Der Weg Nach Tanelorn
möglich.«
»Wie kamt Ihr hierher? Auf die gleiche Weise wie ich?«
»Ja, in etwa.« Katinka van Bak drehte sich um, als sie Schritte hörte. Jhary-a-Conel war aus einem der noch stehenden Ebenholzhäuser getreten. Er rieb sich mit beiden Händen den Schlaf aus den Augen und wirkte durchaus noch nicht völlig wach. »Jhary!« rief Katinka van Bak. »Jhary! Das ist Yisselda von Brass. Falkenmond hatte recht!«
»Sie lebt!« Jhary klatschte sich auf die Schenkel und blickte nicht ganz ohne Ironie von Ilian auf Yisselda und dann wieder zurück. »Ha! Das ist der beste Witz überhaupt! Es ist nicht zu glauben!« Er brach in ein für Ilian und Yisselda unverständliches Gelächter aus.
Ärger stieg in Ilian auf. »Ich habe genug von Euren Rätseln und merkwürdigen Andeutungen, Sir Jhary!«
»Ich verstehe, Madam!« Jhary lachte weiter. »Aber ich halte es für das Beste, die Sache mit Humor zu sehen.«
DRITTES BUCH
Ein Abschied
1. Triumphale Schlacht, süße Rache
Sie zählten nun schon fast hundert, und der Großteil war mit Flammenlanzen bewaffnet. In aller Eile hatte Katinka van Bak sie in deren Benutzung eingewiesen. Manche der Waffen funktionierten nicht mehr ganz einwandfrei, denn sie waren schon sehr alt, aber trotzdem gaben sie allen, die sie trugen, großes Selbstvertrauen.
Ilian drehte sich im Sattel und blickte zu ihrer Streitmacht zurück. Jeder der Männer und Frauen war beritten, die meisten auf den flinken Vayna. Jeder salutierte das flammende Banner in ihrer Hand. Diese feurige Flagge, die brannte, ohne dass dadurch ihr Stoff beschädigt wurde, flatterte über ihrem Kopf. Die Standarte war ihrer aller Stolz und würde sie nach Virinthorm begleiten.
Unter den titanischen grünen Bäumen ritten sie dahin: Ilian, Katinka van Bak, Jhary-a-Conel, Yisselda von Brass, Lyfeth von Ghant, Mysenal von Hinn und der Rest. Und sie alle, außer Katinka van Bak, waren noch sehr jung.
Ilian hatte das Gefühl, wenn auch jene, die sie führte, ihr Verbrechen nicht vergessen hatten, sie doch wieder ganz zu ihnen gehörte. Aber viel würde davon abhängen, wie die bevorstehende Schlacht ausging.
Sie ritten durch den Morgen, und gegen Nachmittag sahen sie Virinthorm in der Ferne vor sich liegen.
Späher hatten bereits Kunde gebracht, dass Ymryl mit seiner Hauptmacht aufgebrochen war. Er hatte weniger als ein Viertel seiner Leute zur Verteidigung der Stadt zurückgelassen, von denen keiner mit einem massiven Angriff rechnete. Allerdings waren diese Verteidiger fünfhundert Mann stark und hätten mehr als genügt, Ilians Trupp zu schlagen, wäre dieser nicht mit Flammenlanzen bewaffnet gewesen.
Doch selbst die Flammenlanzen vergrößerten nur die Chance der Garathormer. Eine Sicherheit war noch lange nicht gegeben, dass es ihnen gelingen würde, Ymryls Krieger zu besiegen. Hier jedoch war die einzige Chance, die sie hatten, und sie mussten sie nutzen.
Sie sangen, während sie immer näher an die Stadt heranritten. Sie sangen die alten Lieder ihres Landes. Fröhliche Weisen waren es, die ihre Liebe für ihre schöne grüne Welt ausdrückten. Sie verstummten auch nicht, als sie die Außenbezirke Virinthorms erreichten und ausfächerten.
Ymryls Männer hatten sich der Stadtmitte zu eingenistet. In der Nähe des großen Bauwerks, das einst das Heim von Ilians Familie gewesen war und nun zu Ymryls Palast geworden war.
Ilian bedauerte, dass Ymryl selbst sich nicht in der Stadt befand. Sie konnte es nicht erwarten, sich an ihm zu rächen, wenn ihre Pläne den gewünschten Erfolg brachten.
Die hundert jungen Garathormer, nun dünn verteilt, hatten ihre Reittiere zurückgelassen und in einem Kreis um die Stadtmitte ihre Posten bezogen. Manche lagen hinter schnell errichteten Barrikaden, andere auf Dächern, während wieder andere in Eingängen kauerten. Fast hundert Flammenlanzen waren auf die Stadt gerichtet, als Ilian auf die breite Hauptstraße hinausritt und rief:
»Ergebt Euch im Namen Königin Ilians!«
Ihre Stimme klang laut und stolz.
»Ergebt Euch, Krieger Ymryls! Wir sind zurückgekehrt, um unsere Stadt zu befreien.«
Die paar Invasoren auf den Straßen drehten sich überrascht um und griffen nach ihren Waffen. Männer waren es in verschiedenartigster Kleidung, in allen Arten von Rüstungen; Männer der unterschiedlichsten Gestalten; Männer, deren ganzer Körper mit Haaren bedeckt war; Männer, die völlig haarlos waren; Männer mit vier Armen oder vier Beinen; Männer mit Tierschädeln;
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