Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
seiner Geschichte schwieg Rurig, und ließ sie einen Moment wirken, bevor er fast feierlich verkündete: "Das war die Geschichte des Kampfes um Mors, und ich darf zu unser aller Befriedigung hier erklären, dass uns keiner der Gesetzlosen entkommen ist. Sie sind entweder tot, oder sie werden auf des Königs Galeeren, beziehungsweise in einem seiner Bergwerke, ihr Ende finden. Ich habe bei meinem Besuch in Caerum dem König über die Vorfälle berichtet, und er hat daraufhin geruht meinen Ziehsohn, aufgrund seiner großen Tapferkeit, in den Adelsstand zu erheben."
Nun blickte er zu Ragnor hinüber, nickte ihm unmerklich zu, und sagte dann laut und klar und mit merklichem Stolz in der Stimme: "Ich habe die Freude, Euch heute Abend meinen Ziehsohn Ragnor vorzustellen, den neuen Junker und zukünftigen Ritter da Vidakar. Den Sieger über Kraak den Ork, einen der besten Schwertkämpfer des Nordkontinents."
Er wies dabei mit der Hand in Ragnors Richtung, und alle Augen folgten der Bewegung seiner rechten Hand. Ragnor erhob sich bei den Worten und spürte, wie die Blicke aller Anwesenden, auf ihm ruhten. Er selbst, hielt seinen Blick fest auf Rurig gerichtet, ohne sich umzusehen. Doch er spürte, wie unterschiedlich die Intensität und die Motivation der Blicke war, welche da auf ihm ruhten. Zum größten Teil waren sie freundlich, achtungsvoll, einige sogar begeistert. Aber er spürte, dass auch neidische, ja sogar hasserfüllte darunter waren. Er war sich irgendwie sicher, dass das, was er da meinte zu spüren, die Realität war. Er wusste zwar nicht, warum er diese Wahrnehmung hatte, aber er war sich sicher, dass es so war, und dass er es sich nicht nur einbildete. "Tretet vor, damit die Belehnung mit dem Gut Vidakar nun erfolgen kann", forderte ihn Rurig, in diesem Moment ganz der Graf von Kaarborg, mit lauter Stimme auf, und Ragnor unterbrach sein Bad in den Gefühlen der Menge, die in diesem Moment den Saal durchtobten.
Er trat vor den Grafen hin und neigte ehrerbietig den Kopf. Dieser ergriff seinen Unterarm, und Ragnor umfasste den seinen. Das war der uralte Ritus, mit dem die Lehnstreue besiegelt wurde.
Nun sprach Rurig die traditionellen Worte: "Hiermit belehne ich dich mit dem Gut Vidakar und schwöre dir Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, wie es einem Lehnsherrn gebührt" und Ragnor antwortete: "Ich schwöre dir Gefolgschaft und Treue, und erkenne dich als meinen Lehnsherrn an."
Beifall brandete auf, nachdem die entscheidenden Worte gesprochen waren. Die Ritter schlugen dabei mit der rechten Faust rhythmisch auf die Tische und bekundeten damit ihre Zustimmung zu seiner Erhebung.
Dann war Ragnor plötzlich umringt von freundlichen Gestalten, die ihm gratulierten, und ihm dabei, mehr als einmal, freundschaftlich auf die Schulter klopften.
Nachher konnte er sich nicht mehr an all die Namen und Gesichter erinnern, die ihn beglückwünscht und mit ihm gesprochen hatten. Nur zwei Dinge waren in all dem Trubel in seinem Gedächtnis hängen geblieben, die freundliche Begeisterung seiner alten und neuen Freunde und die eisige Ablehnung und der Hass, den er in Fukur da Seeborgs Augen gesehen hatte."Ja, warum ausgerechnet Fukur?", fragte er sich in Gedanken, als er dann endlich in seinem Bett lag. Er und Fukur mochten sich zwar nicht besonders, hatten aber noch nie in irgendeiner Form eine echte Auseinandersetzung miteinander gehabt. Ragnor hätte so etwas, wenn überhaupt, eher bei Prinz Ralph erwartet, mit dem er schon des Öfteren aneinander geraten war. Aber der hatte ihn nur mit ausdruckslosem Gesicht und ausgesprochen nachdenklichen Augen den ganzen Abend beobachtet und dabei genau registriert, welch eine Zustimmung Ragnors Erhebung in den Adelsstand bei den Reichsrittern gefunden hatte.
Aufgewühlt von den Erlebnissen und Eindrücken dieses Abends konnte der frischgebackene Junker erst nicht einschlafen. Also warf er unwillig seine Decke zurück und stand wieder auf.
Langsam ging er hinüber zu dem schmalen Fenster seiner Kammer, welches auf den Burghof hinausging und sah hinauf zu den beiden Monden Amanar und Ximonar, die jetzt, kurz vor Mitternacht, einträchtig am wolkenlosen Sommerhimmel von Makar standen.
Er wälzte noch einen Moment seine schweren Gedanken, um, als über dem See ein Fischadler seinen Ruf durch die stille Nacht schallen ließ, plötzlich zu lächeln, und sich einen Narren zu schelten. Was machte er sich unnütz Gedanken? Es war doch einfach großartig gewesen und ab heute gehörte
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