Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
Rüstungen und ihren unhandlichen Lanzen, falls überhaupt, nur langsam folgen. Wir haben lediglich die Bogenschützen auf dem ersten Wagen zu fürchten. Wenn du auf dem Weg unten bist, dann reite wie der Teufel immer geradeaus in Richtung der Grenze zu Kaarborg. Haben wir die erst erreicht, können wir uns weitere Gedanken machen."
Ragnor bestätigte knapp und antwortete ihm leise: "Ich werde Amarana und deinen Hengst informieren, was wir vorhaben, dann werden sie nicht so überrascht sein, wenn es losgeht."
Er öffnete mit einem kurzen, intensiven Gedankenimpuls die Kommunikationskanäle seines Quasarringes und teilte zuerst seiner Stute Amarana, und dann auch Mennos grauem Hengst telepathisch mit, was die Männer von ihnen erwarteten. Im Besonderen schärfte er Mennos grauem Hengst Kima ein, auf Mennos Signal hin mit aller Kraft den neben ihm reitenden Panzerreiter zu rammen. Jetzt zahlte es sich aus, dass er mit Kima bei ihrer Abreise aus Calfors Klamm bereits einmal kommuniziert hatte. Der temperamentvolle Hengst reagierte willig, und war sogar richtiggehend erfreut, als er in Gedanken bestätigte: "Es wird mir bestimmt viel Spaß machen, den Kerl in den Wald zu werfen.""Alles klar, es kann losgehen", flüsterte er Menno zu, denn sie hatten sich inzwischen der vereinbarten Stelle bis auf wenige Schritt genähert.
Also nahm Menno, Kima kurz auf. Zog ihn ein wenig zu Ragnor herüber, um Schwung zu holen, und warf dann seinen Hengst mit voller Kraft gegen den neben ihm reitenden Panzerreiter. Die Wucht des Aufpralls ließ das Pferd des Gepanzerten straucheln, und es bäumte sich panisch wiehernd auf, um dem wilden Angriff von Kima entgehen zu können. Dadurch verlor der Gerüstete vollends das Gleichgewicht und stürzte laut scheppernd in den Wald. Im selben Moment gaben die beiden Freunde ihren Pferden durch einen kurzen Druck ihrer Schenkel das verabredete Zeichen, und die beiden Pferde stiegen, so schnell sie konnten, durch den lichten Laubwald, in Richtung der Handelsstraße ab. Sie hatten schon fast den halben Weg geschafft, als ihre überraschten Gegner endlich begannen, sie mit Pfeilen zu beschießen. Aber die Knechte des Kastellans waren lausige Bogenschützen und ihre Pfeile blieben in den Bäumen und im Unterholz hängen, ohne die beiden auch nur im Geringsten ernsthaft zu gefährden. Als sie unten ankamen, hörten sie am lauten Krachen der Äste, dass der Kastellan und sein übrig gebliebener gepanzerter Begleiter versuchten, ihnen nach unten auf die Straße zu folgen. Doch sie waren viel zu langsam. Menno und Ragnor ließen ihren Pferden die Zügel frei, und diese schossen im gestreckten Galopp die Handelsstraße entlang in Richtung Kaarborg.
Als der Kastellan, laut fluchend, wieder bei den wartenden Wagen angekommen war, nachdem er hatte einsehen müssen, dass eine Verfolgung mit der schweren Rüstung völlig aussichtslos war, musste er zu seinem großen Ärger feststellen, dass auch der Schwarze verschwunden war. Dieser musste sich in der Konfusion, die die Flucht der beiden Reiter hervorgerufen hatte, trotz seiner gefesselten Hände in den Bergwald abgesetzt haben. Vor Wut bebend und mit heftigen Hieben seiner Reitpeitsche trieb er seine Knechte in den Wald. Doch als sie nach etwa einer Stunde nach und nach zurückkamen, konnten sie nur von ihrem Misserfolg berichten. Es war, als ob der Schwarze vom Erdboden verschluckt worden wäre.
Missmutig und bebend vor Zorn, befahl er die Wagen und die beiden Alten hoch zur Burg zu bringen. Als der Wagen mit Lars und Tana an ihm vorbei rollte, und er die Freude über die gelungene Flucht der anderen auf Tanas Gesicht sah, zischte er den beiden mit einem bösen sadistischen Grinsen auf den Lippen zu: "Euch beiden wird das Lachen schnell vergehen, wenn sich erst meine Folterknechte mit euch beschäftigt haben. Dann werdet ihr in einer ganz anderen Tonart lachen."Würdevoll sah Lars zu ihm auf und sagte mit ruhiger Stimme: "Du kannst uns nicht drohen. Wir beide sind alt und haben unser Leben gelebt. Was uns lieb und teuer ist, ist euch gerade eben entkommen. Tut also mit uns, was immer Euch beliebt."Der Kastellan antwortete nicht, doch sein verkniffener Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes. Die ruhige und gefasste Reaktion des Alten hatte ihn offensichtlich noch mehr verärgert.
Als sich Menno und Ragnor sicher waren, dass sie nicht mehr verfolgt wurden, zügelten sie ihre Pferde. Sie stiegen steif und müde ab, und nun begann die mühevolle Kleinarbeit,
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