Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)

Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)

Titel: Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Friemel
Vom Netzwerk:
selten einmal zu Gesicht bekam, da der Graf viel unterwegs war und wenn er auf der Insel weilte, hatte er kaum freie Zeit für größere private Zusammentreffen mit seinen Freunden.
    Der alte Lars ging, zu Ragnors Freude, voll in seinen neuen Aufgaben auf. Er war der geborene Lehrer und hatte in kurzer Zeit den Respekt seiner Schüler, selbst der eingebildeten Jungritter, erworben. Als er bemerkte, dass Ragnor und seine Freunde gemeinsam lernten, stellte er ihnen großzügig, wertvolle Pergamente aus der Burgbibliothek zur Verfügung, um sie nach Kräften zu unterstützen. Ansonsten lebte er allerdings sehr zurückgezogen und hatte mehrmals Ragnors Angebot abgelehnt, sie am Abend in den 'Eber' zu begleiten. Er trug weiterhin schwer an Tanas Verlust und jedes Mal, wenn ihn Ragnor in melancholischer Stimmung antraf, kochte die Wut auf Atz da Ahrborg, Tanas Mörder, wieder in ihm hoch und fraß an seiner Seele.

Kapitel 10
    Im Frühherbst, an Ragnors sechzehntem Geburtstag, richtete Rurig eine große Jagd für die Ritter und Jungritter aus. Dabei demonstrierte Ragnor eindrucksvoll seine Meisterschaft mit dem Langbogen.
    Als sie dann am Abend dieses Tages bei einem zünftigen Essen und Kaarborger Bier zusammensaßen, bemerkte Ralph da Caer ein wenig abfällig, dass der Bogen wohl eine ganz brauchbare Jagdwaffe sei, aber für den Krieg nichts tauge. Und den Panzerreitern von Caer sei mit so einem Spielzeug sowieso nicht beizukommen, und er könne daher überhaupt nicht verstehen, warum Klaus mit den Pagen der Jungritter täglich so verbissen mit dem Bogen trainierte.
    "Das sehe ich anders", entgegnete Ragnor, nachdem er sich die Ausführungen des Prinzen, innerlich vor Wut kochend, angehört hatte. "Die Wirksamkeit und Durchschlagskraft eines Bogens hängt von der Qualität des Materials des Bogens, der Güte der verwendeten Pfeile und der Treffsicherheit des Schützen ab. Ich sehe eine große Zukunft für den Langbogen in den kommenden militärischen Auseinandersetzungen."
    "Ach Quatsch!", widersprach der Prinz vehement, "ich glaube nie und nimmer, dass du mit so einem Spielzeug einen gepanzerten Ritter ernsthaft gefährden könntest.""Ich bin jederzeit bereit, das Gegenteil zu beweisen", versetzte Ragnor, den es maßlos ärgerte, dass seine Lieblingswaffe von dem arroganten Pinsel so abqualifiziert wurde. "Ich biete Euch eine Wette an, dass ich auf hundert Schritt eine Panzerrüstung Eurer Wahl mit einem Pfeil so durchschlage, dass der Besitzer danach mit Sicherheit tot wäre."
    "Nie und nimmer!", mischte sich nun auch Fukur da Seeborg ein, und zu Ralph gewandt, drängte er ungeduldig: "Komm, biete ihm eine attraktive Wette an. Das ist eine gute Möglichkeit den Kerl in aller Öffentlichkeit zu blamieren."Der Prinz überlegte einen Moment, streckte Ragnor dann auffordernd die Hand hin und sagte: "Einverstanden, ich setze meinen Chorosanihengst gegen deine Chorosanistute."Ragnor schlug, ohne zu zögern ein, denn zu sehr war er über die Ignoranz der anwesenden Ritter verärgert, die recht offensichtlich unisono Ralphs Meinung teilten.
    Die Reichs- und Grafenritter, welche die Wette der beiden Jungritter natürlich mitbekommen hatten, waren sofort Feuer und Flamme.
    Wetten und Wettkämpfe jeder Art waren ihr Lebenselixier. Sie waren in diesem Fall allerdings klar auf der Seite des Prinzen, denn auch für sie war der Bogen bestenfalls eine Jagdwaffe, und machten sich sofort daran lebhaft zu diskutieren, welche Rüstung sie für die Probe auswählen sollten und wie der Ablauf dieser spannenden Wette auszugestalten wäre.
    Am nächsten Morgen war es dann bereits soweit: Sven da Momland, der Feldkommandant, der auf Kaarborg stationierten Ritter, erschien persönlich im gerade laufenden Fechtunterricht, um die Modalitäten für die Wette zu erläutern, und die Jungritter konnten nur staunen, mit welcher Akribie sich die Ritter an die Ausgestaltung der Wette gemacht hatten.
    Es war beschlossen worden, die ausgewählte Rüstung, Ralphs eigenes hochmodernes Modell, mit Sandsäcken auszustopfen und mit einem Gestell auf einem Pferd zu befestigen. Als Kopf wurde ein echter, gebleichter Totenschädel verwendet. Die Wette sollte für Ragnor als gewonnen gelten, wenn der Pfeil eine ausreichende Eindringtiefe im Sand oder im Inneren des Schädels aufweisen würde. Die linke Seite der Rüstung würde wie bei einem echten Ritterangriff durch den Schild gedeckt werden. Die Durchführung der Wette wurde vom Feldkommandanten für den

Weitere Kostenlose Bücher