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Der Weg Nach Tanelorn

Der Weg Nach Tanelorn

Titel: Der Weg Nach Tanelorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Tanelorn aber öffnet seine Tore nur jenen, die hoffen. Wir können nicht mehr glauben, aber den Glauben, das Vertrauen brauchen wir, ehe wir jenes Tanelorn sehen können, das uns helfen kann.«
    »Eure Worte scheinen mir wohldurchdacht, Brut von Lashmar«, sagte Erekose. »Wenn ich mir auch im Lauf der Zeit den Zynismus des Kriegers angeeignet habe, verstehe ich Euch sehr wohl. Aber wie kann ein Sterblicher hoffen und Vertrauen haben, wenn er in einer Welt lebt, die von einander ständig bekriegenden Göttern beherrscht wird, wenn gerade jene, zu denen er sich aufzusehen ersehnt, so unzuverlässig sind?«
    »Wenn Götter sterben, blüht die Selbstachtung«, murmelte Orland Fank. »Jene, die Achtung vor sich selbst und deshalb auch Achtung vor anderen haben können, brauchen keine Götter und ihresgleichen. Götter sind für Kinder und die Ängstlichen, die keine Verantwortung, weder für sich selbst noch für andere auf sich zu nehmen wagen.«
    »Richtig!« applaudierte John ap-Rhyss, dessen sonst so melancholische Züge jetzt geradezu fröhlich wirkten.
    Und plötzlich erfüllte sie alle eine innere Freude. Sie lachten glücklich, als sie einander ansahen.
    Falkenmond zog sein Schwert aus der Scheide, hob es der starren Sonne entgegen und rief:
    »Tod den Göttern und Leben für die Menschen! Mögen die Lords des Chaos und der Ordnung einander in sinnlosem Hader vernichten. Möge das kosmische Gleichgewicht seine Waagschalen heben oder senken, wie es mag, es soll unser Geschick nicht länger bestimmen!«
    »Nie wieder!« schrie Erekose, und auch er hob sein Schwert. »Das ist vorbei!«
    Und John ap-Rhyss und Emshon von Ariso und Brut von Lashmar, sie alle hoben ebenfalls ihre Schwerter und stimmten in den Ruf mit ein.
    Nur Orland Fank zauderte. Er zupfte an seinem Kilt, fuhr sich über das Gesicht.
    Als sie ihre ungestüme Kundgebung beendet hatten, fragte er:
    »Dann wird mir wohl keiner mehr helfen, den Runenstab zu suchen?«
    »Vater, du musst nicht länger suchen.«
    Das Kind, das Falkenmond in Dnark gesehen und das sich in pure Energie verwandelt hatte, um in den Runenstab zu dringen, als Shenegar Trott, der Graf von Sussex, ihn stehlen wollte, saß auf einer Marmortreppe. Ja, es war das Wesen, das man den Geist des Runenstabs genannt hatte und dessen Namen Jehamiah Cohnahlias war. Das Lächeln des Jungen war strahlend. Freundlich sagte er:
    »Seid gegrüßt, ihr alle. Ihr habt den Runenstab gerufen.«
    »Wir riefen ihn nicht«, widersprach Falkenmond.
    »Eure Herzen riefen ihn. Und hier habt ihr euer Tanelorn!«
    Der Junge breitete die Arme aus, und während er es tat, verwandelte sich die Stadt. Licht in allen Regenbogenfarben leuchtete vom Himmel. Die Sonne erschauderte und brannte nun golden. Türme, spitz wie Nadeln, hoben sich in die flimmernde Luft, reine, durchscheinende Farben verbreiteten sich, und eine große Ruhe beherrschte die Stadt – die Stille des Friedens.
    »Hier ist euer Tanelorn!«

 
2. In Tanelorn
     
    »Kommt, ich zeige euch ein wenig seiner Geschichte«, forderte das Kind sie auf.
    Es führte sie durch stille Straßen, wo die Menschen sie mit ruhigem, freundlichem Lächeln grüßten.
    Wenn die Stadt leuchtete, dann jetzt mit Licht von einer Art, dessen Quelle nicht erkennbar war. Wenn sie eine Farbe hatte, dann eine Art von Weiß, wie bestimmte Jadesteine sie haben. Aber als Weiß enthielt sie alle Farben, ja die Stadt war von allen Farben. Sie blühte, sie war glücklich, sie war von Frieden erfüllt. Familien lebten hier: Künstler und Handwerker arbeiteten hier; Bücher entstanden. Sie lebte. Ihre Harmonie war nicht blutlos – es war nicht der falsche Frieden, jener, die dem Körper die Freude, dem Geist die Anregung versagen. Das hier war Tanelorn!
    Ja, das hier war endlich das Tanelorn, vielleicht das Urbild für so viele andere Tanelorns.
    »Wir befinden uns im Zentrum«, sagte das Kind, »im ewigen Zentrum des Multiversums.«
    . »Welche Götter verehrt man hier?« fragte Brut von Lashmar, dessen Stimme und Miene entspannt waren.
    »Keine«, erwiderte das Kind. »Sie werden nicht gebraucht.«
    »Ist das der Grund, weshalb sie, wie man sagt, Tanelorn hassen?« Falkenmond trat zur Seite, um eine sehr alte Frau vorbeizulassen.
    »Das könnte sein«, erwiderte das Kind. »Denn die Stolzen ertragen es nicht, übersehen zu werden. Hier in Tanelorn ist der Stolz anderer Art, er zieht es vor, in Frieden gelassen zu werden.«
    Der Junge führte sie vorbei an hohen Türmen und

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