Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
hatte er bisher noch nicht unternommen, nahm sich aber vor, es in nächster Zeit auszuprobieren. Mit diesen Gedanken schlief er ein.
Als sie am nächsten Tage weiterreisten, ritt er einige Zeit neben dem Wagen von Lars und Tana her, um diese über den Zustand des Mädchens zu befragen, um das sich die Alte gestern Abend noch gekümmert hatte."Es besteht kein Grund zur Sorge", berichtete die Alte. "Sie hat sich dabei nicht ernsthaft verletzt. Ihr Problem ist einfach, dass sie noch zu schwach entwickelt ist und es ihr deshalb Schmerzen bereitet, wenn sie einem Mann zu Willen sein muss. Ich habe ihr etwas gegeben, damit es ihr künftig leichter fallen wird, falls es mal wieder vorkommt. Aber nachdem, was sie berichtet hat, hatte sie nur Probleme mit diesem einen Söldner. Die anderen Gäste haben an ihr bisher kein Interesse gezeigt und sie in Ruhe gelassen. Das wird sich allerdings in den nächsten zwei Jahren ändern, wenn sie voll entwickelt ist."
Diese Aussage beruhigte den Jungen zwar, aber er fragte trotzdem nochmals nach, weil es ihm einfach nicht in den Kopf wollte: "Warum müssen die Frauen denn alles tun, was die Männer von ihnen wollen? Ich könnte nie eine Frau gegen ihren Willen nehmen."
Der alte Lars zog die Stirn in kummervolle Falten und antwortete bedauernd: "Wir leben in einer Männerwelt, in der für Frauen und Männer nicht die gleichen Rechte gelten. Sie müssen, um vor 'legalen' Belästigungen sicher zu sein, einem Hausstand angehören, dem ein Mann vorsteht, oder ausdrücklich zu freien Frauen erklärt werden, wie es bei unseren Freundinnen in Mors geschehen ist. Du hast dort ja selbst miterlebt, wie schwierig es ist, so etwas durchzusetzen." Dann fuhr er belehrend fort, wie es so seine Art war, wenn er etwas zu sagen hatte, was ihm wichtig war: "Auch wenn wir die momentanen Verhältnisse nicht unmittelbar ändern können, so sollten wir doch danach streben. Wir sollten uns ein Beispiel an den Orks nehmen, wo Männer und Frauen völlig gleichberechtigt miteinander leben. So was, wie wir in der Schenke mit angesehen haben, wäre in der Gesellschaft der Orks undenkbar. Sie hätten den Söldner unverzüglich einen Kopf kürzer gemacht!"
Dieses Gespräch lieferte Ragnor in den folgenden vier Tagen, bis sie die Stadt Ahrweiler, Residenz der Baronie Ahrborg, erreicht hatten, eine Menge Stoff zum Nachdenken. An den Abenden, wenn er meditierte, konzentrierte er sich schwerpunktmäßig auf Quit, aber der runde Kristallsaal mit dem Kuppeldach und dem roten Tor in seinem Inneren gab seine Geheimnisse nicht preis. Er machte allerdings trotzdem eine interessante Entdeckung, deren Bedeutung ihm aber noch verschlossen blieb: Die Lichtstrahlen, die in den Wänden des Quasars in Quart und Quorum zur Spitze strebten und mit denen er 'baden' konnte, strömten bei Quit alle konzentrisch auf das rote Tor in der Mitte zu. Als er allerdings versuchte, sich hinein zu versetzen, gelang ihm dies nur sehr unvollkommen. Kaum tauchte er in den Strahl ein, wurde er einen Wimpernschlag später im roten Tor wieder rematerialisiert. Es war, als ob er irgendwie vom roten Kern des Ringes abgewiesen wurde. Die Mechanismen des Ringes waren aufgrund seines roten Kerns offensichtlich erheblich komplexer, als die der Waffen, welche nur aus dem hellen Kristall bestanden. Es blieb also noch viel zu erforschen, wenn er erst einmal in Kaarborg war, und es wuchs in ihm der Wunsch, einen Weg zu finden, der ihn in das rote Zentrum von Quit führte.
Sie erreichten die Stadt Ahrweiler um die Mittagszeit. Nachdem sie den dichten Ahrwald verlassen hatten, waren sie entlang der Mors durch eine lichte, nur locker bewaldete Auenlandschaft gereist, die eine sehr viel intensivere landwirtschaftliche Nutzung, als der Ahrwald aufwies. Sie passierten dabei eine Vielzahl von Feldern, auf denen das Getreide bereits zu reifen begann, und überall standen die Fronhöfe des Barons über das hier flacher werdende Hügelland verteilt.
Die höhere Bevölkerungsdichte in dieser Gegend bedingte auch, dass ihnen in den letzten Tagen nun ständig andere Menschen begegneten. Das galt nicht nur für die Leibeigenen und ihre Wächter, an denen sie vorbeizogen, während diese auf den Feldern arbeiteten, sondern sie trafen auf der Straße auch viele Fuhrwerke, die einen regen Warenaustausch dokumentierten. Hierbei konnte man die landwirtschaftlichen Fuhrwerke, die offensichtlich Nahrungsmittel nach Ahrweiler lieferten gut von den Handelswagen unterscheiden. Die
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