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Der Weg zur Hölle

Der Weg zur Hölle

Titel: Der Weg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaspar Dornfeld
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endgültig in den Konkurs getrieben worden war, woraufhin der Chef und sein engster Mitarbeiter beschlossen hatten, eine Nacht lang ihre Ehefrauen zu meiden. Ich verlor schlagartig jedes Interesse. Aufgedeckte Rätsel sind öde, und nach dem Elend, dass ich in den letzten Wochen als Teil meiner Arbeit hatte mit ansehen müssen, war mir nicht einmal nach Mitgefühl. Ich wollte mich gerade abwenden, als der Mann namens Reemund weiter sprach:
    »Geben Sie es zu Wedelbeck! Sie halten mich für einen Scheißbullen!«
    Wie bitte? Polizisten? Die beiden?
    »Nein Chef. Sie sind der erfolgreichste Mordermittler der Stadt. Warum auch immer. Ich halte Sie nicht für einen Scheißbullen.«
    »Und wofür dann?«
    Wedelbeck dachte wirklich einen Moment lang nach.
    »Für einen Idioten.«
    »Mordermittler? Am Arsch!«, knurrte Reemund. »Und was den Chef angeht, wenn das nächste Mal mein Telefon klingelt, bin ich es wahrscheinlich nicht mehr. Vielleicht leiten Sie ab morgen die Kommission. Das wär' doch was?«
    Wedelbeck schüttelte traurig den Kopf. »So will ich nicht.«
    »Man kann nicht alles haben«, konstatierte der Noch-Chef für seinen Alkoholgehalt überraschend trocken, wandte sich von seinem Gesprächspartner ab und begann erneut, die Bank nach Saugnäpfen abzutasten.
    Plötzlich polterte Wedelbeck los, als habe er sich den ganzen Abend zu zügeln versucht, was durchaus sein konnte. Die Sexpärchen in den Büschen erschraken entweder, oder das Gebrüll des Polizisten animierte sie. Auf alle Fälle hörte man in den nächsten Minuten erstaunlich viel Geraschel.
    »Sie haben auf einem Bankett mit dem Oberbürgermeister einem der besten Köche Europas die Fresse poliert. Sie Idiot!«
    Reemund sah kurz auf.
    »Ich hätte Sie für fantasievoller gehalten. Da fallen Ihnen doch bestimmt bessere Schimpfwörter ein.«
    »Idiot! Idiot! Idiot! Mehr Fantasie verdienen Sie nicht!«, brüllte Wedelbeck, nur um dann nahtlos ins Weinerliche überzugehen.
    »Warum Reemund? Warum haben Sie den Mann geschlagen? Und als der Bürgermeister Sie fragt, warum sagen Sie da bloß, Sie hätten Hunger gehabt? Können Sie nicht einfach in vorzeitigen Ruhestand gehen, wenn Sie kündigen wollen? Warum, Reemund?«
    »Warum, warum, warum! Hören Sie auf zu klingen wie meine Ex-Frau. Ich hatte Hunger. Schnitzel, Eisbein, Bulette, irgendwas Anständiges. Und was bringt mir dieser ausgehungerte Lachsack von einem Koch? Sieben winzige Stücke rohe Kuh und zwei Essstäbchen.«
    Wedelbeck stützte seinen Kopf mit einer Hand ab.
    »Das war Kobe-Rindfleisch, Sie Scheißbulle!«
    »Das Wort gilt nicht. Das hatte ich schon.«
    »Echtes Kobe-Rindfleisch. Haben Sie auch nur die leiseste Ahnung, was das wert ist?«
    »Ja, ich glaube, der Schnösel mit der Kochmütze erwähnte sowas.«
    »Und dafür haben Sie ihm eine rein gehauen?«
    »Nein, dafür noch nicht. Obwohl ich nahe dran war. Und auch dafür nicht, dass er mir den Dreck mit einem Grinsen serviert hat, als wüsste er, dass ich damit nichts anfangen kann. Ich hab ihn gefragt, ob sich nur Sterneköche an den Kühen vergehen dürfen, aber das hat er nicht gehört.«
    »Gott sei Dank.«
    »Der hat immer weiter erzählt. Über Biermassage und Mozart. Dann fing er auch noch an, über die Schere zwischen arm und reich zu reden, und da habe ich ihm die Fresse poliert.«
    »Idiot.«
    »Schnauze, Wedelbeck.«
    Pause.
    »Mir ist kalt. Außerdem hab ich morgen Dienst. Ich will hier weg.«
    »Wir können nicht weg«, sagte Reemund, und Bitterkeit lag in seiner Stimme. »Haben Sie das schon vergessen? Saugnäpfe! Gott, hab ich einen Hunger.«
    »Wir rufen uns jetzt ein Taxi und dann suchen wir uns eine Currywurst oder einen Döner.«
    »Döner mag ich nicht«, quengelte Reemund.
    »Ich auch nicht«, sagte jemand hinter mir.
    Um ganz präzise zu sein: die Stimme kam aus mir heraus, denn ein Hüne von einem Mann stand mitten in mir drin. Für zwei materielle Wesen ist es unmöglich, zur selben Zeit denselben Raum einzunehmen. Die Mischung aus Materie und Geist ist da unproblematisch. Ich sprang zur Seite und schüttelte mich angewidert, denn ich bin in der Hinsicht ein wenig heikel. Vor allem, wenn mir sowas mit stark riechenden Obdachlosen passiert. Bisher konnte mir niemand plausibel erklären, warum wir einen Geruchssinn haben. Dass wir sehen, hören und auf vielerlei Weise mit anderen Geistern sprechen können, verstehe ich. Aber Geruch? Meines Wissens hat der etwas mit Molekülen zu tun und dürfte als Materie

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