Der Weg Nach Tanelorn
Männer mit buschigen Schweifen, oder Hörnern, oder behaarten Ohren; Männer mit Hufen statt Füßen; Männer mit grüner, blauer, roter oder schwarzer Haut; Männer mit bizarren Waffen; Männer, die missgestaltet waren; Männer, so klein wie Zwerge, und andere, so groß wie Riesen; Hermaphroditen; Männer mit Flügeln oder durchsichtiger Haut. Sie alle eilten auf die Straße, sahen Königin Ilian von Garathorm – und lachten.
Ein Krieger mit orangefarbigem Bart, der bis zum Gürtel reichte, rief laut:
»Ilian ist tot! Und das wirst auch du sein, noch ehe die nächste Minute um ist.«
Als Antwort hob Ilian ihre Flammenlanze, drückte auf den Juwelenknopf, und der rote Strahl brannte ein Loch in die Stirn des Höhnenden. Sofort warf ein hundeköpfiger Soldat eine heulende Scheibe, die Ilian im letzten Augenblick mit dem kleinen Schild an ihrem rechten Arm abwehren konnte. Sie wirbelte ihr Pferd herum und nahm Deckung. Auch die Verteidiger hinter ihr suchten Deckung, als die roten Strahlen aus allen Richtungen auf sie zuschossen.
Rund eine Stunde wütete der Kampf. Beide Seiten benutzten Energiewaffen, während Katinka van Bak von Garathormer zu Garathormer ritt und Anweisungen erteilte, den Ring enger zu schließen, damit die Verteidiger auf ein möglichst kleines Gebiet konzentriert waren. Sie befolgten ihren Rat, wenn auch nicht ohne Schwierigkeiten, denn obgleich der Feind über weniger Energiewaffen verfügte, hatte er doch größere Erfahrung in ihrem Einsatz.
Ilian kletterte auf ein Dach, um einen Überblick über die Schlacht zu gewinnen. Sie hatte schon zehn ihrer Leute verloren, der Feind hingegen viel mehr. Sie zählte mindestens vierzig Tote. Aber offenbar formierten die Fremden sich nun zu einem Gegenangriff. Viele hatten sich auf ihre verschiedenartigen Reittiere, darunter ein paar eroberte Vayna geschwungen.
Ilian kletterte wieder hinunter und suchte nach Katinka van Bak.
»Sie planen offenbar einen Durchbruch, Katinka!« erklärte sie.
»Dann müssen wir sie aufhalten!«
Ilian stieg auf ihren Vayna. Der langbeinige Vogel krächzte, als sie ihn herumschwang, und rannte zu dem Haus, in dem Jhary hinter einem zum Hauptplatz führenden Fenster Stellung bezogen hatte.
»Jhary! Sie greifen an!« rief sie.
Und schon kam ein Trupp Kavalleristen mit lautem Schlachtgeheul die Straße entlang. Einen Augenblick schien es Ilian, als müsse sie sich ihnen allein stellen. Sie hob ihre Flammenlanze und drückte auf den Knopf. Rubinrote Strahlen schossen heraus und schnitten durch die Leiber der vordersten Reiter. Sie stürzten leblos von ihren Tieren und behinderten so die Nachfolgenden, wodurch der Sturm an Wucht verlor.
Aber Ilians Lanze war nun so gut wie nutzlos. Der Strahl’ flackerte und war so kraftlos, dass er kaum die Haut der Krieger versengte.
Ilian warf die Lanze von sich, zog ihr schmales Schwert und nahm ihr Jagdmesser in die Hand, die die Zügel hielt, dann trieb sie ihr Vayna vorwärts. Die flammende Standarte hinter ihr im Sattel knisterte und prasselte, als sie mit zunehmender Schnelligkeit dahinritt.
»Für Garathorm!« rief sie.
Ein Jubel erfüllte sie – ein düsterer, schrecklicher Jubel.
»Für Pyran und Bradne!«
Ihr Schwert stach in das durchsichtige Fleisch einer gespenstischen Kreatur, die mit stählernen Klauen nach ihr zu greifen versuchte.
»Für die Rache!«
O wie süß sie war, diese Rache! Wie befriedigend! So nahe war Ilian dem Tod, und doch fühlte sie sich lebendiger als je zuvor. Ja, das war ihr Los – das Schwert in der Schlacht zu schwingen, zu kämpfen, zu töten!
Und während sie kämpfte, war ihr, als focht sie nicht allein diese Schlacht, sondern Tausende andere Schlachten gleichzeitig. Und in jeder hatte sie einen anderen Namen, aber die wilde, grimmige Begeisterung war in allen die gleiche.
Um sie herum brüllte und heulte der Feind. Rüstungen klirrten, und ein Dutzend Schwerter suchte sie gleichzeitig, aber sie lachte nur.
Und ihr Gelächter war eine mächtige Waffe. Es ließ das Blut ihrer Gegner stocken. Es erfüllte sie mit lähmendem Grauen.
»Für den Krieger des Schicksals!« hörte sie sich selbst schreien. »Für den Ewigen Helden! Für den Kampf ohne Ende!« Die Bedeutung dieser Worte war ihr nicht klar, obgleich sie wusste, dass sie sie schon oft zuvor gerufen hatte und sie immer wieder rufen würde, ob sie nun diese Schlacht überlebte oder nicht.
Nun kamen auch ihre eigenen Leute von überall herbei. Sie sah Jhary-a-Conels gelben
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