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Der Weg zur Hölle

Der Weg zur Hölle

Titel: Der Weg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaspar Dornfeld
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rumprügeln. Außerdem hab ich die halbe Nacht neben der Tochter unserer Leiche gesessen. Evelyn Koss. Sie hat vor Jahren ihre Mutter verloren, dann ihre große Schwester und jetzt das. Mit Anfang zwanzig! Das macht einfach keinen Spaß.«
    »Wie hat sie es aufgenommen?«
    »Zuerst dachte ich, die wäre eiskalt. Schock sieht eigentlich anders aus. Aber dann kam es doch durch. Ich hab einen Arzt kommen lassen. Jetzt schläft sie, glaube ich.«
    Wedelbeck sah seine Mitarbeiterin an und lächelte.
    »Sie gehen jetzt auch nach Hause. Ich will Sie vor morgen früh hier nicht mehr sehen.«
    »Das ist lieb, aber wir sind schon einer weniger …«
    »Bis morgen kommen wir ohne Sie zurecht. Sie haben Familie, und da will ich Sie jetzt wissen.«
    »Zu Befehl«, nuschelte die Frau und verschwand.
    »Und was machen wir mit dem angebrochenen Vormittag?«, fragte Bella Weilandt.
    »Wir schicken noch einmal jemanden nach Marzahn auf Zeugenjagd. Vielleicht hat wer gesehen, wie Meyer von einem unbekannten Penner durch die Gegend geschleppt wurde. Und dann, hab ich gedacht, schauen wir beide uns mal an, wie schlechtes Fernsehen entsteht.«
    »Sie sind der Chef.«
    »Erinnern Sie mich bloß nicht daran.«
    * * *

KAPITEL 4 - SUPERMÄRKTE
SUPERMARKT: Großflächiger (mind. 400m²) Selbstbedienungsladen, der im Rahmen eines Gemischtwarenhandels vorwiegend Lebensmittel führt; entstanden in den 1930er Jahren zuerst in den USA.
    (Meyers großes Taschenlexikon, Mannheim 1995)
    Gegen Abend standen vier Männer vor der kleinteilig ausgeleuchteten Obstauslage eines Supermarktes und starrten unschlüssig auf Kisten voller Früchte. Wenn das Obst Augen gehabt hätte, hätte es nicht weniger ratlos zurück gestarrt. Die vier Herren waren Reemund, der sich sichtlich unwohl fühlte, Wedelbeck, der so müde war, dass er jede Sekunde in die Lychees hätte fallen können, der obdachlose Rudolph Wassermann, der immerfort die räudige Katze in seiner Manteltasche streichelte und ich, ein für alle anderen unsichtbares Gespenst. Wir waren das perfekte Klischee einer alternden Punkband. Wenigstens hatte die Katze keine Blutflecken mehr auf dem Körper.
    »Warum sind wir hier?«, flüsterte Wedelbeck.
    Reemunds Antwort war ein Musterbeispiel an schnörkelloser Präzision.
    »Ich kaufe Obst.«
    »Ja, aber warum? Sie essen doch sowas garnicht.«
    Der suspendierte Hauptkommissar enthielt sich jeder Antwort. Er starrte eine Frucht an, deren Anblick einem unwillkürlich das Gefühl gab, schon einmal schlecht von ihr geträumt zu haben und fragte konsterniert: »Was ist das?«
    »Eine Cherimoya. Die würde Ihnen nicht schmecken.«
    »Mein Ex-Stellvertreter meint damit«, sagte Reemnund zu dem wohnungslosen Hünen neben sich, »dass mein einfältiger Geschmackssinn mit diesem exotischen Obst überfordert wäre. Hätte er damit unrecht?«
    Wassermann musterte den Kommissar aufmerksam, bevor er antwortete.
    »Nein.«
    »Allerdings«, sagte Reemund lachend, packte ein Büschel Bananen, eine Tüte billiger Äpfel und das erstbeste Netz Orangen, dass er zu greifen bekam.
    »Zum Glück gibt's hier Sachen, die Sie kennen«, nörgelte der Ex-Stellvertreter. »Sonst bräuchte der Marktleiter in zehn Minuten eine neue Nase.«
    »Schnauze, Wedelbeck!«
    »Ich brauche Ihren Rat, Reemund.«
    »Warum wären Sie sonst hier?«
    »Zu dem Fall«, sagte Wedelbeck und sah Wassermann an, als hoffe er auf dessen Verschwinden.
    »Herr Wassermann bleibt hier. Er kann das ruhig hören. Wir sind schließlich beide Privatmänner und haben Hunger.«
    »Wie kommt es denn zu dieser Allianz?«
    Reemund lächelte.
    »Er stand hier draußen, und die Sicherheitsleute wollten ihn wegjagen, wegen Bettelei. Und da hab ich gedacht: Nehm ich ihn einfach mit rein und kaufe ihm was zu essen. Teilchenphysiker brauchen das, sonst geht ihr Gehirn ein.«
    »Ich bin Quantenphysiker«, sagte Wassermann.
    »Wie rebellisch«, knurrte Wedelbeck.
    »Das nennt sich Nächstenliebe. Wie mit dem Mantel«, versetzte Reemund.
    »Das nennt sich wohl eher Promille.«
    »Was wollen Sie jetzt eigentlich? Lassen Sie mich raten: Der Staatsanwalt macht Probleme.«
    Wedelbeck nickte. »Er hat so viel Angst vor der Öffentlichkeit, dass er uns unter Druck setzt.«
    »Was soll ich dazu sagen? Ich leite die Untersuchung nicht.«
    »Warum glaubt eigentlich jeder, er müsse mich daran erinnern?«
    »Weil man Ihnen deutlich anmerkt, dass Sie kein Chef sein wollen, Wedelbeck.«
    »Ich mag Sie, Herr Kommissar«, sagte

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