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Der Weg in die Verbannung

Der Weg in die Verbannung

Titel: Der Weg in die Verbannung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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ein paar kräftige Kerle zugelegt.«
    »Ohne die geht’s nicht.«
    »Flößer und Holzfäller.«
    »Flößer und Holzfäller. So ist’s.«
    »Komm, gib mir mal ein paar Patronen für meine Büchse. Die Sorte mußt du führen, wenn du als Handelsmann etwas taugst.«
    Ben warf einen Blick auf die Waffe, für die Munition verlangt wurde. »Das Kaliber führ ich nicht.«
    The Red warf die Lippen auf. »Ben, ich sag’ dir, laß nicht soviel unnötige Worte zwischen deinen zahnlosen Kiefern ’raus! Gib das Zeug her, was ich brauche, du hast es. Ich möchte nicht dein Feind werden, an der Grenze hier.«
    Ben knurrte, aber er fügte sich. »Na, dann komm!« Die beiden gingen in eines der Zelte. Ein paar kleine Kisten waren hier, gestapelt.
    »Wie hast du das gemeint? Mein Feind werden?« fragte Ben unlustig, nachdem er sich mit The Red zusammen niedergelassen hatte. »Verschenkt wird hier nichts.«
    »Aber meine Freundschaft ist teuer, mein Lieber, und meine Feindschaft käme dich noch teurer zu stehen. Also rücke heraus, was ich brauche! Das ist mein letztes Wort. Wenn’s dir nicht paßt, kann ich auch gehen.«
    »Mann, bleib friedlich. Um ein paar Patronen ist mir’s nicht. Es geht mir ums Prinzip.«
    »Das Prinzip erklär’ ich dir gleich, du Halsabschneider. Du bezahlst meinen guten Rat, durch den du ein reicher Mann wirst, und bezahlst meine Freundschaft. Wenn sie auch teuer ist, so sollst du sie doch billig haben, weil du nun mal ein zahnloser Esel bist und bleibst und das Höhere nicht verstehst. Also ich bekomme heute und immer von dir, was ich als schlichter Präriejäger brauche, und dafür kannst du auf mich rechnen. Heute brauche ich Munition, morgen ein Pferd, übermorgen vielleicht eine neue Büchse, ein gutes Messer und vorgestern schon neue Nachrichten.«
    »Du hast dir das schön zurechtgelegt. Was heißt das, ich kann auf dich rechnen? Willst du helfen, das Blockhaus bauen?«
    »Höre, Ben, wenn du wahnsinnig wirst, muß man dich einsperren oder erschießen! Du kannst auf mich rechnen, das heißt, ich mach’ dich und deinesgleichen nicht kalt, treibe euch nicht sämtliche Pferde weg, verrate euch nicht an andere Banditen und gebe dir hin und wieder einen guten Rat. Verstanden? Und jetzt rücke endlich die Munition heraus, oder ich werde ungeduldig.« Ben gehorchte.
    »So. Das wäre in Ordnung. Was hast du zu essen?«
    »Waschbärenfilet.«
    »Von mir aus. Gib her.«
    Ben beeilte sich, den Gastwirt zu spielen, und The Red schmauste. Als er satt war, steckte er sich die Pfeife an. Ben wollte das Zelt verlassen, um nach dem Rechten zu sehen.
    »Halt, halt, mein Lieber! Widme dich noch ein wenig deinem so selten sichtbaren Freunde Red Jim.«
    »Was denn noch? Bist du unersättlich?«
    »Nach Neuigkeiten, ja. Was erzählen denn deine Indianer, die du da draußen mit dem schlechtesten Branntwein abgefertigt hast, der je zwischen Prärie und Gebirge gerochen wurde?«
    »Feines Getränk, Mann, feines Getränk! Mir scheint aber, du hast eine schlechte Nase. Was sollen die übrigens erzählen? Sie wissen selbst nichts. Vorläufig herrscht Friede im Lande.«
    »Was kümmert mich das?«
    »Sehr viel. Wenn es den Dakota an den Kragen geht, werden sie gehässig, darauf kannst du dich verlassen.«
    »Na aber … na ja … Aber damit hat es doch noch Zeit, und dann mache ich mich eben rechtzeitig davon. Vielleicht schlage ich noch etwas auf die Preise auf; man muß den Weizen schneiden, wenn er gerade reif ist, und nicht zu spät. Komm, wir setzen uns noch ein bißchen ins Zelt!«
    »Meinetwegen!« The Red lachte in sich hinein.
    Als die beiden wieder im Zelte saßen, fragte Ben unvermittelt: »Kannst du mir eine größere Summe geben?«
    »Ich? Dir? Wozu denn?«
    »Bevor es Krieg gibt. ­ Wenn ich schnell noch etwas einkaufe, kann ich noch ein paar Geschäfte machen. Und im Krieg würden die Dakota Flinten sehr hoch bezahlen.«
    »Halsabschneider bist du. Wende dich doch an Bacerico.«
    »Wer ist denn das?«
    »Einer in Mexiko. Aber den findest du doch nicht. Lassen wir das. Mit barer Münze ist jetzt nichts zu machen, kriegst du nicht von mir, Lieber. Aber Ratschläge, gute Ratschläge kannst du haben.«
    »Nichts als Worte! Schade. Du bist ein Gauner.«
    »Ein kluger Gauner, du zahnloses Geschöpf. Hast du mal einen Narren gesehen, der mit einem Cheyenne zusammen in der Prärie herumreitet, um Häuptlinge zu malen?«
    »Mann, den verrückten Morris?«
    »Ja. Du kennst ihn? Hast du den bei dir gehabt und einfach

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