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Der Weg zur Hölle

Der Weg zur Hölle

Titel: Der Weg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaspar Dornfeld
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er den Begriff Körperflüssigkeiten nicht weiter eingeengt hatte, löste bei mir wochenlang die schlimmsten Vorstellungen aus.
    Nach ein paar Minuten hatte ich mich soweit abreagiert, dass ich der Befragung weiter lauschen konnte. Ich zog es jedoch vor, auf Distanz zu bleiben. Auch Meyer war wieder relativ aufnahmefähig. Er saß zusammengekrümmt vor den beiden Frauen und weinte leise.
    Oberkommissarin Weilandt rührte das nicht im mindesten.
    »Der Körper des Toten saß angeschnallt auf dem Beifahrersitz Ihres Autos. Das Auto stand halb schräg auf dem Fußweg. Sie waren in Ihrer Wohnung, genau wie der Autoschlüssel. Sie hatten ein Motiv: den Verlust Ihrer Familie nach der Ausstrahlung von Koss' Sendung. Sie haben die nötige Körperkraft, und Sie haben tagelang dem ganzen Stadtbezirk verkündet, dass Sie Eduard Koss tot sehen wollten. Ein bisschen schwierig, uns von Ihrer Unschuld zu überzeugen.«
    Meyer schien allmählich zu begreifen, dass er sich in einer hundsmiserablen Lage befand. Er begann zu greinen und zu jammern. Dabei ließen sich die Worte »unschuldig« und »keine Ahnung« heraushören, der Rest war nicht zu verstehen.
    Simone Schilling schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Meyer verstummte augenblicklich.
    »Erzählen Sie uns endlich von gestern!«
    »Ich hatte ziemlich geladen und bin um die Häuser. Meine Tour ist immer gleich. Zum Supermarkt, dann durch die S-Bahn-Station, da kommt eine große Wiese mit Bäumen. Da bleib ich manchmal bis nachts. Ist ganz ruhig da. Aber gestern bin ich garnicht so weit gekommen. Weil, beim Supermarkt, hinter der Ecke saß wer, so ein Penner.«
    Ganz egal, wie tief man sinkt, es gibt immer noch jemanden, auf den man herabsehen kann.
    »Beschreiben Sie uns den Obdachlosen .«
    »Och. Keine Ahnung. Ein dicker Bart. Saß ganz krumm da. So schäbige Klamotten. Kaum Stimme. Hat fast geflüstert. Wahrscheinlich hat der deswegen Pfeffi getrunken, wegen der Stimme.«
    »Pfeffi?«
    »Pfefferminzlikör«, erklärte Schilling.
    »Genau. Pfeffi.« Meyer nickte. »Ekliges Zeug. Viel zu süß. Ich trink das eigentlich nicht. Aber der Typ war nett, hat mich eingeladen und da hab ich doch welchen getrunken.«
    »Aus seiner Flasche?«
    Meyer nickte wieder.
    »Haben Sie gesehen, dass er auch daraus getrunken hat?«
    Meyer überlegte.
    »Jetzt, wo Sie es sagen: nein. Ich hab den Fusel ganz allein gesoffen. Widerliches Zeug. Ich vertrag keinen Likör.« Er schüttelte sich. »Und dann weiß ich nichts mehr. Erst wieder, wie ich aufgewacht bin, weil die Bullen, Verzeihung, die Polizei meine Tür eingetreten hat. Und die haben mich angebrüllt, und ich hab nichts kapiert, und nachher haben die mich ja gleich mitgenommen. Ich hab den Koss nicht umgebracht. Klar, ich konnte den nicht leiden, aber ich hab den nicht umgebracht. Sowas könnt ich garnicht.«
    »Sie sind ein ganz Harmloser«
    »Wie kam es eigentlich zu der Sendung?«, fragte Bella Weilandt.
    »Das war meine Tochter, das M …« Er sprach das Wort Miststück nicht aus, aber wir hatten es alle gehört.
    »Die hat das bestimmt geguckt, bei einer von ihren Freundinnen, und dann hat sie da angerufen.«
    »Sie hätten doch nein sagen können.«
    »Es gab ja Geld. Und meine Geschäfte laufen grad nicht so gut.«
    Ich prustete los. Wie oft er den Satz wohl im Fernsehen hatte hören müssen, um ihn zu behalten?
    *
    Ein paar Minuten später war Meyer entlassen und die beiden Polizistinnen saßen mit Wedelbeck im Nachbarraum.
    »Der Mäusekäfig wäre nicht nötig gewesen«, sagte er. »Der Typ war so schon verwirrt genug.«
    »Vielleicht.«
    »Und was meinen Sie«, fragte Bella Weilandt. »War er es, oder nicht?«
    Wedelbeck kratzte sich das schlecht rasierte Kinn und lachte.
    »Wenn er unglaublich klug ist, dann ja. Das würde heißen, er hätte die letzten zwei Wochen der Welt den Besoffenen vorgespielt, nüchtern den Mord begangen, und wäre dann auch noch so abgebrüht gewesen, sich in sein Wohnzimmer zu legen und mit Alkohol sowie einer anderen Substanz vollzuschütten, um seine Geschichte glaubwürdig zu machen. Aber glauben Sie das? Ich halte es für wahrscheinlicher, dass jemand Meyer den Mord anhängen wollte, ohne wirklich zu wissen, wie man das macht.«
    Oberkommissarin Schilling seufzte und rieb sich die müden Augen.
    »Sie haben wahrscheinlich recht. Er soll trotzdem im Knast verrotten.«
    »Was ist denn mit Ihnen los, Simone? Sie sind doch sonst nicht so rigoros.«
    »Mir kommt die Galle hoch, wenn Leute zuhause

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