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Der Weg ins Dunkel

Der Weg ins Dunkel

Titel: Der Weg ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Woodhead
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Bierflasche und trank sie halb leer. Dann wischte sie sich mit dem Handrücken über den Mund.
    Jeffrey wartete auf ihre Antwort und sagte: «Wir können ja woanders essen gehen und es uns hinterher noch ein bisschen nett machen.»
    Bear musterte ihn, vor allem seinen Bierbauch. «Nein danke.»
    «Ach, kommen Sie schon! Es ist doch nichts dabei, essen zu gehen.»
    Als sie sich nicht rührte, versuchte er es mit: «Na gut, dann nur auf einen Drink. Wir können …»
    «Mon Dieu, ça suffit!»
Bear hatte wirklich genug. «Welchen Teil von ‹nein danke› verstehen Sie nicht? Ich möchte nicht essen gehen, denn ich esse gerade. Und falls Sie es übersehen haben: Ich spiele an meinem Ehering, seit Sie an meinen Tisch gekommen sind. Also tun Sie sich einen Gefallen, Jeffrey, und wanken Sie an Ihren Tisch zurück.»
    Jeffreys Lächeln fror ein. «Verdammte Sch…», bekam er gerade noch heraus, bevor hinter ihm laut applaudiert wurde.
    Ein Afrikaner mit perfekt geschnittenem weißen Anzug und Gucci-Sonnenbrille bewegte sich im Rhythmus seines Klatschens auf den Reporter zu und grinste breit.
    «Mensch, Jeffrey, du schaffst es immer wieder, dir eine Abfuhr zu holen», sagte er und klopfte dem Reporter so kräftig auf den Rücken, dass dessen Bier überschwappte und ihm aufs Hemd spritzte. «Du erinnerst mich immer an einen Pitbull: hartnäckig, aber dumm wie Bohnenstroh.»
    Dann sah der Mann Bear an, hob die Fäuste wie ein siegreicher Preisboxer und zwinkerte ihr vergnügt zu. «Sie sind nicht gerade zimperlich, was? Ganz großes Kino, Ihr Mechaniker-Outfit mit den Ölflecken. Nichts ist sexier als ein Mädchen, das sich mit Motoren auskennt.»
    Er machte ein schmatzendes Geräusch und zog sich den Stuhl heran, an dem Jeffrey sich festgehalten hatte. Dann setzte er sich, rückte seine Sonnenbrille zurecht und lächelte Bear an.
    Jeffrey hüstelte. «Hör mal, Fabrice, ich wollte die Kleine gerade …»
    «Zu Tode langweilen», vollendete Fabrice den Satz des Reporters. «Versuch’s lieber bei den Mädchen an der Bar. Bestimmt sind sie ganz aus dem Häuschen, wenn du ihnen was von deinem netten, kleinen Artikel erzählst. Vorausgesetzt, du zahlst ihnen den üblichen Stundenlohn.»
    Jeffrey zog sich beleidigt an seinen Tisch zurück.
    Kopfschüttelnd sagte Fabrice: «Ich liebe diese Journalisten. Bewegen den Arsch ein Jahr lang kaum aus der Stadt und meinen, sie könnten über das
wirkliche
Afrika berichten. Aber diese
muzungus
lernen es wohl nie. Wer Afrika verstehen will, muss sich schon bequemen, es kennenzulernen.» Wieder ballte er die Hände zu Fäusten. «Aber dazu braucht man Eier.»
    «Man sollte nur nicht mit ihnen denken», konterte Bear, verschränkte die Arme und drückte dabei ihre Brüste nach oben.
    Fabrice grinste und hatte sichtlich Mühe, den Blick aus Bears Dekolleté zu nehmen. Er fischte ein paar Pommes frites von ihrem Teller und zeigte damit auf sie.
    «Apropos Eier», sagte er. «Bei denen hab ich Sie ja nun auch. Außer mir kann Ihnen niemand den Sprit verschaffen, den Sie für Ihren Flug in den Ituriwald brauchen. Das macht mich zu Ihrem besten Kumpel, stimmt’s?» Er steckte sich die Pommes in den Mund und kaute genüsslich darauf herum. «Das Dumme ist nur, dass ich gepfefferte Preise verlange.»
    Bear sah ihn ungerührt an und konzentrierte sich auf die Brandnarbe in seinem Gesicht. Sie wusste, dass es von Typen wie ihm im Kongo nur so wimmelte. Die meisten waren nicht so aalglatt und erfolgreich wie Fabrice, aber im Prinzip waren sie alle gleich. Sie hatten zu viel vom Krieg und seinem Grauen gesehen, um sich von Drohungen noch einschüchtern zu lassen, und sie hatten drei Leidenschaften: Geld, Frauen und einen krankhaften Hass auf UN -Soldaten.
    Sie beugte sich über den Tisch, löste ihre Haarspange und ließ ihr Haar seitlich über den Kopf fallen. «Sie wissen, dass Sie Ihr Geld bekommen. Sie können also ganz entspannt bleiben. Außerdem ist Ihnen klar, dass Sie den UN -Truppen den Mittelfinger zeigen, wenn Sie mir Sprit liefern. Und stellen Sie sich erst ihre dummen Gesichter vor, wenn meine Maschine direkt vor ihrer Nase verschwindet!»
    Fabrices Augen waren hinter der verspiegelten Sonnenbrille nicht zu sehen. «Dann sind Sie also auch eine von denen, die Arbeit und Vergnügen gern unter einen Hut bringen.»
    «Wann immer es möglich ist.»
    Fabrice schüttelte den Kopf. «Irgendwas sagt mir, dass diese Sache hässlich wird.» Er signalisierte einem Kellner, dass er ihm ein Bier

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