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Der Weg ins Dunkel

Der Weg ins Dunkel

Titel: Der Weg ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Woodhead
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rief er leise und spürte, dass neue Energie seinen Körper durchströmte.
    Bear kam zu ihm herüber und folgte ihm. Er war ein Stück in den Wald eingedrungen, um auszumachen, ob es wirklich ein Pfad war und wie weit er führte.
    «Wir haben einen Weg gefunden», sagte er über die Schulter. «Bestimmt führt er zu einem Dorf.»
    Bear hatte Mühe, mit ihm mitzuhalten, weil er fast rannte. «Luca!», rief sie Sekunden später. «Das ist eine Elefantenspur. Sie benutzen immer dieselben Wege.» Sie beschleunigte ihre Schritte und spürte, genau wie Luca, dass ihre Müdigkeit wie weggeblasen war. Vor ihr drosselte Luca das Tempo ein wenig, und zusammen gingen sie fast im Laufschritt weiter.
    Minuten vergingen, zehn … zwanzig … Nach einer halben Stunde kamen sie immer noch flott voran. Hier und da mussten sie über umgestürzte Baumstämme klettern oder einen überwucherten Felsblock umrunden, aber Luca hielt das Tempo hoch.
    Bears Schulter schmerzte bei jeder Armbewegung, und ihre erste Begeisterung war schnell wieder verflogen.
    «Bist du dir sicher, dass nur Elefanten diesen Pfad benutzen?», fragte Luca über die Schulter.
    Bears Antwort war nur ein unverständliches Gebrumm, weil sie zu sehr außer Atem war, um sprechen zu können. Sie wusste, dass Luca auf ihre Verletzung Rücksicht nahm. Sonst wären sie viel schneller gegangen. Trotzdem hatte sie noch nie jemanden kennengelernt, der so zäh sein Ziel verfolgte wie er. Er schien überhaupt keine Grenzen zu haben. Er führte sie weiter und weiter, egal, wie unwegsam das Gelände war, und blieb höchstens einmal kurz stehen, um einen Schluck zu trinken. Sie war immer stolz auf ihre gute Kondition gewesen, aber im Vergleich zu ihm war sie eine lahme Ente.
    Nachdem sie eine Stunde lang gut vorangekommen waren, blieb Luca plötzlich wie angewurzelt stehen. Er kniete nieder und zog eine Schnur aus gewebtem Sackleinen aus einem Dornenbusch. Es war das verrottende Überbleibsel eines handgeknüpften Netzes.
    «Jemand war vor uns hier», sagte er triumphierend. «Und die LRA benutzt solche primitiven Gegenstände bestimmt nicht.»
    Bear nickte. Ihre Nasenflügel bebten, als sie die Hände in die Hüften stemmte. «Pygmäen», keuchte sie ganz außer Atem. «Maputi. Sie gehen auf diesen Elefantenpfaden mit Netzen auf Jagd.»
    «Sie müssen ganz in der Nähe sein.»
    «Vielleicht. Was du da gefunden hast, sieht allerdings ziemlich alt aus.»
    «Egal. Lass uns weitergehen.»
    Sie waren gerade wieder in ihren Laufschritt gefallen, als der Pfad sich verzweigte. In der Erde der linken Abzweigung zeichnete sich ein Fußabdruck ab, und Luca entschied sich für diese Seite. Schon kurz darauf erreichten sie eine Lichtung mit kleinen Hütten, die im Halbrund unter hohen Bäumen standen.
    Die Hütten bestanden aus den Stämmen junger Bäume, die zu einer Kuppel gebogen und mit wachsartigen Blättern verwoben waren. Keine war mehr als schulterhoch, und die Eingänge waren so niedrig, dass man auf Händen und Füßen hineinkriechen musste. Luca blickte von einer zur anderen. Die Sonne stand jetzt schräg über den Bäumen, und die Schatten des Blattwerks tanzten über die Lichtung.
    «Pygmäen?», fragte er.
    «Ja.» Bear ging zu einer der Hütten hinüber, bückte sich und sah hinein. Als ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte sie ein Bettgestell, das aus sorgsam zugeschnitzten und mit Schlingpflanzen verknoteten Zweigen gebaut war. Neben einem fest zugebundenen Getreidesack standen ordentlich aufeinandergestapelte Töpfe, in der Nähe befand sich eine verkohlte Feuerstelle.
    «Hier stimmt was nicht», sagte Bear langsam. «Einige dieser Hütten sind erst kürzlich mit frischen Blättern ausgebessert worden. Aber Pygmäen lassen ihr Feuer nie ausgehen.» Sie schaute in die anderen Hütten. Überall das Gleiche: vollkommen erkaltete Asche. «Selbst wenn sie sich auf einer mehrtägigen Jagd befänden, hätten sie ein Kind und einen Alten zurückgelassen, um das Feuer zu hüten.» Sie kroch in eine Hütte und legte die Hand auf die Asche. Sie war kalt und sicher schon mehrere Tage alt.
    Luca strich sich das Haar aus dem Gesicht und starrte fassungslos und verzweifelt auf die leeren Hütten. Die Hoffnung, die in ihm aufgekeimt war, als sie das Dorf entdeckt hatten, war der nüchternen Erkenntnis gewichen, dass sich nichts geändert hatte. Ein Trupp LRA -Soldaten war ihnen auf den Fersen, und Bear und er konnten nichts tun.
    Sein Brustkorb wurde so eng, als hätte

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