Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert
samstags in die Bezirksstadt fahren müssen, er weigerte sich, auf die Kinder aufzupassen. Er half auch wenig im Haushalt. Ich weiß noch: Wir bekamen im Jahr fünf Tonnen Kohle geliefert, die auf den Hof geschüttet wurden. Er schaufelte die Hälfte rein und sagte: »Die andere Hälfte gehört dir.«
Mein erster Mann ist der einzige Mensch, der mich jemals auf die Palme gebracht hat. Vor meiner dritten Schwangerschaft war ich schon einmal beim Scheidungsanwalt gewesen. Mein Mann war Quartalssäufer und ging fremd, er war sexuell sehr rege. Ich hatte nach den ersten beiden Kindern nicht die Pille genommen, damit ich an den kritischen Tagen mal meine Ruhe hatte, aber ihm war das egal. Manchmal grenzte es schon an Vergewaltigung. Nach dem Motto »Angriff ist die beste Verteidigung« beschuldigte er mich, untreu gewesen zu sein, wenn er am Wochenende nach Hause kam. Einmal warf ich eine Vase nach ihm, weil ich so wütend war über seine aus der Luft gegriffenen Behauptungen. Die Phasen, in denen er nüchtern war, wurden immer kürzer, im Rausch hatte er oft Tobsuchtsanfälle. Trotzdem war ich oft glücklich. Ich hatte die Kinder, ich freute mich auf die nächste Familienfeier, auf ein Treffen mit meinen Geschwistern. Ich war manchmal glücklich, obwohl ich nicht glücklich sein sollte und himmelhoch jauchzend, wenn in unserer Ehe vorübergehend alles in Ordnung war. Weil ich immer wieder verzieh, entwickelte mein Mann die Einstellung: Die kommt sowieso auf mich zu. In der Bauphase verhielt sich mein Mann so anständig, dass ich dachte: Gott sei Dank, jetzt haben wir es geschafft. Kaum waren wir eingezogen, kam wieder der Hammer.
Nach unserer Scheidung wohnten wir noch drei Jahre gemeinsam in unserem Haus, weil es keine Wohnung gab. Heute haben wir keinen Kontakt mehr. Mein Exmann rief ein paar Mal an, um sich mit mir zu treffen, aber ich will das nicht. Nachdem er mir üble Postkarten schrieb, haben auch die Kinder die Verbindung abgebrochen. Er hat inzwischen unser Haus verkauft, die Kinder haben nie eine müde Mark gesehen. Für mich ist das Kapitel abgeschlossen.
Meine Heimat ist jetzt hier. Den Spruch draußen über unserem Hauseingang haben uns die Kinder geschenkt: »Es ist keine Villa, es ist nur ein Haus. Ich bin zufrieden. Und das macht es aus.« Das ist genau das, was ich denke. Morgens, wenn ich die Zeitung hole, mache ich einen Rundgang durch den Garten. Wenn ich nachmittags aus dem Bus steige, freue ich mich auf zu Hause. Auf dem Handy haben mein Mann und ich unsere Telefonnummer unter »Liebesnest« gespeichert.
Geheiratet haben wir 1991 . Unbewusst war ich der treibende Keil. Die Exfrau meines Mannes suchte fast täglich nach einem Grund, um bei uns anzurufen. Klaus glaubte, dass ich befürchtete, er würde zurückgehen zu ihr, und schlug vor, dass wir heiraten.
Meine Haushaltsstelle fand ich vor 15 Jahren durch eine Zeitungsanzeige. Ich wollte eigenes Geld verdienen, hatte vorher einen Computerkurs belegt und bei einem Immobilienmakler gearbeitet. Als er verstarb, sah ich mich nach anderem um. Ich arbeite etwa 30 Wochenstunden, bin Mädchen für alles. Ich koche, putze, passe auf die Kinder auf und übernehme Büroarbeiten. Jemand anders würde bei dem turbulenten Lebensstil der Familie vermutlich schnell wieder weg sein, aber ich kann mich gut auf andere einstellen. Mir gefällt die Familie. Egal, ob ich bügele, aufräume oder einkaufen gehe, es macht mir Spaß, wenn ich was geschafft habe und Häkchen machen kann: Das und das habe ich erledigt. Ich bin sehr anpassungsfähig. Ich lebe auf diese Weise ruhiger, harmonischer, man erspart sich Diskussionen und Konflikte. Ich bin tolerant, aber nicht grundsätzlich nachgiebig. Mindestens einmal am Tag setze ich mich aber auch durch. Wenn ich irgendwo Ungerechtigkeiten beobachte, gehe ich auch dazwischen.
Das Wichtigste in meinem Leben sind mein Mann und die Kinder. Es freut mein Herz, wenn sie glücklich sind. Mein Mann gibt mir Sicherheit, Verständnis, viel Liebe, all das, was ich von meinem Exmann nicht bekam. In unserem Haushalt sorgt er jetzt für Ordnung und Sauberkeit, nur Kochen und Wäsche liegen ihm nicht. Wir haben schon mal eine Meinungsverschiedenheit, aber wir sind noch nie im Bösen ins Bett gegangen. Getrennte Schlafzimmer kann ich mir nicht vorstellen. Ich könnte morgens auch nicht aus dem Haus gehen, ohne mich von ihm zu verabschieden. Die größte Umstellung war seine Pensionierung. Wenn ich heimkam, wollte er meine Aufmerksamkeit,
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