den säuerlich dreinblickenden Lordgeneral Agon zu erspähen. Beim Anblick von Kagé lief ein Raunen durch die Menge.
Dann wurde das Tor ihm gegenüber geöffnet, und ein massiger Bauer trat ein. Es folgte spärlicher, desinteressierter Applaus. Es kümmerte im Grunde niemanden, wer siegte, die Menschen waren einfach froh darüber, dass ein neuer Kampf beginnen würde. Jemand blies in ein Horn, und der massige Bauer zog ein großes, rostiges Schwert ungewisser Herkunft und Machart. Kylar zog seine eigene Klinge und wartete ab. Der Bauer stürmte auf ihn zu und hob seine Klinge zu einem gewaltigen Hieb über den Kopf.
Kylar sprang vor, rammte dem Mann seine Klinge hart in den Bauch und versetzte dem Bauern, während dieser an ihm vorbeistolperte,
noch einen Schlag auf die Niere und die Kniesehne. Kylars Schwert glühte gelb-orange-rot.
Alle schienen verblüfft zu sein, bis auf die Schwertmeister, die in ihren roten und eisengrauen Umhängen in einem speziellen Bereich saßen. Sie läuteten unverzüglich eine Glocke.
Es gab ein wenig Applaus und einige Buhrufe, aber die meisten Zuschauer wirkten eher überrascht. Kylar steckte sein Schwert in die Scheide und kehrte in die Halle der Kämpfer zurück, während der Bauer sich fluchend den Staub von den Kleidern klopfte.
Kylar wartete für sich allein, saß ganz still da und sprach mit niemandem. Kurz vor seinem nächsten Kampf setzte sich ein hünenhafter Schläger mit einer Tätowierung in Form eines Blitzes auf der Stirn neben ihn. Kylar dachte, dass sein Name Bernard war. Vielleicht war es auch Lefty - nein, Lefty war der Zwilling mit der gebrochenen Nase.
»Du hast Anhänger unter den Neun da draußen, die sich sehr darüber freuen würden, wenn du beim nächsten Mal eine kleine Show abziehen könntest«, sagte der hochgewachsene Schläger, bevor er weiterging.
Kylars zweiter Gegner war ein Ymmuri. Die Pferdefürsten kamen nicht oft in die Stadt, daher war das Publikum sehr aufgeregt. Der Ymmuri war ein kleiner Mann und bedeckt mit mehreren Schichten brauner Pferdehaut; selbst sein Gesicht war hinter Leder verborgen. Auch er hatte die Messer an seinem Gürtel behalten, große, nach vorn gebogene Gurkas. Seine Klinge war ein Säbel, wie geschaffen dafür, vom Pferderücken aus zu kämpfen, aber nicht ganz so gut geeignet für einen Schwertkampf Mann gegen Mann. Außerdem war der Ymmuri betrunken.
Wie befohlen spielte Kylar mit ihm, wich im letzten Augenblick schweren Hieben aus, mischte Schienbeintritte und akrobatische
Einlagen und verstieß im Wesentlichen gegen alles, was Durzo ihn gelehrt hatte. Im Kampf gegen einen fähigen Gegner, sagte Durzo, zielte man mit einem Tritt niemals höher als bis zum Knie des Gegners. Alles andere wäre einfach zu langsam. Und man blieb unbedingt auf den Füßen. Sprünge brachten einen auf eine Flugbahn, die man nicht verändern konnte. Der Flugsprung mit Tritt wurde nur für den einzigen Fall benutzt, zu dem die Ceuraner ihn entwickelt hatten: um einen berittenen Gegner aus dem Sattel zu heben, wenn man selbst zu Fuß kämpfte und keine andere Wahl hatte. Als Kylar diesmal siegte, tobte die Menge.
Auf dem Rückweg in den Ruheraum begegnete er Logan, der gerade in die Arena hinausging. Logans Gegner war entweder Bernard oder Lefty. Kylar hoffte, dass der Zwillingsbruder nicht zu hart zu ihm sein würde. Doch einige Minuten später kam Logan herein, vom Kampf gerötet und triumphierend. Bernard (oder Lefty) musste übertrieben zuversichtlich gewesen sein.
In der dritten Runde kämpfte Kylar gegen einen einheimischen Schwertmeister, der seinen Lebensunterhalt mit der Unterrichtung junger Adliger verdiente. Der Mann sah Kylar an, als sei er die abscheulichste Schlange in Midcyru, aber er war übereifrig in seinen Gegenstößen. Nachdem ihm zunächst ein Treffer gegen Kylar gelang, verlor er und stürmte davon.
Erst als Logan seinen dritten Kampf gegen einen anderen
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