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Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)

Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)

Titel: Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Paul Young
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Er spürte die Klangharmonien nun in seiner Brust, und die Musik wuchs mit der Komplexität der Muster und Formen aus Dunkelheit und vielfarbigem Licht. Haarfeine Wellen aus brillanten Farben verwoben sich gezielt und absichtsvoll. Jede gegenseitige Durchdringung brachte eine Quanten-Partizipation hervor, Fäden zufälliger Gewissheit, Ketten chaotischer Ordnung.
    Plötzlich lachte Großmutter wie ein kleines Mädchen und sammelte dieses großartige Gebilde ein, konzentrierte es, bis sie es in ihren gewölbten Händen hielt. Sie schloss die Hände, sodass Tony das Licht nur noch zwischen ihren Fingern pulsieren sehen konnte. Langsam führte sie die Hände vor den Mund, als wollte sie Glut anfachen. Wie eine kosmische Zauberin blies sie in ihre Hände, öffnete sie, breitete die Arme aus und erzeugte so ein Gebilde wie ein fallendes Herz. Damit verschwand die Pracht.
    Sie lächelte Tony an, der sie mit offenem Mund anstarrte. »Gefällt dir, was?«
    »Ich bin sprachlos«, stammelte er. »Das war das Aufregendste, was ich je gesehen, gehört, gefühlt habe. Was hast du da gemacht?«
    »Schnüre«, antwortete sie sachlich. »Erinnerst du dich an die Abnehmspiele aus deiner Kindheit?« Er nickte und dachte an die einfachen Formen aus Schnüren, die man sich um die Finger wickelte – ein Spiel, mit dem er sich als Kind gern vergnügt hatte. »Das war meine Version. Hilft mir, mich zu konzentrieren.«
    »Also …« Er zögerte, wollte nicht ignorant wirken, hatte aber doch das starke Bedürfnis, nachzufragen. »Was ich da eben gesehen habe … ist das einfach so entstanden, rein zufällig, oder war es ein spezielles Design?«
    »Das ist eine brillante Frage, Anthony. Was du gesehen, gehört und gefühlt hast, war eine winzige Demonstration von etwas ganz Bestimmtem.«
    »Und um was handelte es sich?« Tony konnte kaum erwarten, es zu erfahren.
    »Liebe! Hingebungsvolle, fürsorgliche Liebe!«
    »Das war Liebe?«, fragte er und konnte kaum glauben, was sie da sagte.
    »Eine winzige Demonstration von Liebe. Kindliches Spiel, aber doch real und wahr.« Sie lächelte wieder, während Tony sich zurücklehnte und versuchte, ihre Worte zu begreifen. »Noch etwas, Anthony: Das konnte dir nicht auffallen, aber ich habe bei meiner kleinen Komposition bewusst etwas weggelassen. Du hast die Harmonien des Lichts gehört und gespürt, wenigstens an der Oberfläche, aber bestimmt hast du nicht bemerkt, dass die Melodie fehlte, nicht wahr?«
    Sie hatte recht. Tony hatte keine Melodie gehört, nur eine Symphonie aus Harmonien. »Ich verstehe nicht. Was ist die fehlende Melodie?«
    »Du, Anthony! Du bist die Melodie! Du bist der Grund für die Existenz dessen, was du gesehen und so ungeheuer beeindruckend gefunden hast. Ohne dich hätte das, was du wahrgenommen hast, keinen Sinn und keine Form. Ohne dich wäre es einfach … zerfallen.«
    »Ich verstehe nicht …«, begann Tony und schaute hinunter auf den Boden aus gestampftem Lehm. Er hatte das Gefühl, dass der Boden etwas unter seinen Füßen schwankte.
    »Das ist in Ordnung, Anthony. Ich weiß, dass du noch nicht viel von dem glaubst, was du hier erlebst. Du hast dich verirrt und schaust aus einem sehr tiefen Loch empor, von wo aus du nur die Oberfläche sehen kannst. Das ist kein Test, bei dem du versagen könntest. Die Liebe wird dich niemals verdammen, weil du dich verirrt hast. Die Liebe wird dich dort nicht alleinlassen, aber sie wird dich auch nicht zwingen, aus deinem Versteck hervorzukommen.«
    »Wer bist du?« Er hob den Kopf und schaute in diese Augen, und fast gelang es ihm, in ihnen das zu sehen, was er eben noch zwischen ihren Händen beobachtet hatte. In diesem Moment schien ihm der Name »Heiliger Geist« vage und ohne viel Inhalt.
    Ihr Blick hielt seinem ohne Zögern stand. »Anthony, ich bin die, die mehr ist, als du dir auch nur ansatzweise vorzustellen vermagst, und die doch der Ankerplatz für deine tiefste Sehnsucht ist. Ich bin die, deren Liebe zu dir du nie verlieren und der du immer vertrauen kannst. Ich bin ein Feuer, ein Zorn, der allem Unwahren entgegensteht, das du über dich selbst glaubst. Ich bin die Weberin, du bist eine Lieblingsfarbe, und er« – sie deutete mit einem Kopfnicken auf Jesus – »er ist der Bilderteppich.«
    Ein heiliges Schweigen senkte sich auf sie herab, und eine Zeit lang beobachteten sie einfach nur die Glut, die, von den Launen eines unmerklichen Atems angefacht, aufleuchtete und wieder verblasste.
    »Es ist Zeit«,

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