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Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)

Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)

Titel: Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Paul Young
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flüsterte Großmutter.
    Jesus nahm Tonys Hand. »Das Geschenk, von dem ich vorhin gesprochen habe, besteht darin, dass du auf dieser Reise, die du unternehmen wirst, einen Menschen körperlich heilen kannst. Du kannst diesen Menschen frei auswählen, aber nur einen einzigen. Und wenn du diesen einen Menschen gewählt hast, endet deine Reise.«
    »Ich kann jemanden heilen? Willst du damit sagen, ich kann jeden Menschen heilen, den ich heilen will?« Das war ein ganz und gar überraschender Gedanke. Sofort glitt seine Erinnerung zurück zu Gabriel, zu dem Moment am Bett seines fünfjährigen Sohnes, als dessen Hand schlaff geworden und ihm entglitten war. Und dann musste er an seinen eigenen Körper auf der Intensivstation denken. Er blickte auf die erlöschenden Reste des Feuers und hoffte, dass die beiden nicht mitbekommen hatten, was ihm gerade in den Sinn gekommen war. Er räusperte sich und fragte, um sich zu vergewissern, dass er Jesus nicht missverstanden hatte: »Jeden?«
    »Vorausgesetzt, dieser Mensch ist nicht bereits gestorben«, sagte Großmutter. »Zwar wäre sogar das möglich, es ist aber in der Regel keine gute Idee.«
    Tony merkte, dass seine Wahrnehmung seiner Umgebung sich verlangsamte, als würde er sie in einer Abfolge einzelner Bilder sehen. »Nur dass wir uns nicht missverstehen.« Auch das Sprechen fiel ihm jetzt schwer. »Jeden! Ich kann … jeden heilen, also … kann ich … jeden heilen, den ich heilen will?« Seine Gedanken und Worte kamen ihm wirr vor, aber er war zuversichtlich, dass Großmutter und Jesus ihn verstehen würden.
    Jesus beugte sich dicht zu ihm. »Du für dich allein kannst niemanden heilen, aber ich werde bei dir sein. Und den, für dessen Heilung du betest, werde ich durch dich heilen. Aber diese Art von körperlicher Heilung ist letztlich immer nur vorübergehend. Selbst Geistheiler sterben irgendwann.«
    »Jeden?«
    »Ja, Tony, jeden.« Jesus lächelte, aber sein Lächeln fing an, sich von seinem Gesicht abzulösen. Tony griff in den leeren Raum hinaus und versuchte, es wieder an Ort und Stelle zu fixieren.
    »Also gut«, murmelte er, kaum noch verständlich. »Muss ich … muss ich denn daran glauben, damit es funktioniert?« Wieder blickte er zum Feuer, auf die letzten Glutreste, von denen immer noch eine starke, sichere Wärme ausging. Er war nicht sicher, ob er die Antwort hörte. Später meinte er aber, Jesus habe geantwortet: »Bei der Heilung geht es nicht um dich, Tony.«
    Er lehnte sich zurück und glitt davon.

7
    DURCH FREMDE AUGEN
    »Je mehr du dich deinem Ziel näherst,
desto leichter kommst du vom Weg ab.«
Paul Simon
    I n Portland war es Nacht geworden. Irgendwo über den scheinbar immer vorhandenen Wolken schwebte der Vollmond, und die in solchen Nächten übliche größere Patientenzahl frequentierte die Notaufnahme der OHSU. Auf der neurologischen Intensivstation im siebten Stock war es dagegen erfreulich ruhig. Hier fand nur die Routineüberwachung der Patienten statt, ein bestens einstudierter, vorhersehbarer Tanz der diensthabenden Ärzte und des Pflegepersonals.
    Dr. Victoria Franklin, Chefärztin der Neurochirurgie, machte ihre abendliche Visite mit einem Kader von Studenten, die sich um sie drängten wie eine Schar Küken um die Mutterhenne. Jedes Küken hoffte, bei ihr Eindruck zu machen und sich nur ja keine Blöße zu geben. Sie war eine kleine Afroamerikanerin, die ein bisschen altbacken wirkte, aber mit ihren Augen und ihrem Auftreten mühelos die Aufmerksamkeit der Studenten und Kollegen fesselte.
    Nächster Halt auf der Visite war Zimmer 17. Die Stationsärztin trat an das Bett und las die Informationen von der Patientenakte ab. »Unser Patient heißt Anthony Spencer«, begann sie. »Falls er solange durchhält, wird er in ein paar Wochen 46. Er ist Geschäftsmann und war schon ein paarmal in unserem Haus zu Gast. Einmal wegen einer gerissenen Achillessehne, ein anderes Mal, als ihm eine Lungenentzündung zu schaffen machte. Davon abgesehen war er gesund. Er wurde gestern mit einem Kopftrauma eingeliefert, einer großen Platzwunde auf der Stirn und einer Gehirnerschütterung, die er sich vermutlich zugezogen hat, als er an der Stelle, wo wir ihn gefunden haben, kollabierte. Er blutete aus dem rechten Ohr.«
    »Eine Blutung, die worauf hindeutet?«, fragte Dr. Franklin streng.
    »Einen Schädelbasisbruch«, antwortete die Stationsärztin. Sie fuhr fort: »Als die Sanitäter versuchten, den Patienten zu stabilisieren, erlitt

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