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Der Weg ins Dunkel

Der Weg ins Dunkel

Titel: Der Weg ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Woodhead
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des Gesteinsstücks, und Tränen stiegen ihr in die Augen.
    Das war’s also, worauf alle so erpicht waren. Und es war der Grund, warum sie sterben musste.
    Im nächsten Moment wurde die Tür aufgerissen, und zwei Minenarbeiter kamen in die Hütte. Sie sahen wütend aus und sahen sich hektisch nach Dingen um, die sie gebrauchen konnten. Einer von ihnen sprang auf Bear zu. Sie reagierte blitzartig, richtete die Pistole auf ihn und feuerte sie ab. Der Schuss hallte mit ohrenbetäubendem Krach durch den kleinen Raum, und der Mann wurde von der Wucht der Kugel umgerissen.
    Der andere machte auf dem Absatz kehrt und suchte das Weite. Bear sah ihm nach. Der Schuss schrillte ihr noch in den Ohren, als die Tür der Hütte zufiel.
    Sie senkte den Arm und bereute nicht, was sie getan hatte. Ihr war klar, dass die Männer sie sonst getötet hätten. Der Angeschossene robbte stöhnend zur Tür, und Bear setzte sich. Sie war ganz leer, fühlte und dachte nichts.
    Dann flüsterte sie plötzlich: «Luca.» Ihre einzige Hoffnung bestand darin, dass er und Joshua der LRA entwischt waren und sich inzwischen auf dem Weg zur UN -Basis befanden. «Bitte schafft es bis zur Straße», flüsterte sie und dann noch einmal: «Die Straße.» Dann schloss sie die Augen.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 31
    Joshuas Finger kratzten über Lucas Rücken, weil er sich im Fallen festzuhalten versuchte. Luca drehte sich zu ihm um, aber nicht schnell genug, um ihn noch aufzufangen. So sah er den Freund stöhnend zu Boden gehen. So oder so ähnlich ging das schon seit zwei Stunden. Joshua war so erschöpft, dass sie immer langsamer vorankamen.
    «Ich … kann nicht mehr», krächzte Joshua. Sein Hals war so ausgetrocknet, dass er kaum sprechen konnte.
    «Komm schon, Josh, steh auf!», sagte Luca. «Wir müssen weiter.»
    Joshua sah ihn flehend an. Er wusste selber, dass sie weitermussten, aber da er sein verletztes Bein nur nachziehen konnte, blieb er an jeder Baumwurzel hängen, und jedes Mal kam er aus dem Gleichgewicht und fiel hin.
    Fast vier Stunden waren vergangen, seit sie aus dem Fluss gestiegen waren. Überall im buschigen Unterholz hatten sich Pfützen gebildet, und der Boden erschwerte das Vorankommen noch zusätzlich. An manchen Stellen versanken sie bis zu den Knien im Schlamm und konnten sich nur kriechend fortbewegen. Wenn sie an so eine Stelle kamen, zog Luca den Freund an den Schultern weiter, Zentimeter für Zentimeter, und beide verbrauchten ihre letzten Kraftreserven. Das Gelände war immer unwegsamer und der Boden zu einem einzigen Sumpf geworden. Beide waren sie von oben bis unten mit schwarzem Schlamm bedeckt, der ihnen, genau wie ihr Haar, am Körper klebte.
    «Nein, nicht weiter», stöhnte Joshua, aber Luca reichte ihm die Hand.
    Joshua starrte ein paar Sekunden lang darauf, bevor er sie ergriff. Als Luca ihn hochhievte, schrie er vor Schmerz laut auf. Sein Bein schwoll immer mehr an, und er konnte nicht mehr richtig sehen, weil sich sein Gesichtsfeld zunehmend verengte und an den Rändern schwarz wurde. Er war drauf und dran, ohnmächtig zu werden. Trotzdem schleppten sie sich weiter.
    Sie passierten eine von zahllosen Buschreihen, und Luca versuchte, den Kompass ruhig zu halten und ihm zu folgen, aber das war unter diesen Bedingungen nicht möglich, sodass sich die Nadel wild über der verblichenen Skala drehte. Soweit Luca es beurteilen konnte, bewegten sie sich grob nach Süden, um die alte Straße für den Holztransport zu finden, von der Bear gesprochen hatte. Doch je mehr Zeit verging, ohne dass ein Einschnitt im Gelände zu sehen war, desto größer wurden Lucas Zweifel, ob diese Straße überhaupt noch existierte. Außer dem Kompass hatten sie nichts dabei, was ihnen irgendwie helfen konnte, höchstens noch die chinesischen Leuchtkugeln.
    Ein Zweig, den Luca umgebogen hatte, schnellte zurück und traf Joshua an der Brust, sodass er wieder in den Schlamm fiel. Dieses Mal gelang es ihm aber, sich auf Knien und Füßen zu halten. Seine Brust hob und senkte sich, als er tief durchatmete und die letzten Kräfte zu mobilisieren versuchte. Seine Arme zitterten vor Anstrengung und Entkräftung, und Speichel tropfte ihm aus dem Mund. «Ich kann wirklich nicht mehr», brachte er mit Mühe heraus.
    Luca drehte sich zu ihm um und funkelte ihn wütend an. «Steh auf!», schrie er. «Wir müssen weiter. Du schaffst es. Ein Schritt nach dem anderen.» Doch dann erkannte er das Ausmaß von Joshuas Erschöpfung, und er begriff, dass

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