Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Weg Nach Tanelorn

Der Weg Nach Tanelorn

Titel: Der Weg Nach Tanelorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
stieß einen unartikulierten Schrei aus. Er rannte auf das Untier zu und hieb das Schwert mit aller Gewalt auf seinen Rücken. Aber es hielt nicht an. Immer näher watschelte es auf Graf Brass zu.
    Falkenmond wirbelte herum, um sich zwischen die Metallkreatur und seinen Freund zu stellen. Er schlug auf seine Klauen ein, auf seinen Leib. Seine eigenen Knochen schmerzten entsetzlich bei jedem Aufprall des Schwertes.
    Doch immer noch dachte das Ungeheuer gar nicht daran, seine Richtung zu ändern. Die blinden Augen stierten geradeaus.
    Dann schleuderte es auch Falkenmond zur Seite. Zerschunden und benommen lag er auf dem Boden und sah entsetzt und hilflos zu, als Graf Brass sich bemühte, hochzukommen. Er sah eines der monströsen Beine sich über Graf Brass’ Kopf heben, sah, wie der Freund einen Arm hob, als könnte er sich so gegen das Untier schützen. Irgendwie gelang es Falkenmond, auf die Füße zu kommen und vorwärtszutaumeln, aber er wusste, er würde Graf Brass nicht mehr retten können, selbst wenn er das Maschinenungeheuer noch rechtzeitig genug erreichte. Und während er darauf zuschwankte, stürzte Bowgentle herbei - Bowgentle, der außer dem Schwertstumpf keine Waffe hatte –, als könnte er die Bestie mit bloßen Händen zur Seite schieben.
    Und Falkenmond dachte: »Ich habe meine Freunde wieder in den Tod geführt. Es stimmt, was Kalan sagte. Ich scheine ihre Nemesis zu sein.«

 
5. Ein anderes Londra
     
    Da zögerte das Untier plötzlich.
    Fast kläglich winselte es.
    Graf Brass nutzte die Gelegenheit. Eilig rollte er sich unter dem mächtigen Fuß weg. Er hatte zwar immer noch nicht die Kraft, sich zu erheben, aber er kroch mit dem Schwert in der Hand hastig davon.
    Sowohl Bowgentle und Falkenmond hatten angehalten. Sie fragten sich erstaunt, weshalb das Ungeheuer plötzlich wie erstarrt war.
    Die mechanische Bestie krümmte sich. Ihr Wimmern klang nun wie flehend und furchterfüllt. Sie drehte den Schädel, als hörte sie eine Stimme, die außer ihr niemand vernahm.
    Endlich kam Graf Brass schwerfällig auf die Füße und bereitete sich erschöpft auf die Fortsetzung seines Kampfes mit dem Untier vor.
    Doch mit einemmal stürzte das – Maschinenungeheuer mit einem Krach zu Boden, dass es die Erde unter seinen Füßen erschütterte. Die vielfarbig funkelnden Schuppen wurden matt. Es sah aus, als begännen sie zu rosten. Die Bestie rührte sich nicht mehr.
    »Wa-as bedeutet das?« fragte Graf Brass verwirrt. »Hat unser Wille es getötet?«
    Falkenmond lachte, als der erste schwache Schimmer sich in der klaren Wüstenluft abzeichnete. »Nicht unserer, aber vielleicht ein anderer.«
    Bowgentle schluckte, als auch er die sich bildenden Umrisse bemerkte. »Was ist das? Eine Geisterstadt?«
    »Fast.«
    Graf Brass knurrte. Er packte sein Schwert fester. »Mir gefällt diese neue Gefahr nicht besser.«
    »Es dürfte keine Gefahr sein – zumindest nicht für uns«, beruhigte ihn Falkenmond. »Soryandum kehrt zurück.«
    Allmählich festigten sich die vagen Umrisse, nahmen Form an, bis schließlich eine ganze Stadt in der Wüste lag. Eine uralte Stadt war es, die eigentlich nur aus Ruinen bestand.
    Graf Brass strich sich über den roten Bart. Seiner Haltung war anzusehen, dass er von Falkenmonds Worten nicht völlig überzeugt und bereit war, sich zu verteidigen.
    »Steckt Euer Schwert ein, Graf Brass«, riet ihm Falkenmond. »Das ist wirklich das Soryandum, das wir suchten. Die Geistmenschen, jene Unsterblichen, von denen ich Euch erzählte, sind gerade rechtzeitig zu unserer Hilfe gekommen. Seht doch, wie schön Soryandum ist!«
    Soryandum war von malerischer Schönheit, trotz seiner Ruinen – oder vielleicht gerade deshalb? Ihre Mauern waren von Moos überwachsen, die Brunnen plätscherten friedlich, Efeu umrankte die teilweise eingestürzten Türme, und überall, aus allen Mauerspalten und den. Ritzen im Pflaster spitzten gelbe, rote und purpurne Blumen hervor, und grüne Ranken schlangen sich um die Säulen aus Granit und Obsidian. Eine wundersame Stimmung herrschte in dieser stillen Stadt, in der nur das fröhliche Zwitschern und Trillern von Vögeln zu hören war, die sich ihre Nester unter den morschen Dachsparren gebaut hatten. Und ganz sanft strich der Wind durch die verlassenen Straßen und wirbelte den Staub auf.
    »Das ist Soryandum«, sagte Falkenmond erneut, und seine Stimme klang fast ehrfürchtig.
    Sie standen auf einem von Ruinen umringten Platz, neben dem toten

Weitere Kostenlose Bücher