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Der Weg Nach Tanelorn

Der Weg Nach Tanelorn

Titel: Der Weg Nach Tanelorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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würde!«
    »Ich weiß nichts von allem, was Ihr da sagt. Aber ich weiß über alle Zweifel von meinen Reisen und Kämpfen im Dienst einer ganzen Reihe von Prinzen – in Magyarien, Arabien, Skandien, Slavien und den Landen der Griechen und Bulgaren. Und ich kenne meinen Traum, der all die sich befehdenden Herzogtümer und Königreiche und winzigen Provinzen Europas einigen soll. Ich weiß von meinen Erfolgen – ja, und auch Misserfolgen. Ich erinnerte mich der Frauen, die ich liebte, der Freunde, für die ich Respekt empfand, und der Feinde, die ich bekämpfte. Und so weiß ich auch genau, dass Ihr mir weder Freund noch Feind seid – noch nicht! Aber dass Ihr mein verräterischer Feind sein werdet. Auf der Erde liege ich im Sterben. Hier suche ich nach dem, der mir schließlich alles rauben wird, was ich besitze, auch mein Leben.«
    »Jetzt verratet mir erneut, wer Euch das alles weismachte?«
    »Götter – übernatürliche Wesen – das Orakel selbst –, ich weiß es nicht.«
    »Ihr glaubt an solche Dinge?«
    »Früher nicht, doch jetzt muss ich wohl, denn ich bin ja persönlich der Beweis.«
    »Das glaube ich nicht. Ich bin nicht tot. Ich hause auch nicht in der Unterwelt. Ich bin Fleisch und Blut, und wie es den Anschein hat, seid es auch Ihr, mein Freund. Ich hasste Euch, als ich heute Abend ausritt, um Euch zu suchen. Nun sehe ich jedoch, dass Ihr nicht weniger getäuscht werden sollt als ich. Kehrt zu Euren Herren zurück. Sagt ihnen, es ist Falkenmond, der sich rächen wird – an ihnen!«
    »Bei Narschas Strumpfband! Ich lasse mir keine Befehle erteilen!« donnerte der Mann in Messing. Seine behandschuhten Finger schlossen sich um den Griff des mächtigen Schwertes. Diese Bewegung war nur allzu typisch für Graf Brass. Auch der Gesichtsausdruck war der des alten Freundes. War dies vielleicht eine schreckliche Puppe, die mit Hilfe granbretanischer Wissenschaft dem Grafen nachgebildet worden war?
    Falkenmond war inzwischen fast hysterisch vor Verwirrung und Sorge.
    »Also gut«, rief er. »So lasst es uns angehen. Wenn Ihr wahrhaftig Graf Brass seid, werdet Ihr wenig Mühe haben, mich zu töten. Dann werdet Ihr zufrieden sein. Und ich ebenfalls, denn ich kann nicht weiterleben in dem Bewusstsein, dass die Menschen mir zutrauen, Euch verraten zu haben!«
    Sichtlich nachdenklich erwiderte die Gestalt: »Ich bin Graf Brass, dessen seid versichert, Herzog von Köln. Aber was den Rest betrifft, so mag es wohl sein, dass wir beide die Opfer eines sehr ungewöhnlichen Komplotts sind. Ich war nicht nur Krieger, sondern auch Politiker. Ich habe einige gekannt, die sich ein Vergnügen daraus machten, Freund gegen Freund aufzuhetzen, um ihr eigenes Ziel zu fördern. O ja, es besteht durchaus die Möglichkeit, dass Ihr die Wahrheit sprecht …«
    »Schön«, murmelte Falkenmond erleichtert. »Dann begleite mich zur Burg Brass, damit wir uns in Ruhe über alles unterhalten.«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht. Ich habe die Lichter Eurer befestigten Stadt und der Burg darüber gesehen. Ich wollte sie auch besuchen, aber etwas hindert mich daran, eine – eine Barriere. Aber ich könnte nicht erklären, welcher Art sie ist. Deshalb war ich gezwungen, hier in dieser verdammten Marsch auf Euch zu warten. Ich hatte gehofft, diese unangenehme Sache möglichst schnell hinter mich zu bringen, aber jetzt …« Die Gestalt runzelte erneut die Stirn. »So sehr ich auch ein Mann der Tat bin, Herzog von Köln, war ich immer stolz auf meinen Gerechtigkeitssinn. Ich würde Euch nicht töten, um einen anderen an sein Ziel zu bringen – zumindest nicht, solange ich nicht weiß, worum es dabei geht. Ich muss mir alles, was Ihr gesagt habt, in Ruhe durch den Kopf gehen lassen. Dann, wenn ich zu der Überzeugung komme, dass Ihr mich belogen habt, nur um Eure Haut zu retten, werde ich Euch töten.«
    »Oder«, fiel Falkenmond ein, »wenn Ihr nicht Graf Brass seid, ich Euch.«
    Der- Mann lächelte auf vertraute Weise – mit Graf Brass’ Lächeln. »Ja, wenn ich nicht Graf Brass wäre.«
    »Ich werde morgen Mittag zurückkommen«, versprach Falkenmond. »Wo wollen wir uns treffen?«
    »Mittag? Hier gibt es keinen Mittag. Wie wäre es möglich, ohne Sonne?«
    »Sie wird in ein paar Stunden aufgehen«, versicherte ihm Falkenmond.
    Der Mann in der Messingrüstung fuhr sich wieder mit den behandschuhten Fingern über die gerunzelte Stirn. »Nicht für mich«, erklärte er. »Nicht für mich.«
    Das verwirrte Falkenmond aufs

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