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Der Weg ins Dunkel

Der Weg ins Dunkel

Titel: Der Weg ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Woodhead
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darauf eine Mulde, die stabil genug war, um sein Gewicht zu halten. Einen Moment lag blieb er stocksteif und mit geschlossenen Augen stehen und traute sich nicht, das Gewicht zu verlagern. Sein Atem ging flach und schnell, und als er vorsichtig die Finger öffnete, rieselten kleine Steinbrocken heraus. Er fürchtete, jeden Moment den Halt zu verlieren. Vor Angst war er so verkrampft, dass er sich nicht kontrolliert bewegen konnte. Er musste diesen Zustand beenden, seine Angst besiegen. Also versuchte er, alles auszublenden und nur noch an Bear zu denken. Er stellte sich ihr Gesicht vor, den Duft ihrer Haut, alles, was irgendwie mit ihr zu tun hatte. Doch immer, wenn ihm ein Bild von ihr vor Augen kam, löste es sich gleich wieder auf, und übrig blieb nichts als dieser Felsen und darunter die dunkle Tiefe.
    «Atme!», flüsterte er sich selbst zu. «Einfach nur atmen!»
    Sekunden später konnte er die Augen öffnen. Er hob das Kinn, um ja nicht nach unten zu blicken, und konzentrierte sich auf sein Ziel. Der grauen Rauchfahne nach zu urteilen, die aus dem Krater kam, musste er schon die Hälfte der letzten Etappe geschafft haben. Die Hälfte, dachte er. Dann schaffst du die andere auch noch. Also weiter!
    Er schob die Seilrollen zurecht, die über seinen Schultern verrutscht waren, und tastete nach einem sicheren Halt. Obwohl er sich bleischwer und unbeweglich fühlte, zwang er seine Arme und Beine, ihm zu gehorchen. Bald konnte er einem Spalt folgen, der sich bis zum Gipfel hinaufzog. Nach einigen Metern wurde der Spalt so breit, dass er sich mit dem ganzen Körper hineindrücken konnte. Den Rücken an die Felsspalte gestützt, fühlte er sich bedeutend sicherer, und er merkte, wie sein Mut zurückkehrte.
    Als ihm nach einer Weile der faulige Geruch von Schwefel in die Nase stieg, sah er auf und stellte fest, dass der Gipfel nur noch sieben oder acht Meter entfernt war. Ein Gemisch aus Asche und Dampf stieg aus dem Vulkan. Aus dieser Nähe war zu sehen, dass der vulkanische Ausstoß im Inneren orangefarben glühte und an den Rändern zu einem bräunlichen Gelb verblasste. Der Gipfel! Nur noch wenige Meter!
    Luca brachte das letzte Stück hinter sich und zog sich schließlich auf das Gipfelplateau. Ein paar Minuten blieb er flach auf dem Rücken liegen und fühlte sich unendlich erleichtert. Er hatte es geschafft.
    Dann stand er auf und versuchte sich zu orientieren. Überall war Rauch. Wie ein Blinder tastete er sich mit ausgestreckten Händen vor, den Blick auf den Boden gerichtet, um nicht über Unebenheiten zu stolpern oder plötzlich von der Öffnung des Minengewölbes verschluckt zu werden. Er umrundete einige Felsnasen, und der stinkende Rauch machte ihm zunehmend zu schaffen.
    Plötzlich hörte er zu seiner Rechten ein metallisches Klirren. Das Geräusch war leise und klang durch die Rauchwolke wie in Watte gepackt, aber es war deutlich zu hören. Luca bewegte sich darauf zu, und dann sah er die Öffnung – ein langer, gezackter Riss im Gestein. Er legte sich auf den Bauch, schaute über den Rand hinunter und sah die trüben Lampen und das hölzerne Geländer am Rand der oberen Ebene tief unter sich. Die Mine! Er hatte sie gefunden!
    Luca spürte, dass neue Energie ihn durchflutete. Er schüttelte die Seile von den Schultern und rollte eins auf dem Boden ab, um es auf Knoten zu überprüfen. Das andere ließ er zusammengerollt, weil er es zum Abseilen für dieselbe Route benutzen wollte, über die er gerade aufgestiegen war.
    Etwa drei Meter vom Rand der Öffnung befand sich eine hüfthohe Felsnase, an der Luca das Seil befestigen konnte. Dann warf er den Rest des Seils in die Mine und beobachtete, wie es sich unter dem Eigengewicht stramm zog. Mit dem extra Klettergurt über der Schulter führte er das Seil durch die Acht seines eigenen Klettergurts, bevor er an den Rand der Öffnung trat. Hitze und abgestandene Luft schlugen ihm entgegen, und plötzlich wurde ihm schreckhaft bewusst, was er vor sich hatte.
    Er kehrte in die Mine zurück, in der mittlerweile vermutlich Panik herrschte, und das Einzige, womit er sich verteidigen konnte, war eine Pistole, deren Handhabung ihm nicht vertraut war.
     
    Luca begann sich abzuseilen, den Blick auf die gewölbte Decke der Mine gerichtet. Es sah aus, als schlösse sie sich über ihm, während er in den schwarzen Staub eintauchte und die Hitze immer unerträglicher wurde. Er ertappte sich bei dem Gedanken, dass es wie ein Abstieg in die Hölle war.
    Langsam nahmen

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