Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
angesehen habe, führt der Weg zur Burg um den Steilhang zur Rückseite, wo sich das Eingangstor befindet. Die Kernburg ist dabei entweder durch eine Felswand und die Schildmauer, oder durch einen Zwinger und die Schildmauer jeweils doppelt abgesichert."An Hauptmann Kufur gewandt, fuhr er fort: "Können sie mir sagen, ob Ihnen irgendwelche weiteren Eingänge, außer dem Haupttor bekannt sind?"Der Hauptmann schüttelte bedauernd den Kopf und meinte: "Falls es weitere Zugänge gibt, sind sie uns leider unbekannt. Ich glaube allerdings nicht, dass es, außer vielleicht einem geheimen Fluchtgang im Fels, einen weiteren Zugang gibt. Ich kenne diese Art von Burgbauplan recht genau, denn ich war am Bau von Burg Koman, unserer benachbarten Grenzfestung, beteiligt und dort gibt es, zum Beispiel, einen geheimen Ausgang, der aber nur wenigen Eingeweihten bekannt ist. Aber immerhin weiß ich zuverlässig, dass sich die Verliese in Monstein unterhalb des Palais befinden, und dass dort ein recht großes Kavernensystem existiert. Das war übrigens auch eine der Informationen unseres Flüchtlings."Menno nahm nachdenklich einen Schluck aus seinem Krug und man konnte sehen, wie es in ihm arbeitete. Während er überlegte, drehte er immer wieder den Plan in seinen Händen, als ob er dem Pergament dadurch irgendwelche Geheimnisse würde entlocken können. Schließlich legte er den Plan wieder auf den Tisch, deutete mit dem Zeigefinger der rechten Hand auf die Steilwand, an der die Burg von Fels und Schildmauer gesichert war, und fragte, an Hauptmann Kufur gewandt: "Glaubt Ihr, dass es eine Möglichkeit gibt, die Felsen hoch zu steigen, um dann über die Schildmauer zu kommen? Die Schildmauer ist sicherlich über dem Fels deutlich niedriger, als bei den Zwingern und wahrscheinlich kaum bewacht."Offensichtlich wenig begeistert von dieser Idee, antwortete der Hauptmann unsicher: "Ich weiß es nicht. So etwas Verrücktes hat bisher noch niemand versucht. Kein Mensch würde hier in der Gegend auf so eine Idee kommen. Es müssten auf jeden Fall sehr gute Kletterer sein, die so was versuchen. Die Felswand ist gut und gerne hundert Schritt hoch und besitzt etwa auf halber Höhe einen überhängenden Vorsprung, der meiner Meinung nach nicht zu überwinden ist."Menno schaute kurz zu Ragnor hinüber und sagte dann: "Hauptmann Kufur hat sicher recht, dass es nicht einfach wird, da hoch zu klettern, aber ich bin überzeugt, dass es dennoch zu schaffen ist."Nachdem er sehr entschlossen seiner Überzeugung Ausdruck verliehen hatte, fragte er weiter: "Habt Ihr irgendwelche Informationen, wie groß die Besatzung von Burg Monstein gegenwärtig ist?""Ich glaube, es leben momentan etwa hundert Menschen in der Burg, davon dürften etwa fünfzig waffenfähige Männer sein. Der Rest besteht aus Frauen, Kindern und alten Menschen. Die Burg ist momentan noch auf Friedensbesatzung, wird aber vermutlich, im Laufe der Mobilmachung in Ahrborg, in den nächsten Wochen durch Söldner auf hundert bis hundertfünfzig Mann Besatzung gebracht werden. Wenn wir also etwas unternehmen wollen, muss es vor allem aus diesem Grunde schnell geschehen."Menno nickte zustimmend und meinte dann: "Man kann also davon ausgehen, dass in der Nacht höchstens mit einer Wache von etwa sechs Mann zu rechnen ist.""Fünf Mann", bemerkte der Hauptmann. "Das heißt, falls die Informationen des geflüchteten Leibeigenen noch stimmen."Er deutete auf den Burgplan und erläuterte dabei die Wacheinteilung: "Zwei Mann bewachen das Haupttor, welches zusätzlich durch einen Graben und eine Zugbrücke gesichert wird. Zwei Mann gehen Streife auf der Schildmauer und ein Mann sitzt auf dem Bergfried für die Fernaufklärung. Wachwechsel ist alle zwei Stunden.""Wenn das so ist, dann ist es sinnlos, eine heimliche Befreiung versuchen zu wollen. Lars und Tana sind zu alt zum Klettern und wenn wir die Zugbrücke runterlassen, um durch das Tor raus zu kommen, erwacht die ganze Burg. Außerdem würden sie mehr als eine Stunde scharfen Rittes bis zur Grenze auch nicht aushalten, selbst wenn sie nicht durch Gefangenschaft und eventuell gar durch Folter geschwächt wären. Wir müssen also einen Weg finden, wie wir die Burgbesatzung überwältigen, ohne dass nachgewiesen werden kann, dass reguläre Truppen aus Kaarborg daran beteiligt waren", stellte Menno nüchtern fest.Da er den skeptischen Blick des Hauptmanns bei seinen Ausführungen natürlich bemerkt hatte, der eine riskante Militäraktion auf sich zu kommen
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