Der Weg Nach Tanelorn
das ganze Schwert.«
Es deutete. »Schaut zu.«
»Nein!« weigerte sich Falkenmond.
»Gebt acht!« mahnte Jehamiah Cohnahlias.
Eine weitere der großen Statuen stieg von ihrem Podest.
Es war ein gutaussehender Mann mit nur einem Auge und nur einer Hand. Er hatte die Liebe kennen gelernt und das Leid. Und die Liebe hatte ihm geholfen, das Leid zu ertragen. Seine Züge waren ruhig. Irgendwo schlugen die Wellen gegen den Strand. Er war heimgekehrt.
Wieder spürte Falkenmond, wie er in dem anderen aufgenommen wurde, und er wusste, dass es Erekose genauso erging. Er war Corum Jhaelen Irsei, der Prinz im Scharlachroten Mantel, der Letzte der Vadhagh, der sich geweigert hatte, die Schönheit zu fürchten, und dem sie zugefallen war; der sich geweigert hatte, einen Bruder zu fürchten, und der verraten worden war; der sich geweigert hatte, eine Harfe zu fürchten, und von ihr erschlagen worden war. Corum, der von einem Ort verbannt worden war, an den er nicht gehörte, war heimgekehrt.
Er trat aus einem Wald und kam zu einem Strand. Bald würde Ebbe sein und die Landbrücke freilegen, die zum Mordelberg führte, wo er glücklich mit einer Frau der kurzlebigen Mabden-Rasse gewesen war. Doch die Frau war gestorben und hatte ihn allein zurückgelassen (denn Kinder gibt es selten aus einer solchen Vereinigung).
Die Erinnerung an Medhbh war schwach, aber die an Rhalina, die Markgräfin aus dem Osten, konnte nicht schwinden.
Die Landbrücke erschien, und er schritt darüber. Die Burg auf dem Mordelberg war verlassen, das sah man an ihrem Zustand. Der Wind wisperte durch die Türme, ein freundlicher Wind, der ihn willkommen hieß.
Am fernen Ende der Landbrücke, am Tor zum Burghof, stand einer, den er erkannte. Ein Alptraumwesen war es, von grünlichem Blau, mit vier plumpen Beinen, vier muskulösen Armen, einem barbarischen Kopf ohne Nase, mit den Atemöffnungen in der Gesichtsmitte, einem breiten, grinsenden Mund voll scharfer Zähne, und Facettenaugen, wie die einer Fliege. Schwerter von ungewöhnlichem Aussehen hingen von seinem Gürtel. Es war der Verlorene Gott Kwll.
»Sei gegrüßt, Corum.«
»Sei gegrüßt, Bezwinger der Götter. Wo ist dein Bruder?« Corum war erfreut, seinen alten widerstrebenden Verbündeten wieder zu sehen.
»Er geht seine eigenen Wege. Es ist langweilig hier, und wir sind bereit, das Multiversum zu verlassen. Es bietet uns nichts mehr, und es hat auch keinen Platz mehr für dich.«
»So sagte man es mir.«
»Wir werden auf eine unserer Reisen gehen, zumindest bis zur nächsten Konjunktion.« Kwll deutete auf den Himmel. »Wir müssen uns beeilen.«
»Wohin wollt ihr?«
»Es gibt einen anderen Ort – ein Ort, den jene verließen, die ihr vernichtet habt – ein Ort, wo man noch Götter brauchen kann. Würde Corum mit uns kommen? Der Held muss bleiben, aber Corum könnte uns begleiten.«
»Ist das nicht ein und dasselbe?«
»Sie sind ein und dasselbe. Aber jenes, das nicht dasselbe ist, das, was Corum ist, kann mit uns kommen. Es ist ein Abenteuer.«
»Ich bin der Abenteuer müde, Kwll.«
Der Verlorene Gott grinste. »Überlege es dir. Wir brauchen ein Maskottchen. Wir brauchen deine Kraft.«
»Welche Kraft sollte das denn sein?«
»Die Kraft des Menschen.«
»Das ist etwas, das alle Götter brauchen, nicht wahr?«
»So ist es wohl«, gab Kwll ein wenig widerstrebend zu. »Aber manche benötigen sie mehr als andere. Rhynn und Kwll haben Kwll und Rhynn, doch es würde ihnen Spaß machen, wenn du mit ihnen kämst.«
Corum schüttelte den Kopf.
»Es ist dir doch klar, dass du nach der Konjunktion nicht mehr leben kannst.«
»Es ist mir klar, Kwll.«
»Und du weißt, dass nicht ich es war, der tatsächlich die Lords des Chaos und der Ordnung vernichtete.«
»Ich glaube, ich weiß es.«
»Ich beendete lediglich, was du begonnen hattest, Corum.«
»Du bist sehr gütig.«
»Ich spreche die Wahrheit. Ich bin ein prahlerischer Gott, und ich kenne keine Treue, außer der zu Rhynn. Aber im Großen und Ganzen bin ich ein ehrlicher Gott, deshalb wollte ich, dass du die Wahrheit kennst, nun, da wir Abschied nehmen.«
»Ich danke dir, Kwll.«
»Lebe wohl.« Die barbarische Gestalt verschwand.
Corum schritt durch den Hof und die staubigen Hallen und Säle und Gänge der Burg, bis hinauf zu dem hohen Turm, von wo aus er über das Land sehen konnte. Und er wusste, dass Lwym-an-Esh, jenes liebliche Land, nun versunken war und nur noch ein paar Streifen aus den Wellen ragten. Da
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