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Der Weg in die Verbannung

Der Weg in die Verbannung

Titel: Der Weg in die Verbannung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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mächtige Feinde der Dakota, und sie sind grimmige Feinde der weißen Landräuber. Ich will zu den Siksikau reiten und dort, sobald die Zeit dafür gekommen ist, die Proben bestehen, die mich zum Krieger machen.«
    Mattotaupa dachte nach. »Du hast einen großen Plan, Harka. Der Plan ist nicht schlecht. Der Weg zu den Siksikau aber ist weit, sehr weit. Es ist auch nicht leicht, in den Zelten der Siksikau aufgenommen zu werden, denn sie sind ebenso harte und verschlossene Krieger wie die Dakota. Aber ich bin bereit, mit dir dahin zu gehen, sobald es wieder Frühling wird. Ich habe gesprochen, hau! Wenn der Schnee, der kommen wird, wieder schmilzt, wenn das Gras wieder grün wird, die Büffel nach Norden ziehen und die Lerchen bei Sonnenaufgang aus dem Grase wieder wie Pfeile in die Höhe steigen und singen, dann wollen wir miteinander zu den Schwarzfüßen reiten. Du sollst ein kräftiger Bursche und ein großer Krieger unter ihnen werden, gefürchtet von den Dakota, die uns verstoßen haben, und gefürchtet von den Langmessern, die das Land der roten Männer rauben wollen. Das wird im Frühling sein. Auch mein Herz wird wieder stark und froh, Harka, wenn ich an diesen deinen Plan denke, der jetzt auch der meine geworden ist. Den Winter, der zunächst noch vor uns liegt, werden wir zusammen überstehen; unser großes Vorhaben gibt uns die Kraft dazu.«
    »Wo werden wir hausen, und was werden wir essen, und wie werden wir uns kleiden, Vater, wenn der Schnee fällt?«
    »Wir haben keine Büffelpelzröcke, keine Decken, kein Zelt. Lange wird der Schnee das Gras decken, und die Winterstürme werden darüber hinwegbrausen. Wir haben einen großen und guten Plan für die kommenden Sommer und Winter, Harka, aber für diese eine Winterszeit sind wir noch gar nicht gerüstet. Das ist wahr. Ich denke, wir nutzen sie, um größere Erfahrungen zu sammeln, als wir sie bis jetzt besitzen.«
    »Auf welche Weise, Vater?«
    »Du hast von Kind an gehört, daß der Kampf unserer Krieger gegen die Weißen seit Hunderten von Sommern und Wintern im Gang ist. Unsere Häuptlinge haben viele große Taten vollbracht, aber die weißen Männer sind trotzdem immer weiter vorgedrungen. Du und ich, wir wissen, wie die Dakota leben und kämpfen. Wie die weißen Männer leben und kämpfen, das haben wir an der Grenze gesehen. Aber ich will wissen, wie viele weiße Männer es in Wahrheit gibt und was für eine Lebensweise sie weit hinten im Lande, wo sie in Frieden wohnen und schlafen, wohl haben. Ich will das endlich mit eigenen Augen sehen und nicht nur merkwürdige Geschichten glauben. Darum möchte ich für den Winter mit Langspeer und Gelbbart in eine Stadt gehen. Kommst du mit?«
    Harka überlegte. »Das ist auch ein großer Plan. Nicht ein einziger unserer frei lebenden Krieger und Geheimnismänner hat bisher die weißen Männer in ihren eigenen Höhlen beobachtet. Aber dürfen wir dort jagen? Oder wie sollen wir essen und wohnen?«
    »Sobald ich will, kann ich Gold genug haben, um Gelbbart für das zu entschädigen, was er uns etwa gibt. Aber vielleicht können wir bei den weißen Männern auch etwas Nützliches tun und unsere Nahrung selbst gewinnen. Ich mag die weißen Männer nicht wissen lassen, daß ich Gold beschaffen kann, und was ich beschaffen kann, ist auch bei weitem nicht soviel, wie die weißen Männer zu glauben scheinen. Was an Goldkörnern dort liegt, kann uns beiden mehr als einmal aus der Not helfen, aber auch nicht mehr. Vielleicht enthält das Gestein noch mehr Gold. Doch das vermögen nur weiße Männer zu gewinnen und auch von diesen niemals einer allein.«
    »Gehen wir ins Haus, Vater, und hören, was Gelbbart sagt!«
    Die beiden Indianer pfiffen ihren Pferden und schlenderten zum Blockhaus. Ihre Mustangs liefen mit ihnen wie Hunde. Sie brachten die Tiere in der Umzäunung am alten Platz unter und gingen dann in das Haus. Es duftete nach gebratenen Bärentatzen; sie mußten schon gar sein. Schwere Tritte ließen sich hören. Red Jim kam.nach den Indianern herein. Ben beeilte sich, auf dem kleinen Tische aufzutragen, der in der Ecke links hinten stand. Dort saßen noch der Maler und Langspeer. Mattotaupa und Harka ließen sich bei diesen nieder und Red Jim tat, ohne dazu aufgefordert zu sein, das gleiche. Er hatte einen ganzen Arm voll Sachen mitgebracht, legte das Bündel aber zunächst auf die Wandbank, ohne eine Bemerkung zu machen.
    Man aß. Ben hatte nicht eine, sondern fünf Tatzen gebraten und frisches Wasser

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