Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Weg ins Dunkel

Der Weg ins Dunkel

Titel: Der Weg ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Woodhead
Vom Netzwerk:
unregelmäßigen Abständen sicherten. Sie hatten Glück, denn der nächste lag einige hundert Meter entfernt.
    «Los jetzt!», flüsterte sie.
    Im Vergleich zu den anderen Maschinen wirkte die Cessna winzig. Bear setzte einen Fuß auf den Tritt neben dem Motorgehäuse und schwang sich auf den Flügel. Sie drehte den Tankdeckel ab, setzte den Kanister an und füllte den Treibstoff ein. Es war nicht einfach, den schweren Kanister ruhig zu halten. Schmatzend und gurgelnd floss das Flugbenzin in den Tank – ein Geräusch, das die stille Nachtluft förmlich zu zerreißen schien. Bevor Luca den nächsten Kanister zu Bear hinaufreichte, blickte er zum Stacheldrahtzaun, wo aber nichts zu sehen war. Als auch sein zweiter Kanister geleert war, erreichte René das Flugzeug. Vor Anstrengung bleckte er die Zähne, seine Nasenflügel bebten, und er hatte Mühe zu atmen. Er blieb stehen und blickte zu Bear auf.
    «Machen Sie die Maschine startklar, wir erledigen hier den Rest», sagte er.
    Bear rutschte vom Flügel und landete gekonnt auf dem Rollfeld. Dann kletterte sie ins Cockpit, drückte den Hauptschalter und streifte sich das Headset über. Die Elektronik wimmerte leise, als sie die Flügelklappen auf zehn Prozent absenkte. Sie schob den Steuerknüppel zur Seite und stellte die Querruder auf, bevor sie das Seitenruder checkte.
    Luca verstaute den letzten Kanister im Laderaum, lud seinen Rucksack auf den freien Rücksitz neben René und nahm neben Bear Platz.
    «Sobald ich den Motor starte, bricht hier die Hölle los», sagte sie, die linke Hand am Zündschlüssel.
    Luca nickte. Er blinzelte gegen die Dunkelheit an, um besser sehen zu können.
    Bear drehte sich zu ihm um und sah, dass er Schweißperlen auf den Wangen hatte.
    «Alles klar», sagte er.
    Der Motor heulte kurz auf, und der Propeller drehte sich einmal, dann blieb er stehen. Bear versuchte es ein zweites Mal, aber der Motor hustete nur heiser. In der Ferne wurden Stimmen laut, und ein Lichtstrahl wurde auf das Rollfeld gerichtet. Mit kreisenden Bewegungen tastete er sich von Flugzeug zu Flugzeug vor.
    «Noch mal!», schrie Luca.
    Bear drehte den Zündschlüssel und gab Gas. Der Motor sprang wieder an, aber der Propeller drehte sich wieder nur einmal, bevor er stehen blieb.
    «Komm schon, du blödes Ding!», fluchte Bear. Der Lichtstrahl kam näher. Sie hielt den Zündschlüssel gedrückt und zwang den Motor, immer weiter zu arbeiten und den Propeller in Gang zu bringen. Dass die Batterie langsam zur Neige ging, war deutlich zu hören.
    «Sauf nicht ab! Sauf verdammt noch mal nicht ab!», bettelte Bear und ging vom Gas.
    Der Propeller drehte sich ein viertes Mal und drohte wieder stehen zu bleiben, doch dann setzte er zu einer weiteren Drehung an, und plötzlich nahm er dröhnend Fahrt auf. Der Luftstrom rüttelte an den offenen Türen, und Bear nahm die Füße so schnell von den Bremsen, dass die Maschine einen Satz nach vorn machte. Sie rollten schon auf die Startbahn zu, als der Lichtstrahl sie erreichte und das Cockpit in blendendes Licht hüllte.
    «Ich kann nichts sehen», schrie Bear und hob eine Hand, um ihre Augen zu schützen. Instinktiv bearbeitete sie Gas und Steuer.
    «Einfach weitermachen!», schrie Luca.
    Bear gab Gas und umklammerte den Steuerknüppel, als die Maschine schneller wurde. Plötzlich war das Licht verschwunden, weil sich die Antonov davorschob. Bear fuhr eine leichte Kurve, und als sie zur Seite sah, zog die Flügelspitze der Cessna nur Zentimeter am Fahrgestell einer UN -Maschine vorbei.
    Luca hatte es Sekunden vor ihr gesehen. Gedankenschnell schloss er das Ruder auf seiner Seite der Maschine, sodass sie mittiger aufs Rollfeld zufuhren.
    Eine Sirene schrillte, dann heulten Motoren auf. Das Haupttor des Flughafengeländes flog auf, und zwei Militärjeeps kamen auf sie zugerast. Sie konnten sie nur durch die Lücken zwischen den parkenden Flugzeugen sehen, die sie passierten, aber die Silhouette eines Soldaten mit Maschinengewehr im Anschlag war klar zu erkennen. Einer der Jeeps beschleunigte und ruckte jedes Mal, wenn der Fahrer einen höheren Gang einlegte, sodass sich der Soldat mit dem 7.62  mm-Gewehr immer neu positionieren musste.
    Bear checkte den Geschwindigkeitsmesser. Die Nadel bewegte sich über die 55 -Knoten-Marke. Das reichte fast. Sie zog den Steuerknüppel zurück, und die Cessna nahm die Nase hoch. Die Räder lösten sich vom Boden, um gleich darauf wieder krachend aufzusetzen. Luca und René kippten abrupt

Weitere Kostenlose Bücher