Der Weg ins Dunkel
wickelte die Plastikschnur um seine Fußgelenke und verknotete sie fest. Dann bog er Hao die Arme auf den Rücken und fesselte seine Handgelenke. Als Nächstes holte er Haos Pass und Brieftasche aus seinen Anzugtaschen und nahm ihm die Rolex ab. Er packte ihn unter den Achseln und schleifte ihn an die Reling, ohne dass Hao auch nur die Augen öffnete.
Ein kleiner Stoß genügte, und Hao ging über Bord. Es spritzte kurz auf, und für einen kurzen Augenblick zeichnete sich Haos Körper gegen die silbrige Gischt ab, dann verschwand er in den schwarzen Fluten. Aber Jian sah gar nicht hin, sondern kehrte zu seinem Sessel zurück und rieb sich die Hände.
Außer ihm war nur ein libanesischer Skipper an Bord, und der war angewiesen worden, während der ganzen Fahrt auf der Brücke zu bleiben. Jian sah auf die Türen, die ins Innere der Yacht führten. Sie waren fest verschlossen.
Zwei Tage darauf wurde die Leiche eines unbekannten Chinesen an den Strand von Khalde gespült. Ein Pathologe nahm eine oberflächliche Leichenschau vor und kam schnell zu dem Schluss, dass der Mann von einer der vielen Fähren gefallen sein musste, die durch den Hafen kreuzten. Das war schon öfter passiert, vor allem, wenn die Passagiere betrunken waren. Da es keine Möglichkeit gab, den Mann zu identifizieren, wurde er eingeäschert, und tags drauf wurde die entsprechende Akte geschlossen und archiviert.
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Kapitel 14
Bear Makuru duckte sich ins hohe Gras neben der Rollbahn und blickte suchend über die Reihe geparkter UN -Flugzeuge, deren weiße Rümpfe im Mondlicht ganz grau wirkten, um zwischen ihnen die niedrigen Flügel ihrer Cessna zu entdecken. Am Rande des Rollfelds, gleich neben dem Stacheldrahtzaun, fand sie sie schließlich.
«Können Sie etwas sehen?», flüsterte Luca, der neben ihr kauerte. Mit dem Ärmel seines schwarzen T-Shirts wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Er hatte einen großen, schweren Rucksack umgeschnallt. Neben ihm standen zwei extragroße Kanister Flugbenzin, deren Schraubverschlüsse noch nass waren.
«Ja, ganz am Ende, hinter der alten Antonov», sagte Bear.
«Shit, die Cessna steht genau neben dem Flughafengebäude.»
Sie drehte sich um, als sie René näher kommen hörte. Auch er hatte zwei Benzinkanister dabei und hielt sie an seine breite Brust gedrückt. An seinem Gang konnte man erkennen, wie schwer sie waren. Als er die beiden anderen erreichte, stellte er erst die Kanister ab, bevor er sich zu ihnen ins Gras hockte. Er atmete schwer und rasselnd, und vor Hitze und Anstrengung lief ihm der Schweiß von der Stirn und tropfte von seiner Nase.
Bear sah Luca von der Seite an und zischte: «Sagen Sie dem Trampeltier, dass es leiser atmen soll, sonst fliegen wir noch auf.»
Vor Anstrengung zog René eine Grimasse. «So hatte ich mir das nicht vorgestellt», sagte er und rang immer noch nach Atem. «Ich dachte, die Flüge, die wir bei Fabrice gebucht haben, seien inklusive Sprit.»
«Dann verklagen Sie mich doch.» Bear nahm ihren 40 -Liter-Kanister auf den Kopf und stellte die Füße weiter auseinander, um das Gewicht besser zu verteilen. «Wenn wir aus der Deckung kommen, bleiben Sie geduckt und rennen.» Sie drehte sich zu René um und sagte einschränkend: «Oder laufen, so schnell Sie können.»
Das Ende des Rollfelds war in einem erbärmlichen Zustand. Der Asphalt war eingedellt, und an manchen Stellen brach Unkraut durch, das bereits hüfthoch war. Bear bahnte sich einen Weg durch das Gestrüpp und hatte Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Luca folgte dicht hinter ihr. Als sie die gewaltigen Heckflossen der UN -Maschinen erreichten, huschten sie in deren Sichtschutz von einer zur anderen und kamen der beschlagnahmten Cessna immer näher. Bear hörte Luca unter der Last der beiden 50 -Liter-Kanister ächzen. Er ging vorgebeugt, und seine Beine knickten unter dem Gewicht fast ein, aber die monatelange Arbeit als Sherpa hatte seinen Körper gestählt.
Sie erreichten das Fahrwerk einer ausgemusterten Antonov Frachtmaschine, die vor langer Zeit ganz am Rand abgestellt worden war und seither langsam vor sich hinrostete. Ihre Außenhaut war verkohlt und verrußt, und zwischen ihren platten Reifen rankte Grünzeug empor, das schon den Bauch der Maschine erreichte.
Bear blieb stehen, atmete tief durch und blickte am Stacheldrahtzaun entlang, um sich zu vergewissern, dass nicht ausgerechnet hier einer der bemannten Posten stationiert war, die den Zaun in
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