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Der Weg Nach Tanelorn

Der Weg Nach Tanelorn

Titel: Der Weg Nach Tanelorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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realistische Einstellung, würde ich sagen.«
    Sie erreichten die Kajüte, in der Erekose und Elric untergebracht waren. Corum und Falkenmond verabschiedeten sich von ihnen und tasteten sich weiter, durch das dichte, fast an ihnen klebende Weiß, zu ihrer eigenen Kabine, um dort ihre vier Kampfgefährten auszuwählen.
    »Wir sind die vier, die eins sind«, sagte Corum. »Wir haben große Macht. Ich weiß, dass wir über große Macht verfügen.«
    Aber Falkenmond war es müde, sich über Dinge zu unterhalten, die für seine praktische Lebenseinstellung zu mysteriös waren.
    Er hob das Schwert, dessen Klinge er gerade schärfte.
    »Das hier ist die verlässlichste Kraft«, erklärte er. »Der blanke Stahl.«
    Viele der anderen Krieger pflichteten ihm bei.
    »Wir werden sehen«, meinte Corum.
    Während er die Klinge polierte, dachte Falkenmond unwillkürlich an die Umrisse jenes anderen Schwertes, die sich aus Elrics Umhang abgehoben hatten. Er wusste, dass er es erkennen würde, wenn er es sah. Es war ihm jedoch unerklärlich, weshalb er es so fürchtete, und das störte ihn. Dann wanderten seine Gedanken zu Yisselda, Yarmila und Manfred, zu Graf Brass und den Helden der Kamarg. 2u diesem Abenteuer war es teils deshalb gekommen, weil er gehofft hatte, alle seine alten Kameraden wieder zu finden und jene, die ihm am teuersten waren. Und nun bestand die Gefahr, dass er keinen einzigen von ihnen je wieder sehen würde. Und doch erschien es ihm wert, für des Kapitäns Sache zu kämpfen, wenn ihn das Tanelorn und damit seinen Kindern näher brachte. Doch wo war Yisselda? Würde er auch sie in Tanelorn wieder finden?
    Schon bald waren sie bereit. Falkenmond hatte John ap-Rhyss, Emshon von Ariso, Keeth Leidträger und Überläufer Nikhe um sich geschart, während Baron Gotterin, Thereod von den Höhlen, Chaz von Elaquol und Reingir, der Fels – letzterer aus seinem trunkenen Schnarchen gerissen und benommen auf die Füße taumelnd –, die Kampfgefährten Corums sein würden. Auch wenn er es nicht offen aussprach, Falkenmond war überzeugt, dass er sich die besseren Männer ausgesucht hatte.
    Im Gleichschritt marschierten sie hinaus in den Nebel und an die Reling. Die Ankerkette klirrte, das Schiff hatte bereits angehalten. Sie sahen felsiges Land vor sich – eine alles andere als einladend aussehende Insel, dachte Falkenmond. Konnte es wirklich möglich sein, dass sie Tanelorn, die ersehnte Stadt der Ruhe und des Friedens, beherbergte?
    John ap-Rhyss rümpfte die Nase. Er wischte sich die Nässe des Nebels aus dem Schnurrbart, während die andere Hand den Schwertgriff umklammerte. »Ich habe selten einen unfreundlicheren Ort gesehen«, brummte er.
    Der Kapitän hatte seine Kajüte verlassen. Sein Steuermann stand jetzt neben ihm. Jeder hatte einen Arm voll Fackeln.
    Falkenmond schluckte, als er sah, dass der Steuermann ein Zwillingsbruder des Kapitäns sein konnte – nur waren seine Augen gesund und wirkten scharf und wissend. Falkenmond fiel es schwer, ihm ins Gesicht zu schauen, als der Steuermann ihm eine Fackel entgegenstreckte. Er nahm sie wortlos und schob sie durch seinen Gürtel.
    »Nur Feuer kann diesen Feind für immer vernichten.« Der Kapitän reichte Falkenmond jetzt eine Zunderschachtel, damit sie die Fackeln anzünden konnten, wenn die Zeit dafür gekommen war. »Ich wünsche euch Erfolg, ihr Krieger.«
    Inzwischen hatte jeder seine Fackel und Zunderschachtel bekommen. Erekose war der erste, der sich über die Reling schwang und die Strickleiter hinunterkletterte. Er nahm sein Schwert aus der Scheide, damit es nicht ins Wasser hing, als er bis zur Mitte in die milchige See tauchte. Die anderen folgten ihm und wateten durch das seichte Küstenwasser, bis sie alle an den Strand gelangten und hinüber aufs Schiff zurücksahen.
    Falkenmond fiel auf, dass der Nebel nicht bis ans Land reichte, das nun ein wenig freundlicher wirkte. Normalerweise hätte er die Gegend hier als monoton erachtet, aber verglichen mit dem Schiff war sie farbenfroh mit ihren roten Felsen, die mit Flechten in verschiedenen Gelbtönen überzogen waren. Und hoch über dem Kopf hing eine große Scheibe, blutrot und unbewegt – die Sonne. Sie warf viele Schatten, fand Falkenmond.
    Doch es dauerte eine Weile, ehe ihm bewusst wurde, wie viele Schatten sie wirklich warf – Schatten, die nicht allein von den Felsen stammen konnten –, Schatten aller Größen und aller Formen.
    Manche davon, das sah er, waren die Schatten von Menschen.

 
4.

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