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Der Weg zur Hölle

Der Weg zur Hölle

Titel: Der Weg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaspar Dornfeld
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Gliedmaßen mit einer Grazie, die nicht in diesen kahlen Raum passte. Sie trank einen Schluck Kaffee und verzog angewidert das Gesicht. Hatte ich mich in dem rostigen Geruch des Getränks also nicht getäuscht.
    »Ich verstehe«, sagte sie.
    »Heute nervt mich der Lärm.«
    »Sie sind müde, Chef.« Das letzte Wort sprach sie mit einem Nachdruck aus, als müsse sie ihn daran erinnern, wer er sei.
    »Wenn ich wirklich Chef wäre, würde ich kurzerhand die Straße sperren lassen.«
    »Nein, das würden Sie nur machen, wenn Sie Reemund wären.«
    Eine der beiden Türen des Zimmers wurde aufgerissen und die dicke, rothaarige Polizistin namens Schilling, die ich am letzten Abend schon bemerkt hatte, trat ein. Unter dem einen Arm klemmte ein Kleintierkäfig, unter dem anderen eine große Thermoskanne und ein Paar Trinkbecher aus Pappe.
    »Kaffee für den Delinquenten?«, fragte die dünne Frau.
    »Yepp. Wollen wir?«
    Die Dünne nickte und die beiden gingen durch eine andere Tür in ein anderes Zimmer. Sofort erschienen sie — zusammen mit Meyer — auf dem Bildschirm.
    Schilling kam noch einmal zurück. Wedelbeck hatte sich an den Tisch gesetzt, und das Aufnahmegerät eingeschaltet.
    »Was soll der Mäusekäfig da drin?«
    »Ich bin noch nicht zum Füttern gekommen. Ihr nächster Zug?«
    Wedelbeck brauchte einen Moment, bis er begriffen hatte.
    »Oh, äh, Läufer nach B4.«
    Die Frau schwieg einen Moment lang, dann fing sie an zu lächeln. »Matt in sechs Zügen. Mein neunter Sieg in Folge — Chef.«
    Dann ging sie hinein. Während ich ihr folgte, konnte ich Wedelbeck leise fluchen hören.
    Der Raum, in den ich kam, war kaum größer als der andere und grell erleuchtet. An einem Tisch in der Mitte saß Hans-Jochen Meyer und ihm gegenüber die dünne Frau, deren Präsenz ausreichte, den ausgenüchterten Mann vollkommen nervös zu machen. Alles klar: Der Alkohol half ihm nicht, seine Komplexe zu überwinden, sondern nur, ihre verheerende Kraft von sich selbst auf andere zu lenken. Jetzt war er vor lauter Angst lammfromm, und ich verstand augenblicklich, warum zwei Frauen dieses Verhör durchführten. Es nahm ihm auch die letzte Chance, etwas Selbstsicherheit zu gewinnen.
    Schilling hatte den Kleintierkäfig auf den Tisch gestellt, dazu die Thermoskanne. Sie reichte Meyer einen Becher mit dampfendem Inhalt, der auch kein besseres Aroma verbreitete, als der Kaffee der Polizisten.
    Meyer murmelte verschüchtert so etwas wie ein Dankeschön, trank einen Schluck und verzog das Gesicht.
    »Wir finden den Kaffee auch widerlich«, sagte Frau Schilling, die sich gesetzt hatte und breit lächelte. »Muss an der Maschine liegen.«
    »Das schmeckt, als wär da Fisch drin.«
    »Stimmt. Das ist es. Lassen Sie uns anfangen. Zweiter Oktober, zehn Uhr einunddreißig. Befragung von Hans-Jochen Meyer im Fall Eduard Koss. Anwesend sind Kriminaloberkommissarin Simone Schilling und Kriminalhauptkommissarin Bella Weilandt. Ferner hört außerhalb des Raumes zu: Kriminalhauptkommissar Antonio Wedelbeck.«
    Sie lächelte noch breiter, und ich gewann einmal mehr den Eindruck, dass sie genauso gut von sechs schreienden Kindern umringt am Herd stehen könnte, während sie mit einem riesigen Kochlöffel dicke rote Nudelsoße umrührt.
    »Was wissen Sie noch von letzter Nacht?«, fragte Bella Weilandt.
    Sie hätte kein stärkerer Kontrast zu ihrer Kollegin sein können, die soeben eine Tüte mit Körnern aus ihrer Handtasche holte, den Kleintierkäfig öffnete und ein wenig Futter in einen blauen Fressnapf schüttete.
    Meyer kniff die Augen zusammen und riss sie wieder auf. Vielleicht musste er sich davon überzeugen, dass er nicht infolge des gesunkenen Alkoholpegels halluzinierte. Er trank einen weiteren Schluck Kaffee und würgte.
    »Wir wissen nicht, was mit unserer Kaffeemaschine ist«, sagte Oberkommissarin Schilling. »Ich vermute ja, jemand hat Glühwein durchlaufen lassen. Polizisten sind halt auch nur Menschen. Jetzt erzählen Sie doch mal von letzter Nacht.«
    »Ich weiß nichts mehr von letzter Nacht.«
    Hauptkommissarin Weilandt öffnete die dünne Aktenmappe, die vor ihr lag.
    »Laut Auskunft der Kollegen waren Sie gestern, ich zitiere: sturzbesoffen. Kann das sein?«
    Meyer nickte.
    »Desweiteren berichten die Beamten, dass Sie sie beschimpft, geschlagen und nach ihnen getreten haben.«
    »Wenn ich getrunken hab, bin ich manchmal ein bisschen wild.«
    »Ein bisschen wild?«
    »Nur ein bisschen.«
    »Aber jetzt sind Sie zahm wie ein

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