Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
Gesicht und sagte schluchzend: "Ich werde das Ding nie wieder tragen! Ich bin ein Monster, das, wenn es seine Gefühle nicht unter Kontrolle hat, Schreckliches zu tun im Stande ist."Lars zog den Kopf des Jungen an seine Schulter und ließ ihn sich erst einmal ausweinen. Dann sagte er ernst aber bestimmt: "Um den Kerl war es nicht schade. Das Schwein hätte ich selbst gerne umgebracht, für das, was er getan hat."Ragnor hob den Kopf, sah ihn erstaunt, aus verweinten Augen an und fragte: "Du hättest ihn umgebracht, du, der du immer den Frieden predigst?""Nein, wahrscheinlich nicht wirklich, das war nur aus der Wut heraus gesprochen. Aber ich hätte ihn so ausgepeitscht, dass er es sein Leben lang nicht wieder vergessen hätte."Nach diesem Gefühlsausbruch fuhr er selbstkritisch fort: "Ich habe dir wohl in deiner Erziehung zu viel von meinen Idealen vermittelt. Hier in Caer zieht man in solchen Fällen höchstens mal pikiert die Augenbrauen hoch, aber niemand würde auf die Idee kommen, eine Leibeigene zu verteidigen.",
Der Alte erhob sich entschlossen, ging hinüber in die Ecke, wo der Ring lag, hob ihn auf und reichte ihn Ragnor. Der zuckte zurück, doch der Alte sagte mit einer fast suggestiven Intensität in seiner Stimme: "Der Ring ist eindeutig ein Teil deines Erbes, und wahrscheinlich ein noch mächtigeres Instrument als dein Schwert und dein Dolch. Alle drei können tödlich sein und bei allen musst du lernen sie richtig zu gebrauchen. Doch du kannst dein Erbe nicht verleugnen und bedenke: Bisher hast du nichts damit getan, was Unrecht gewesen wäre."Er sah einen letzten trotzigen Widerwillen in den Augen des Jungen aufflackern und fuhr deshalb mit gütiger Stimme fort: "Sieh mal, der Ring ist nicht böse. Sondern er besitzt offensichtlich eine große Macht, die auch viel Gutes bewirken kann. Erinnere dich! Er hat dir geholfen, Rurig zu heilen, und er erlaubt es dir mit deinem Pferd zu reden. Ich bin mir sicher, du wirst mit der Zeit lernen, Quit so zu nutzen, dass nur geschieht, was du wirklich willst. Nur was deinen Jähzorn angeht, den musst du allerdings wirklich beherrschen lernen. Denn der könnte dir wirklich einmal schaden, auch ohne dass Quasarmagie dabei im Spiel ist!"
Seufzend nickte der Junge und steckte sich Quit wieder an. Einen Moment betrachtete er den Quasarring sehr nachdenklich und sagte dann entschlossen: "Du hast wahrscheinlich recht. Ich werde, wenn wir erst in Kaarborg sind, fleißig meditieren und dann vor allem den Ring mit einbeziehen, um ihn besser kennenzulernen. Ich glaube, ich habe ihn bisher vernachlässigt und mich zu sehr auf Quorum konzentriert. - Unabhängig davon muss ich schleunigst lernen, meine Gefühle besser unter Kontrolle zu bringen, um sicherzustellen, dass ich nicht doch einmal versehentlich etwas Schlimmes damit anrichte. Aber das ist gar nicht so einfach! Ich kann Ungerechtigkeit und Brutalität nun mal nicht ausstehen."Dankbar umarmte er den alten Mann und sagte mit bewegter Stimme: "Außerdem hast du recht. Ich hätte ihn mit dem Schwert getötet, wenn ihr mich nicht zurückgehalten hättet und, bei Ama, er hatte es nicht besser verdient."
Als er kurze Zeit später dann im Bett lag, gingen ihm die Geschehnisse noch einmal durch den Kopf, und er musste sich eingestehen, dass der Ring weder gut noch böse war, sondern lediglich versuchte, seine Wünsche umzusetzen. Es lag also in erster Linie an ihm selbst. Er beschloss seine Studien der 'Quasarmagie' wieder ernsthafter zu betreiben, und nicht nur Entspannung in den Kristallwänden von Quorum zu suchen, wie er es in den letzten Wochen getan hatte. Die willentliche Aktivierung und Deaktivierung des Ringes war ihm, nach dem Erlebnis mit dem Pferd von Walther da Ahrborg, ja bereits in einem Teilbereich gelungen, denn er konnte nun mit seinem Pferd auch kommunizieren, in dem er sich kurz auf Quit konzentrierte und eine Nachricht an Amarana sandte, während seine Hand den Zügel hielt. Diese Verbindung blieb dann nach der Aktivierung solange offen, bis er ihn mit einem kurzen Befehl an Quit wieder unterbrach. Das hatte er herausgefunden, als ihm während des Rittes die Geschwätzigkeit seiner Stute einmal wieder auf die Nerven gegangen war. Er musste also nicht mehr ihren Kopf mit dem Ring berühren, wie er es bisher getan hatte. Er konnte nun sogar, während er Amarana sattelte oder in ihrer direkten Umgebung irgendwelche Arbeiten verrichtete, sich problemlos mit ihr unterhalten. Versuche auf größere Entfernungen
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