Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert
Glück?
• Welche familiären, gesellschaftlichen Prägungen und Vorbilder fließen in ihre Lebenseinstellung und Lebensführung ein?
• Welche Chancen und Hürden gibt und gab es, damit sie ihre Glücksvorstellung verwirklichen?
• Wie meistern sie Schicksalsschläge?
Auch wenn ich Menschen auswählte, die ihren Platz im Leben gefunden haben oder voller Neugier weiterhin auf der Suche danach sind, zeichnet sich ihr Glück nicht dadurch aus, dass sie auf Wolke sieben schweben. Eine Gesprächspartnerin erbte vor einigen Jahren überraschend Millionen. Einige wagen berufliche Auf- und Umbrüche, manche fanden die große Liebe. Doch alle InterviewpartnerInnen haben auch Krisen gemeistert: den Tod naher Menschen, Trennungen und Scheidung, materielle und berufliche Verluste. Stellvertretend für andere, deren Leben sich durch Unfall oder Krankheit erst einmal drastisch verdunkelt, schildert der 35 -jährige Steffen Köhn, was es heißt, wenn eine Katastrophe bisher Gültiges durchkreuzt. Acht meiner GesprächspartnerInnen wählten ein Pseudonym. Unter ihrem richtigen Namen berichten Steffen Köhn, Axel Braig, Amadeus Flößner, Klaus Schumann, Sascha Philipp, Elke Rieß, Ruth W. (Initial). Glück lässt sich nicht abfragen. In mehrfachen stundenlangen Gesprächen schienen meine GesprächspartnerInnen oft gleichfalls gespannt auf ihre Antworten zu sein. Dass sie in den Gesprächsprotokollen kaum nennenswerte Streichungen oder Korrekturen vornahmen, führe ich auch auf ihr Selbstvertrauen zurück. Ihre Selbstakzeptanz schließt Selbstkritik ein. Humorvoll geben glückliche Menschen Fehler und Irrtümer preis, die sie meist auch großzügig anderen konzedieren.
Selbstredend ist meine Auswahl nicht repräsentativ. Mehr Ältere als Jüngere kommen zu Wort. Zum einen, da es für mich leichter war, in meiner Generation geeignete GesprächspartnerInnen zu finden. Zum anderen, da ältere Menschen oft bewusster Glück empfinden als die 20 - bis 45 -Jährigen, die eingeklemmt sind zwischen Kindern, Karriere, Krediten, mit wenig Zeit, ihr Glück auszuloten. Auch aufgrund ihres Erfahrungsreichtums mit den Wechselfällen des Lebens habe ich die nicht mehr ganz so Jungen bevorzugt.
Ergebnisse der Glücksforschung, umsetzbare, lebensnahe psychologische Erkenntnisse und die Auskunft von Fachleuten vertiefen die erzählenden Interviews. Im Mittelpunkt aller Aspekte steht die Frage, ob wir es in der Hand haben, glücklich oder besser: glücklicher zu leben als es der Mehrzahl der Menschen vergönnt ist. Vergönnt? Glück, so beleuchten sowohl meine Gespräche wie die wissenschaftlichen Erkundungen unserer Seele, ist kein Mysterium. Der Weg dorthin ist ausgeschildert.
Ein Ratgeber will mein Buch nicht sein. Aber vielleicht kann es anstiften, Schönes bewusster wahrzunehmen, zu pflegen und auszuweiten.
Berlin, im Juni 2008 Bettina von Kleist
Einfach leben ist gut– Glücklichsein ist besser Einführung ins Thema
Die Sehnsucht nach Glück ist in unserer Gesellschaft zweifellos groß. Das Defizit an tief empfundener Lebensfreude ernährt viele Berufszweige. Nicht nur Ärzte, Apotheker, Therapeuten, Seelsorger und Beratungsstellen sind Anlaufstellen, damit das Glück häufiger Einzug hält. Auch Lotterien, Werbung, Wettbüros, Wellness-Oasen und Konsumtempel locken mit Glücksversprechen, wobei das mannigfache Angebot die Nachfrage unermüdlich ankurbelt. »Glücksverheißungen haben heute einen Grad der Verbreitung und Penetranz erreicht, die historisch einmalig sein dürften«, resümiert Heiko Ernst, Chefredakteur von Psychologie Heute, die allgegenwärtige Suche nach kleinen und größeren Paradiesen.
In Heidelberg ist Glück ein Unterrichtsfach; das »GlücksNetz« 1 im Internet soll mehr Glückskompetenz vermitteln; das Deutsche Hygiene Museum in Dresden widmet dem Glück 2008 eine Ausstellung, im Film »Happy go lucky« von Mike Leigh bezaubert eine unbeschwerte Grundschullehrerin ihre Umwelt mit dem Talent, das Leben durch die rosarote Brille zu sehen. Und auch die Wissenschaften entdecken Glück als terra incognita. Immer mehr Disziplinen versammeln sich unter dem Dach der Glücksforschung, die sich vor zwei Jahrzehnten in den USA und in Europa zu etablieren begann. Die Glücksdatenbank in Rotterdam speichert internationale Erhebungen über die Auswirkungen gesellschaftlicher Rahmenbedingungen auf das persönliche Glück. Im gemeinnützigen Institut zur Glücksforschung in Vallendar werden Publikationen zum Thema Glück
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