Der weibliche Weg Gottes
ist. Das Leben ist ein ständiger Fluss, ein fortwährendes „Stirb und Werde“, Festhalten ist Stillstand, Stillstand schafft Leiden.
Buddha ist kein Gott, niemand soll zu ihm beten, aber es ist die Aufgabe eines Menschen, den Buddha in sich zu finden und anderen dabei zu helfen, die auf der Suche sind. Doch Vorsicht: Triffst du Buddha, töte ihn! Was nichts anderes heißen soll, als dass Buddha in jedem Menschen wohnt, nicht außerhalb. Es gilt ihn zu erkennen.
Während das Christentum, ausgehend von seinen jüdischen Wurzeln, sich als die allein selig machende Religion betrachtet, lebt der Buddhismus mit anderen in friedlicher Koexistenz. Es ist kein Widerspruch, Christ und Buddhist zu sein. Wer den inneren Frieden gefunden hat, will keinen Krieg.
Vielleicht fühlen sich viele Menschen der westlichen Welt, gerade weil sie im Überfluss leben, so angezogen von Buddha. Vielleicht entwickelt deshalb die christliche Lehre gerade in Ländern der Dritten Welt diese freudige Kraft und Lebendigkeit. Armut und Chancenlosigkeit machen empfänglich für Versprechungen über Gerechtigkeit und Macht. Sie sind aber darüber hinaus ein guter Nährboden für die Entstehung von Hass und Gewalt, wie uns islamische Fundamentalisten gerade zeigen.
Nun also schwappt der Buddhismus schon seit einiger Zeit in unsere westliche Welt, genauer gesagt, seit der Zeit von Victory und Peace.
Alles ist da, im Überfluss, und macht doch nicht satt. Es gibt zwei zentrale Fragen, die sich Menschen stellen, zum einen, wenn sie jung sind und entdecken, zum anderen, wenn sie sich alt fühlen und suchen: Wer bin ich, und warum bin ich hier? Mit dem über Jahrtausende erlangten Bildungsgrad in der Gesellschaft greifen die alten Antworten nicht mehr. Liebe, Toleranz und Offenheit sind das Zuhause der Seele, Schuld und Sünde ihr Kerker, Vergebung ist die sich öffnende Tür — aber immer noch im Kerker.
Meinen Zugang zum Buddhismus habe ich über die Meditation gefunden. Zuerst die Neugier, dann die Erfahrung, wie wunderbar sie ist, wie gut es tut, den Kopf zum Schweigen zu bringen, im Hier und Jetzt zu sein. Dann das neue Gedankengut der Religion und die Erfahrung, wie sie sich mit psychologischen Konzepten verbinden lassen, die heilen und frei machen.
Hier, im Regen auf der befahrenen Straße nach Bergun, steigert sich das Missvergnügen mit jedem Meter. Ich schaue zu den Kilometersteinen, rechne die Entfernung aus, sehe das Ziel schon lange vor uns auf einem Hügel liegen, aber es will einfach nicht näher kommen. So wandern meine Gedanken wieder zurück, Jahr um Jahr, das steigert meine missmutige Laune nur noch mehr. Ich durchlebe Situationen erneut, weiß jetzt, was ich hätte tun müssen, lange schon. Gehe noch weiter zurück, führe Dialoge, die nie stattgefunden haben, weil ich erst jetzt weiß, was ich hätte sagen sollen. Wieder beginnt der Kampf im Inneren.
Mein Kopf und mein Gefühl beginnen miteinander zu streiten. Der Kopf will endlich einen dicken Strich unter die Vergangenheit machen und nach vorne schauen. Mein Gefühl aber versenkt sich immer wieder in die Vergangenheit und animiert den Kopf zur Reproduktion besonders hässlicher Bilder. Was der zwar tut, aber dann, wenn es ihm zu viel wird, wieder brüllt „jetzt ist aber endlich Schluss damit“, worauf das Gefühl aufheult und „aber ich kann es doch nicht“ wimmert. Irgendwann schaltet sich der Körper in die Diskussion ein und verkündet, dass diese ewigen Diskussionen seine Kraft aufzehren, seine Füße wehtun, der Rucksack unendlich schwer ist, die Kapuze am Kinn kratzt und Pickel macht, er sich gleich in diesem beschissenen Regen auf diesen blöden Asphalt neben diese bescheuerte Straße setzen wird, wenn er nicht langsam Unterstützung für seine Mühen bekommt. Das wirkt. Obwohl Kopf und Gefühl bei dieser Aktion trocken bleiben würden. Der Kopf kramt in seinen Erinnerungsschubladen nach konkreten Hilfsangeboten und holt den Straßenkehrer Beppo hervor, der seiner Freundin Momo erklärt, wie schlecht es ihm geht, wenn er die ganze Straße sieht, die er noch zu kehren hat. Wie müde er dabei wird und wie lustlos, weil noch so viel zu tun ist. Und wie gut es ihm geht, wenn er nur den nächsten Schritt macht und den nächsten Besenstrich. „Du darfst nie die ganze Straße sehen, Momo.... dann geht es ganz leicht...“. Was der Kopf sofort mit „Meditation tut immer gut“ erklärt. Dafür bekommt er vom Gefühl freudige Zustimmung und vom Körper ein brummeliges
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