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Der Weg ins Dunkel

Der Weg ins Dunkel

Titel: Der Weg ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Woodhead
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Ihnen von Herzen, dass Sie ihn nie wieder hören müssen.»
    Mit dem Unterarm wischte er sich den Schweiß von der Stirn und sah plötzlich furchtbar müde aus. «Hören Sie, ich muss jetzt diesen Jungen zusammenflicken, und wahrscheinlich bekomme ich Ärger, weil ich Sie ins Zelt gelassen habe. Joshua war ein guter Freund, und ich helfe Ihnen gern, aber ich weiß jetzt schon, wie das enden wird.» Er sah Luca an. «Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder Sie akzeptieren, dass Joshua verloren ist, und gehen nach Hause. Oder Sie schlagen sich in den Norden durch … und kehren nie mehr zurück.»
    Er sah Luca an, als wüsste er bereits, wie der sich entscheiden würde. «Ich wünschte, Sie wählten Ersteres, Luca.»
    Dann wandte er sich an René. «Passen Sie gut auf sich auf und versuchen Sie, Luca die Sache auszureden. Wenn Ihnen das nicht gelingt und Sie Hilfe brauchen, fahren Sie in die Stadt und suchen einen Mann namens Fabrice auf. Ihm gehört das Soleil Palace in Goma, und er hat die Finger in allem, was hier in der Gegend vorgeht. Ich habe ihn mal behandelt, und er schuldet mir einen Gefallen.»
    «Können wir ihm trauen?», fragte René.
    «Um Gottes willen, nein! Hier dürfen Sie niemandem trauen!»
    Kopfschüttelnd konzentrierte Christophe sich wieder auf seinen kleinen Patienten, und René und Luca verließen schweigend das Zelt.
    Die Fahrer lehnten an den Motorrädern und warteten auf sie. Sie hatten sich die Schutzplanen der Fahrzeuge umgelegt, um sich vor dem Regen zu schützen, der inzwischen niederprasselte.
    Mit gesenktem Kopf ging Luca auf sie zu und schien gar nicht zu merken, wie nass er wurde.
    René kannte ihn gut genug, um zu wissen, was in ihm vorging. Als sie die Motorräder erreichten, nahm er Luca beim Arm.
    «Ich weiß, dass ich dich in dieses Abenteuer reingequatscht habe, aber nach dem, was der Arzt gerade erzählt hat, kann dir kein Mensch einen Vorwurf machen, wenn du die Suche jetzt aufgibst. Nicht mal Jack.»
    Langsam schüttelte Luca den Kopf. «Ich muss es versuchen. Das bin ich Joshua schuldig.»
    René holte Luft und hielt die Hand über die Stirn, um sich vor dem Regen zu schützen. «Dann lass uns schnell diesen Fabrice suchen und hören, ob er was weiß.»
    Luca sah ihn an. «Für dich gilt dasselbe, René. Wenn du aussteigen willst, ist es okay. Es ist ja sowieso nicht dein Job, sondern meiner. Wenn wir zurück in Goma sind, mach ich allein weiter.»
    René schnaubte empört. «Und was träumst du nachts? Ohne mich kannst du doch deinen Arsch nicht von deinem Ellenbogen unterscheiden. Was immer passiert – ich bin dabei.»
    Luca lächelte, und einen Moment lang glaubte René den alten Luca wiederzuerkennen. Seine Selbstzweifel schienen wie weggeblasen, und sein Selbstvertrauen schien zurückzukehren. Es war, als spülte der Regen die Vergangenheit fort und machte den Weg frei für die Zukunft.
    René schwang sich auf das Motorrad und versuchte, ins Gleichgewicht zu kommen, bevor der Motor aufheulte und eine Rußwolke aus dem Auspuff schoss.
    «Wenn es überhaupt weitergeht», rief er Luca zu, als das Motorrad losfuhr. «Bis Goma sind es zwanzig mörderische Kilometer. Wahrscheinlich sind wir längst tot, bevor uns die LRA in die Finger kriegt.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 11
    Bear Makuru ging durch den parkähnlichen Garten des Ihusi Hotels auf den Kivusee zu. Trotz der Kriegsjahre und wechselnder Besitzer hatte der Garten etwas von seinem alten Charme bewahrt. Nahe dem Ufer blühten üppige blasslila Glyzinien, und der süßliche Duft von Geißblattbüschen wurde von einer leichten Brise überallhin getragen. Nur die Lorbeerbüsche waren verwuchert und bildeten eine dichte Hecke, die im Abendlicht etwas Unheimliches hatte.
    Bear blieb stehen, blickte über das tiefblaue Wasser und versuchte sich zu entspannen. Der Regen war heftig gewesen, aber nun war er vorbei, und jetzt lag der See so heiter und einladend da, dass er den idealen Gegenpol zu den stickigen, staubigen Straßen Gomas darstellte, vor allem bei Temperaturen von 45  Grad. Doch es war nicht die Hitze, die ihr zu schaffen machte, sondern das Pech, das sie verfolgte, seit sie im Kongo angekommen war.
    Nach dem zweitägigen Flug von Südafrika nach Goma hatte der rechte Magnetzünder den Geist aufgegeben, und Bear hatte fast einen ganzen Tag lang auf dem siedend heißen Rollfeld gelegen, um ihn zu reparieren. Kaum lief die Maschine wieder rund, waren Soldaten mit zwei Jeeps vorgefahren und hatten sie am

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