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Der Weg ins Dunkel

Der Weg ins Dunkel

Titel: Der Weg ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Woodhead
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sagte der Security-Mann der Telefonzentrale. «Ich habe Lieutenant William Cooper in der Leitung. Soll ich ihn durchstellen?»
    «Ja, danke, Sepo.»
    Bear beugte sich vor und zog einen Stift aus ihrem Haar.
    «Arbeitest du meinetwegen so lange, Coop?», fragte sie grinsend. Lieutenant Cooper war mit ihrem Vater befreundet gewesen, als er noch in der Britischen Armee in Sierra Leone gedient hatte. Er war einer der wenigen Offiziere, die sich mit Söldnern abgaben, und wenn Bear wieder einmal darauf gewartet hatte, dass ihr Vater aus irgendeinem Einsatz im Busch zurückkehrte, hatte er sie oft im Kimbima Hotel besucht. Manchmal hatte er ihr im Speisesaal mit dem schönen alten Deckengewölbe sogar beim Englischlernen geholfen. Als Vater dreier Töchter hatte er auch für sie ein großes Herz.
    «Hör mal, Bear, ich muss wissen, wo dieses Zeug genau herkommt», sagte er, ohne wie sonst ein paar persönliche Worte zu wechseln. Normalerweise war er stets zu Scherzen aufgelegt und liebte es, sie aufzuziehen. So geschäftsmäßig wie jetzt hatte sie ihn noch nie erlebt.
    «Wie ich schon sagte», erwiderte sie. «Bei der Untersuchung unserer Coltanmine nach der Explosion habe ich Bodenproben gesammelt. Warum fragst du? Ist etwas passiert?»
    Cooper antwortete nicht sofort.
    «Eh!
Dis-moi!
», sagte Bear. «Sag schon, was hast du entdeckt?»
    «Etwas, das es in südafrikanischen Minen eigentlich nicht gibt», sagte Cooper zögerlich. «Ich hab eine Weile gebraucht, bis ich es identifizieren konnte, aber nachdem ich mir die Luftbilder angesehen hatte, die du mir geschickt hast, glaube ich, dass du recht hast. Die Kompressoren haben die Explosion nicht ausgelöst. Die sind erst in die Luft geflogen, als die eigentliche Explosion passiert war. Also hab ich mal weiter überlegt.»
    «Und was, glaubst du, hat die Explosion ausgelöst? Hast du in der Bodenprobe Hinweise darauf gefunden?»
    «Ja, und ich bin mir ziemlich sicher», sagte Cooper leise. «Das Zeug heißt Diethylhexyl. Das hab ich aber erst rausgekriegt, nachdem ich es mit verschiedenen Lösungsmitteln durchgetestet hatte. Soviel ich weiß, gibt es nur ein Anwendungsgebiet für das Zeug: Es ist der Weichmacher in C- 4 .»
    «C- 4 ?», wiederholte Bear überrascht. «Der Sprengstoff?»
    «Genau. Aber der wird in Afrika kaum verwendet. Viel zu teuer.» Wieder machte Cooper eine kurze Pause. «Wenn du ein Stück von der Zündschnur finden könntest oder ein Fragment des eigentlichen Zünders, kann ich wahrscheinlich rauskriegen, wo es herkommt. Sonst bleibt es bei Vermutungen. Aber eins ist so gut wie sicher, Bear: Das Zeug stammt aus Armeebeständen.»
    «Armeebestände? Du meinst, die südafrikanische Armee …?»
    «Höchst unwahrscheinlich.» Cooper lachte. «Die kann sich heutzutage kaum noch Stiefel leisten und würde niemals so was Extravagantes benutzen, wenn’s das gute alte TNT auch tut.»
    Es entstand eine Pause, und als Bear ein Kratzgeräusch hörte, wusste sie, dass Cooper sich über die Bartstoppeln strich.
    «Soviel ich weiß, gibt es nur eine Handvoll Staaten, die über nennenswerte Mengen C- 4 verfügen: die USA natürlich, dann Großbritannien, Frankreich und Israel, aber auch Indien, Pakistan und China.»
    «Und warum sollte sich eins dieser Länder die Mühe machen, eine Coltanmine im tiefsten Kongo so aufwendig zu sprengen?»
    «Das wollte ich eigentlich dich fragen. Ist an eurer Mine vielleicht irgendwas Besonderes?»
    Bear sah auf die Unfallberichte, die vor ihr lagen.
«Putain!»
, fluchte sie. «Das betrifft nicht nur unsere Mine. Ich habe hier acht ganz ähnliche Unfallberichte aus allen Teilen der Welt vorliegen. Sie stimmen nicht in allen Einzelheiten überein, aber ich glaube, dass jemand systematisch dabei ist, Coltanminen auf diese Weise zu zerstören.»
    «Aber warum?»
    Bear überlegte einen Moment und ließ den Blick über ihre chaotischen Notizen schweifen. An der Zahl 23 und dem nach unten zeigenden Pfeil blieb er hängen.
    «Diese Explosionen minimieren die Coltanförderung weltweit, so viel steht fest», sagte sie und begann, laut zu denken. «Was passiert, wenn man eine Handelsware verknappt? Sie wird teurer.»
    Cooper machte «Ts-ts-ts», als wollte er sie zurechtweisen. «Das ist unwahrscheinlich. Das C- 4 , das hier zum Einsatz kommt, ist keine kleine Menge, die sich irgendwelche Terroristen besorgen könnten. Um so viele Minen zu sprengen, muss man Zugriff auf Armee-Depots haben. Ich weiß zwar nicht, wie das in anderen

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